Ekkehart Rautenstrauch

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Ekkehart Rautenstrauch 2002 in Sydney

Ekkehart Rautenstrauch (* 5. Januar 1941 in Zwickau; † 3. Januar 2012 in Nantes) war ein deutsch-französischer Künstler, der seit 1968 bis zu seinem Tod in Nantes in der Bretagne (Frankreich) lebte.

Privates Leben

Ekkehart Rautenstrauch wurde als Zweitgeborener von drei Söhnen im Januar 1941 in Zwickau geboren. Der Vater Wolfgang, einziger Lehrersohn aus Borna, war Gynäkologe und von 1939 bis 1948 im Krieg bzw. in Kriegsgefangenschaft. Er war sehr musisch veranlagt und blieb bis ins hohe Alter ein ausgezeichneter Klavierspieler. Die Mutter Annemarie, geb. Burgkhardt, älteste Tochter von fünf Kindern, stammte aus einer wohlhabenden gutbürgerlichen Familie in Zwickau. Beide Brüder der Mutter waren im Krieg gefallen. In den Kriegswirren entschlossen sich die drei Schwestern noch im Jahre 1945 in den Westen zu fliehen. Danach lebte die Familie in kleinen schwäbischen Gemeinden. Der Besuch von Zwergschule, Grundschule, Progymnasium und Gymnasium und mehrere Wohnungsumzüge spiegelten diese Nachkriegszeit wider. 1948 kehrte der Vater aus der Gefangenschaft zurück, erst ab 1954 konnte sich die Familie in Albstadt-Ebingen bleibend ihr neues Zuhause schaffen. Trotz aller Entbehrungen wurde die Jugend- und Schulzeit als unbeschwert empfunden. Aus dieser Zeit stammte ein lebenslang treuer und auch fördernder Freundeskreis.

Früh offenbarte sich eine starke musische Begabung bei "Ekke", wobei lange Zeit die Musik und das Klavierspiel im Vordergrund standen. Aber immer mehr trat die bildnerische Kunst in den Vordergrund. Das Malen wurde zur Leidenschaft; die erste Ausstellung erfolgte mit 17 Jahren.

Seine Jugend verbrachte Rautenstrauch in Baden-Württemberg. In den Jahren 1948 bis 1954 lebte er und seine Familie in Sulz am Neckar, ab 1954 in Albstadt auf der Schwäbischen Alb. Nach bestandener Reifeprüfung 1962 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Stuttgart. Danach zog es ihn nach Paris, wo er ein kleines Atelier bezog. (1967–1969). Hier lernte er seine zukünftige Frau Ségolène, eine Fotografin kennen. Mit ihr zog er 1969 in den Westen Frankreichs um. Dort, in der Region Loire Atlantique, in der Nähe von Nantes, fand er sein neues Zuhause. Aus der Ehe, die nach 20 Jahren im Jahr 1989 endete, gingen drei Kinder hervor: Alban (1972), Sylvain (1973) und Blanche (1982). Wohnungsnot und Geldknappheit prägten die nächsten Jahre. Seine französischen Freunde und Kollegen ermöglichten neue Ausstellungen, sodass die künstlerische Arbeit langsam wieder in den Vordergrund rücken konnte. 1992 kam es zu einer nur kurz anhaltenden neuen Verbindung mit Yolanda B. Ab 2000 bis zu seinem Tod 2012 lebte er mit seiner dritten Frau Muriel L. zusammen.

Am 3. Januar. 2012 ist Ekkehart Rautenstrauch in Nantes gestorben[1].

Künstlerischer Werdegang

1962 begann Rautenstrauch, nach dem Abitur am Gymnasium Ebingen, das Studium an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dort unterrichteten ihn die Professoren Heinrich Wildemann und Hannes Neuner. Besonders die Bauhaus-Künstler Lázló Moholy-Nagy und Kurt Schwitters wurden zu Vorbildern, aber auch der Einfluss Willi Baumeisters, der jahrelang zuvor in der Kunstakademie Stuttgart wirkte, prägten ihn. In den Jahren 1965–1966 folgten Studienreisen mit Malerfreunden nach Tunesien und Marokko, danach installierte er sich in Paris als freier Maler. Seine zukünftige Frau war Fotografin, er konnte sich so schnell mit den verschiedensten chemischen Prozessen bei der Entwicklung von Fotografien vertraut machen. Er begann mit Licht und den chemischen Reaktionen zu experimentieren. Die herkömmlichen Malerutensilien wie Leinwand und Pinsel wurden verlassen, es entstanden Musikzitate auf Fotopapier sowie Licht-Zeichnungen mit Graphiken. In den Jahren 1969/1970 erfolgte der Umzug von Paris nach Aigrefeuille-sur-Maine nahe Nantes (Loire-Atlantique). Rautenstrauch arbeitete nun viel in der Natur, gestaltete diese neu und hielt die Veränderung fotografisch fest. Gemeinsame Aktionen mit den benachbarten Bauern, der Einsatz ihrer bäuerlichen Gerätschaften wurden ebenso festgehalten wie im Atelier angefertigte Skizzen und Zeichnungen auf Fotopapier, Aluminiumfolien und plastifizierten Material. Stricke, Fäden, farbige Bänder und Hölzer in und vor dem Objekt bildeten einen neu erschaffenen Raum. Viele Motive fanden sich als Collagen und als Vorlagen in seinen späteren Arbeiten wieder.

Im Jahre 1972 erhielt Rautenstrauch einen Lehrauftrag an der Ecole des Beaux-Arts in Nantes, einige Jahre später entdeckte der Künstler die Stereoskopie neu. Er war fasziniert von der alten Technik, versuchte diese in seinen Arbeiten zu integrieren. Der Raum in der dreidimensionalen Technik und der Holografie ließen ihn nicht los, blieben für ihn immens wichtig. Seine Kataloge wie Raumbilder (1985), Relief-Art (1994), Kl@nghaus (1990) oder auch ZeichenRaumklang (2011) gaben dies wider. Für viele seiner Arbeiten schuf er eigens „Sehbetrachter“ (observateurs stereoscopiques), mannshohe Skulpturen, die vor dem Kunstobjekt aufgestellt wurden. Mit den auf Augenhöhe eingearbeiteten prismatisch geschliffenen Gläsern wurde das Kunstobjekt dreidimensional fixiert und gestattete dem Betrachter ein sinnliches Seh-Erlebnis. Mitte der 1990er Jahre hielten zunehmend auch die digitalen Medien wie Bildbearbeitung und Videosequenzen Einzug in seinen Arbeiten.

Raum, Klang, Farbe, das sind die wesentlichen Themen, die seine Arbeit bestimmten. Im Jahre 1982 wurde er als Professor an der Ecole d'Architecture de Nantes berufen. Wichtige Studienreisen in die europäischen Kunstzentren folgten. 2007 beendete er seine Lehrtätigkeit.

Raum Zeichen Klang

Klangbild - figure sonore, 1994

Das zentrale künstlerische Bestreben des Künstlers war es, mit Hilfe von Form, Farbe und Klang virtuelle Räume zu schaffen. Die Inspiration durch die Musik spielte für viele seiner Bilder und Kunstinstallationen eine große Rolle: So für die große Installation „Fotoband“ aus dem Jahre 1975 und später die Videomusik-Arbeit „Brachland“, die von Franz Schuberts Musik angeregte Winterreise und die Goldberg-Variationen nach Johann Sebastian Bach. Zeitgenössische Komponisten wie Karlheinz Stockhausen fanden durch Kompositionszitate einen Widerhall in Rautenstrauchs Werk. So sind manche Bilder von ihm auch als Klangkompositionen zu verstehen, die sein Œuvre immer wieder aufs Neue bereicherten.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1972 Nantes, Galerie Argos Aide à la première exposition Interpenetrations
  • 1973 Aix la Chapelle (Köln) Neue Galerie, Studion Teile zu einem Teil
  • 1975 Rennes, Maison de la Culture Le temps d'une journée
  • 1976 Nantes, Musée des Beaux Arts Fotoband (Oeuvre acquise par le Musée)
  • 1976 Decker, Rautenstrauch, Tripp : Württ. Kunstverein Stuttgart,
  • 1977 Les Sables d'Olonne, Musée des Beaux Arts
  • 1979 Nantes, Galérie Convergence Partition visuelle
  • 1982 Professeur à l'école d'Architecture de Nantes
  • 1983 Nantes, Manufacture Double Vision
  • 1985 Nantes, Raumbilder, Memory 1-X
  • 1985 München, Holographie Galerie Anaglyphen, Integraphien,Stereoskopische Objekte
  • 1988 Stadt Ostfildern für drei Augen
  • 1989 Paris Galerie Convergence Perspectives insolites
  • 1990 Berlin Birdo-Academie, Binoculare Installationen
  • 1993 Rezé, Espace Diderot, Battement de cils
  • 1993 Berlin Künstler für Europa
  • 2001 Nantes, Maison de l'Avocat, Figures sonorespour une maisonde bord de mer
  • 2005 Nantes, le Temple de gout, avec Jean-Luc Giraud, Les jours et les jours
  • 2006 La Chapelle Basse mer Memorial pour le carré des fusillées espagnols
  • 2006 Orvault, l'Odyssée,les modulations de la lyre
  • 2007 Nantes BPA Iris Portland, 3D-Gallery Urbain Spaces
  • 2007 Urbach, Museum am Widumhof Brachland
  • 2008 Nantes Galérie Conflence Kunstfabrik
  • 2008 Nantes Galerie le Rayon Vert avec Jean-Luc Giraud Pixel/Pinsel
  • 2011 Ebingen, Galerie Albstadt ZeichenRaumKlang
  • 2012 Nantes, Galerie Loire, ENSAN Debut inventaire[2]
  • 2014 Rezé, café des négociants Archis et Cie
  • 2015 Nantes, Notre Dame de Lumières Variations
  • 2017 Zwickau Galerie am Dom Hommage à Ekkehart Rautenstrauch
  • 2017 Nantes, Maison d'Avocats Dessins lumières

Literatur

  • Ekkehart Rautenstrauch: Leben und Werk. Katalog mit Beiträgen von M. Löffler, A. Kühne, C. Sorger,H. und Th. Rautenstrauch, W. Schnerring. Dussa Kunstdruck 2017 Steingaden, franz. Übersetzung: M.-O. Buchschmid ISBN 978-3-00-056547-2
  • Ekkehart Rautenstrauch: "Goldberg-Variationen von J.S.Bach", Thema mit 32 Variationen; Beitrag von Th. Rautenstrauch Selbstverlag 2011 München
  • Ekkehart Rautenstrauch: "ZeichenRaumKlang", zwischen Klangbild und 3D mit Beiträgen von K.Müller-Helle und V. Mertens (Katalog zur Ausstellung vom 6. November 2011 bis 12. Februar 2012.)
  • Ekkehart Rautenstrauch: "La troisième dimension `à travers la vision stéréoscopique", 1981, Biennale de Cholet: Vous avez dit „Bizarre“
  • Ekkehart Rautenstrauch: "L’ espace secret" oder "die Anschauung des Raums", 1976–1982, 11 Stéréogramme, Edition Auflage 200
  • Ekkehart Rautenstrauch: "Nature structure son" mit Beiträgen von J. Sauvageot und C. Souviron, Katalog zur Ausstellung in Nantes ,1977, Musée des Beaux- Arts
  • Ekkehart Rautenstrauch: "Interpénétrations" mit einem Beitrag von C. Souviron anlässlich der Ausstellung der Galerie Argos, 1972, Nantes

Einzelnachweise

  1. Le peintre nantais Ekkehart Rautenstrauch est décédé Ouest-France, le 06/01/2012
  2. Rautenstrauch, début d'inventaire d'un artiste novateur à Nantes Ouest-France, le 06/12/2012