Epitaphien der Lübecker Marienkirche

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Die Epitaphien der Lübecker Marienkirche begründeten neben den in der Kirche befindlichen Seitenkapellen den Ruf der Marienkirche als Ruhmeshalle des Lübecker Patriziats.[1] Bis zum Zweiten Weltkrieg hatten sich 84 Epitaphien in der Marienkirche erhalten. Viele von ihnen wurden beim Luftangriff auf Lübeck zerstört.

Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name mit Todesdatum Jahr Künstler Standort, Zustand, Besonderheiten und Anmerkungen Abbildung
Balemann, Heinrich
Bürgermeister († 1750)
1750 Marmor, erhalten
Bonnus, Hermann
Reformator und Superintendent († 1548)
1548 Porträt Hans Kemmer zugeschrieben seit dem Zweiten Weltkrieg im St.-Annen-Museum
Brockes, Heinrich I.
Bürgermeister († 1623)
1624 Wappenepitaph, erhalten
Brockes, Heinrich II.
Bürgermeister († 1773)
1776 erhalten
Brüning, Adolf
Ratsherr († 1702)
1702 Quellinus, Thomas 1942 zerstört, nur Fragmente erhalten
Conradi, Hinrich
Bürger († 1588)
1588 Wernecke, Jochim Holzschnitzerei im Nördlichen Seitenschiff östlich der Totentanzkapelle, verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 32.
Deginck, Kaspar von
Ratsherr († 1680)
1680 Bis 1942 im Binnenchor
Dorne, Hermann von
Bürgermeister († 1594)
1594 Wappenepitaph mittelalterlichen Typs, erhalten
Dorne, Hieronymus von
Bürgermeister († 1704)
1706 Quellinus, Thomas 1942 zerstört und nur noch als Fragment erhalten
Dorne, Konrad von
Ratsherr († 1691)
1694 1942 zerstört
Füchting, Johann
Ratsherr († 1637)
1637 Aris Claeszon Das Epitaph wurde bereits zu Lebzeiten Füchtings in den Niederlanden gefertigt. 1942 beschädigt
Fock, Hermann
Ratsherr († 1701)
1703 1942 zerstört. Abbildung erhalten als Gemälde von Heinrich Fricke (um 1915).
Glandorp, Joachim
Ratsherr († 1612)
1612 Coppens, Robert 1942 zerstört
Hermann Göttingk (und Familie) 1619 Willinges, Johannes Holzepitaph, verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 35.
Heisegger, Bartholomäus 1517 Gelbguss graviert, im St. Annen-Museum
Holsten, Walter
Kaufmann († 1573)
1578 Wernecke, Jochim Holzschnitzerei bemalt von Jost de Laval mit einem Tafelbild der Auferstehung, verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 32.
Höveln, Gotthard IV. von
Ratsherr († 1571)
1571 Benningk, Matthias Messingepitaph für den Ratsherrn und seine Ehefrau Margarethe geb. Brömse
Hoeveln, Gotthard V. von
Bürgermeister († 1609)
1609 Coppens, Robert erhalten
Hübens, Jakob
Bürgermeister († 1731)
1731 An der Westwand neben der Schinkel-Kapelle, seit 1942 nur noch Reste der Architektur vorhanden
Kerkring, Heinrich
Ratsherr († 1693)
1695 Kneller, Godfrey Holzepitaph mit Porträt von Godfrey Kneller aus dem Jahr 1676, verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 35.
Kerkring, Gotthard
Bürgermeister († 1705)
1707 Freese, Hans erhalten
Kirchmann, Johann
Rektor des Katharineum († 1643)
1643 Porträtbild von Zacharias Kniller, 1942 zerstört.
Klette, Johann Daniel
Ratsherr († 1700)
1702 Das Epitaph dieses aus Suhl zugewanderten Schonenfahrers wurde 1942 zerstört.
Christoph Gotthilf Kohlreif
Pastor († 1775)
1775 Im nördlichen Seitenschiff beim Nordostportal, 1942 zerstört. Mit einem Gemälde von Johann Jacob Tischbein (Sterbedatum und zweiter Vorname in: Die Marienkirche. In: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, S. 379 falsch genannt).
Lindenberg, Johann Caspar
Bürgermeister († 1824)
1824 erhalten
Möller, Lorenz
Bürgermeister († 1634)
1634 Gudewerth, Hans Mächtiges hölzernes Epitaph im Knorpelstil der Eckernförder Schule im nördlichen Querschiff (Totentanzkapelle)
Boetius Paysen 1570 Laval, Jost de Holzepitaph für einen 17-jährigen Schüler, gestiftet von seinem Vater, dem Flensburger Ratsherrn Paul Paysen; verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 35.
Ritter, Johann
Bürgermeister († 1700)
1700 Ein hölzernes Denkmal in riesigen Verhältnissen hing an der Nordseite des zweiten (von Osten her gesehen) südlichen Langschiffpfeilers der Marienkirche, der Kanzel schräg gegenüber. Auf einem einfachen Unterbau, der eine schlichte ovale Inschrifttafel trug, stand ein bauchiger Sarkophag. Über ihm hielten zwei Putten das auf Kupfer gemalte Brustbild des Verstorbenen; daneben saß eine trauernde weibliche Figur mit Todesemblemen. Die Rückwand bildete ein oben mit einem Kreuze abschließender mächtiger Obelisk, vor dem eine Putte mit dem von einer Kartusche umschlossenen kleinen weißen Wappenschild des Bürgermeisters schwebte. Die Form eines Sarges, der aber seinen Leichnam nicht einschließt, wie einige behaupten, machte es zu einem der bemerkenswerten Denkmäler der Kirche. Es verbrannte beim Luftangriff in der Nacht zum Palmsonntag 28./29. März 1942.
Rodde, Matthäus
Bürgermeister und Kirchenvorsteher (1598–1677)
1677 Gudewerdt Das monumentale hölzerne Epitaph war als Spätwerk des Knorpelstils durch die Eckernförder Schule um die Familie Gudewerdt inspiriert und „von wirrem Arkanthuslaub überwuchert“.[2] Es verbrannte 1942. "Epitaph für den laut Inschrift (Wochenzettel 25.-31. März und 8.-14. April 1855) am 29. November 1677 im 79. Lebensjahre gestorbenen Bürgermeister und Vorsteher der Marienkirche Matthäus Rodde. Es zeigt inmitten einer krausen, reichvergoldeten und von zahlreichen Putten sowie Statuetten und Halbfiguren belebten Blattwerkumrahmung untereinander das von einem Lorbeerkranze eingefasste Wappen des Verstorbenen (im blauen Schilde ein springender schwarzer Hund mit einem Knochen im Maule und goldenen Halsband mit Ring; auf dem Spangenhelm derselbe Hund wachsend zwischen zwei Büffelhörnern) und sein von einem Blumenkranze umrahmtes auf Kupfer gemaltes Brustbild. Zwischen Wappen und Bild sind nebeneinander die kleineren Wappen der beiden Ehefrauen des Bürgermeisters, Anna Prünster (das 1. und 4. Feld des gevierten Schildes ist rot-blau gespalten mit silberner faszettierter Teilung, das 2. und 3. Feld zeigt auf Gold einen gepanzerten Arm mit einer Fackel. Der Spangenhelm trägt zwei gepanzerte Arme die Fackeln tragen) und Katharina Schumacher (im blauen Schilde drei silberne Lilien, auf dem Spangenhelm eine silberne Lilie), und unterhalb des Porträts die Inschrifttafel angebracht. Das ursprünglich am zweiten nördlichen Chorpfeiler neben dem Altar aufgehängte Epitaph ist, als 1855 das Sakramentshäuschen näher an diesen Pfeiler gerückt wurde, an den zweiten Wandpfeiler des Süderschiffes versetzt worden" (Die Marienkirche. In: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. S. 364–365. Siehe Link unter Literatur)
Rodde, Franz Bernhard
Ratsherr († 1700)
1703 Im Stile des Thomas Quellinus, 1942 zerstört.
Rodde, Adolf Mattheus
Bürgermeister († 1729)
1729 Bis 1942 im Binnenchor.
Rodde, Hermann
Bürgermeister († 1730)
1730 An der Nordseite des sechsten (westlichsten) Norderpfeilers, monumentaler Holzaufbau mit Porträtgemälde von J.M. von der Hude, 1942 zerstört.
Siricius, Johann
Bürgermeister († 1696)
1702 1942 zerstört
Stiten, Hartwig von
Ratsherr († 1692)
1699 Quellinus, Thomas 1942 beschädigt, aber im Wesentlichen erhalten
Tesdorpf, Peter Hinrich
Bürgermeister († 1723)
1723 In der Mitte befindet sich das Brustbild Tesdorpfs und zu den Seiten sitzen die Figuren der Rechtschaffenheit und Mäßigkeit. Der Wappenspruch lautet: „Pie Honeste Temperante“ Eine kleinere Figur des Glaubens kniet mit dem Weihrauchfass auf dem oberen Gesims. Hinter dem Letzteren ist ein Wappenmantel ausgebreitet, über dem der Tod mit Hippe und Stundenglas ruht. Der Unterbau trägt den von einer gekrönten Kartusche umschlossenen Wappenschild, ein springender Hirsch, und die Schrifttafel.

Neben dem Epitaph befindet sich die Tesdorpf-Kapelle (oder Holthusen-Kapelle).[3]

Wedemhof, Bernhard
Ratsherr († 1627)
1627 Holzschnitzerei; seit 1892 im St.-Annen-Museum
Wedemhof, Heinrich
Ratsherr († 1589)
1590 Wernecke, Jochim Holzschnitzerei bemalt von Johannes Willinges (ca. 1592), seit 1942 nur Zentralbild erhalten; herausgestellt bei Walter Paatz, S. 32, S. 35.
Wedemhof, Heinrich
Bürgermeister († 1651)
1651 Holzschnitzerei; seit 1892 im St.-Annen-Museum
Westken, Johann
Bürgermeister († 1714)
1720 Hassenberg, Hieronymus Jacob Epitaph am sechsten Wandpfeiler des Südschiffs, seit 1942 Ruine; hervorgehoben bei Heinrich Christian Zietz 1820
Wickede, Gottschalck von
Bürgermeister († 1667)
1673 1942 verbrannt.
Bertold Wilms 1568 Laval, Jost de Holzepitaph, verloren 1942. Herausgestellt bei Walter Paatz, S. 35.
Winckler, Anton
Bürgermeister († 1707)
1708 Quellinus, Thomas Einziges Epitaph ohne Kriegsschäden 1942. Im Norderschiff bei der neuen Totentanzorgel.
Wickinghof, Lambert
Ratsherr († 1529)
nach 1552 Kemmer, Hans Votivbild, heute im St.-Annen-Museum
Zöllner, Daniel
mecklenburgischer Vizekanzler († 1618)
1618 Coppens, Robert Zuschreibung, 1942 zerstört und nur noch in Fragmenten erhalten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Epitaphien der Lübecker Marienkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Hasse, Marienkirche, S. 200
  2. Walter Paatz: Die Marienkirche zu Lübeck. Burg 1929, S. 32.
  3. Vermehrung des Ratssilberschatzes. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1908, Nr. 50, Ausgabe vom 13. Dezember 1908, S. 197–198.