Ernst Tugendhat

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Ernst Tugendhat (* 8. März 1930 in Brünn) ist ein deutscher Philosoph. In seinen ersten Arbeiten zeigte er sich vor allem durch Martin Heidegger und Edmund Husserl beeinflusst. Später wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter der analytischen Philosophie in Deutschland.

Biographie

Tugendhat wurde als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Familie emigrierte 1938 in die Schweiz und 1941 nach Venezuela.

In den Jahren 1946 bis 1949 studierte er Klassische Philologie an der Stanford University (USA). Daran schloss sich 1949 ein Philosophie-Studium in Freiburg an, das er 1956 mit der Promotion abschloss. Thema seiner Dissertation waren die metaphysischen Grundbegriffe des Aristoteles. Es folgte 1966 die Habilitation in Tübingen mit einer Arbeit über den "Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger". Tugendhat bewegte sich in den Fünfziger Jahren häufiger im Umfeld von Martin Heidegger, kritisierte später aber viele von dessen Thesen. In der Zeit von 1966 bis 1975 war er ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Heidelberg. Daran schloss sich eine Tätigkeit am Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg an. Er gehörte dem Institut bis 1980 an. Anschließend folgte er einem Ruf der Freien Universität Berlin und lehrte dort bis 1992 Philosophie. Es folgten Gastprofessuren in Santiago de Chile, Konstanz, Prag, Gioânia (Brasilien) und Porto Alegre. Im Jahr 1999 wurde er von der Universität Tübingen zum Honorarprofessor ernannt. Er lebt gegenwärtig in Tübingen.

Gesellschaftliches Engagement

Ernst Tugendhat ist auch friedenspolitisch und als Menschenrechtler engagiert. So war er seit 1982 Mitglied im Vorstand des Berliner "Arbeitskreises Atomwaffenfreies Europa" und ist langjähriger Schirmherr der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Auszeichnungen

2005 wurde Tugendhat der mit 50.000 Euro dotierte Meister-Eckhart-Preis verliehen.

Werke

Eine Auswahl. In der Reihenfolge des Erscheinens:

  • Tí kata tinós. Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer Grundbegriffe, Freiburg i. Br. / München 1958, 5. Auflage mit neuem Nachwort und Anhang 2003 (Symposion 2) ISBN 3-495-48080-3
  • Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, Berlin 1967
  • Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie, Frankfurt/Main 1976
  • Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung, Frankfurt/Main 1979
  • Logisch-semantische Propädeutik (gem. mit Ursula Wolf), Stuttgart 1983
  • Probleme der Ethik, Stuttgart 1984
  • Nachdenken über die Atomkriegsgefahr und warum man sie nicht sieht, 2. Auflage, Berlin 1988
  • Philosophische Aufsätze, Frankfurt/Main 1992
  • Ethik und Politik, Frankfurt/Main 1992
  • Vorlesungen über Ethik, Frankfurt/Main 1993
  • Dialog in Leticia, Frankfurt/Main 1997
  • Egozentrizität und Mystik. Eine anthropologische Studie, C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51049-3
  • Anthropologie statt Metaphysik, C. H. Beck, München 2007, 205 S., ISBN 3-406-55678-7.

Sekundärliteratur

  • Barth, Hans-Martin. „Egozentrizität, Mystik und christlicher Glaube: Eine Auseinandersetzung mit Ernst Tugendhat“ (Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 46:4 (2004), pp 467–482)
  • Bowie, Andrew. „Ernst Tugendhat, Philosophische Aufsätze“ (European Journal of Philosophy 2/3 (1994), pp 345–351)
  • Scarano, Nico & Mauricio Suárez (Hg.). Ernst Tugendhats Ethik. Einwände und Erwiderungen, München 2006 (Mit zwei Texten von Ernst Tugendhat und Beiträgen von Stefan Gosepath, Oliver Hallich, Anton Leist, Julian Nida-Rümelin, Gertrud Nunner-Winkler, Walter Pfannkuche, Friedo Ricken, Beate Rössler, Jacob Rosenthal, Nico Scarano, Holmer Steinfath, Ursula Wolf)
  • Zabala, Santiago. The Hermeneutic Nature of Analytic Philosophy. A Study of Ernst Tugendhat. New York: Columbia University Press, 2008 (Mit einem Vorwort von Gianni Vattimo und einem Dialog mit Ernst Tugendhat)

Siehe auch

  • Villa Tugendhat (Ernst Tugendhat lebte in seinen jungen Jahren in dem Haus.)

Audiodateien