„Faulbaum“ – Versionsunterschied

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=== Wurzel ===
=== Wurzel ===
Die [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] sind zunächst rötlich-gelb und werden später rot. Bei Trocknung werden sie rotbraun. Sie bilden eine endotrophe [[Mykorrhiza]]. Auf vernässten Standorten ist das Wurzelsystem ausgesprochen flach.<ref name="Schütt"/>
Die [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] sind zunächst rötlich-braun und werden später gelb. Bei Trocknung werden sie gelb-braun. Sie bilden eine endotrophe [[Mykorrhiza]]. Auf trockenen Standorten ist das Wurzelsystem ausgesprochen hoch.<ref name="Schütt"/>


=== Holz ===
=== Holz ===

Version vom 3. Juli 2013, 10:21 Uhr

Faulbaum

Faulbaum (Frangula dodonei)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
Gattung: Faulbäume (Frangula)
Art: Faulbaum
Wissenschaftlicher Name
Frangula dodonei
Ard.

Der Faulbaum (Frangula dodonei Ard., syn.: Frangula alnus Mill.[1]) ist eine in weiten Teilen Europas heimische Strauchart aus der Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae). Je nach verwendeter Systematik wird die Art auch in die Gattung Rhamnus gestellt und trägt dann den Namen Rhamnus frangula. Der Name Faulbaum geht auf den leichten Fäulnisgeruch der Rinde zurück. Die Rinde wird medizinisch als Abführmittel verwendet, die aus dem Faulbaum gewonnene Holzkohle wurde früher für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet.

Merkmale

Zweig mit Blüten
Längsschnitt durch Steinfrucht

Der Faulbaum ist ein mehrstämmiger, unregelmäßig verzweigter Strauch. Er wird meist zwei bis drei Meter hoch, die Stämme haben einen Durchmesser von rund fünf Zentimeter. Besonders auf nassen Standorten wächst er vielstämmig. Selten wächst er als kleiner, bis acht Meter hoch werdender Baum und erreicht dann Brusthöhendurchmesser von höchstens 15 cm. Junge Sträucher sind schnellwüchsig.[2]

Wurzel

Die Wurzeln sind zunächst rötlich-braun und werden später gelb. Bei Trocknung werden sie gelb-braun. Sie bilden eine endotrophe Mykorrhiza. Auf trockenen Standorten ist das Wurzelsystem ausgesprochen hoch.[2]

Holz

Das Holz ist halbringporig. Das Splintholz ist gelblich-weiß, das Kernholz gelbrot bis rot. Die Rohdichte beträgt 0,56 bis 0,6 g/cm3. Das Holz ist reich an Fasern. Die Holzstrahlen sind ein- bis dreireihig und 40 bis 50 Zellreihen hoch. Eine Borke wird nicht ausgebildet. Einzelne Literaturberichte sprechen von einer dunkelgrauen, schwach rissigen Borke bei dickeren Stämmen. Die Rinde ist rund 3,5 mm dick. Das Rindenparenchym bildet manchmal schmale, unregelmäßige Bänder. Sklereiden werden nicht gebildet. Siebröhren verlieren ihre Funktion im zweiten Jahr.[2]

Blätter

Die Blätter stehen wechselständig und sind oval bis eiförmig und ganzrandig. Selten sind sie undeutlich gezähnt. Die Spitze ist abgerundet bis kurz zugespitzt. Beide Blattseiten sind kahl und gleich hellgrün gefärbt. Der Blattgrund ist abgerundet. Die Länge reicht von 40 bis 70 mm, die Breite von 25 bis 50 mm. Der Blattstiel ist 6 bis 14 mm lang. Die Blattspreite besitzt sieben bis neun kräftige Blattadern-Paare, die bogig gekrümmt und parallel sind. An der Oberseite sind sie eingesenkt, während sie an der Unterseite deutlich hervorstehen. Im Herbst verfärben sich die Blätter gelb.[2]

Blüten

Die Blüten sind klein und unscheinbar. Sie sind zwittrig, fünfzählig, sechs bis zwölf Millimeter groß und grünlich-weiß. Sie stehen zu zweit bis zehnt in Trugdolden in Blattachseln. Die Blütenachse ist napfförmig und von einem Diskus ausgekleidet, das als Nektarium fungiert. Die Kelchblätter sind länglich und dreieckig. Die Kronblätter sind weiß und kürzer als die des Kelches. Sie sind schwach zweispaltig. Die Staubblätter sind kurz und werden von je einem Kronblatt kapuzenartig umhüllt. Die Antheren sind relativ groß, Die Staubfäden kurz. Die Narbe ist dreiteilig. Die Blütezeit reicht von Ende Mai/Anfang Juni bis in den September. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Hummeln, Schlupfwespen und Käfer.[2]

Früchte

Die Früchte sind kugelige Steinfrüchte mit zwei bis drei Kernen. Sie haben einen Durchmesser von rund acht Millimeter. Die zunächst grünen Früchte färben sich ab Juli rot und werden zur Reife ab Mitte August dann schwarz. Wegen der langen Blütezeit trägt ein Strauch meist gleichzeitig grüne, rote und schwarze Früchte. Die Früchte fallen zwischen September und Dezember ab; dadurch gibt es unter einem Strauch reichlich Verjüngung. Die Fernausbreitung erfolgt durch Vögel wie Wacholderdrosseln, Misteldrosseln und Fasane. [2]

Über die Chromosomenzahl gibt es unterschiedliche Angaben: 2n = 20, 22 oder 26.[2]

Verbreitung und Standorte

Der Faulbaum ist in Europa eine weit verbreitete Art. Er fehlt im Süden der Balkanhalbinsel, auf Sizilien, Sardinien und Korsika sowie den südöstlichen Teilen der Iberischen Halbinsel, ebenso wie in den nördlichen Teilen Skandinaviens und in Schottland. In Irland ist er selten, in England und Wales hingegen häufig. Im Osten reicht das Areal bis zum Ural und Westsibirien, Vorkommen gibt es auch im Kaukasus und in Anatolien. In Nordafrika gibt es Vorkommen in Marokko. Im östlichen Nordamerika wurde der Faulbaum eingebürgert.[2]

Der Faulbaum bevorzugt subkontinentale bis subozeanische Klimaverhältnisse. Er wächst vorwiegend auf frischen, wechselfeuchten und feuchten Böden, meidet aber Staunässe. Er wächst häufig in Erlenbrüchen, in Birkenmooren und in Auwäldern. Gegenüber dem Boden-pH-Wert ist die Art indifferent. In den Alpen kann der Faulbaum bis in Höhen von 1500 Meter vorkommen, in Anatolien steigt er bis 1700 Meter.[2]

Mensch und Faulbaum

Holzkohle

Das Holz des Faulbaums ergibt eine hochwertige Holzkohle mit geringem Ascheanteil. Diese war besonders in der Vergangenheit begehrt zur Herstellung von Schwarzpulver. Auf diese Nutzung geht auch der Trivialname „Pulverholz“ für die Art zurück.[2]

Faulbaumrinde

Faulbaum in Form der Rindendroge (Frangulae cortex)

Die getrocknete Rinde der Stämme und Zweige wird als Faulbaumrinde (Frangulae cortex) pharmazeutisch genutzt. Sie dient als dickdarmwirksames Abführmittel zur kurzzeitigen Behandlung von Verstopfung. Dazu wird die Rinde von den Stämmen und Ästen geschält und entweder an der Sonne getrocknet und danach ein Jahr gelagert oder bei höheren Temperaturen (80 bis 100 °C) künstlich gealtert. Die Droge muss mindestens sieben Prozent Glucofranguline, berechnet als Glucofrangulin A, enthalten, um den Anforderungen des Europäischen Arzneibuches zu genügen.[3]

An Inhaltsstoffen enthält die Droge die Anthrachinon-Derivate Glucofrangulin A und B, Frangulin A und B, verschiedene Frangulaemodinglykoside wie Frangulaeemodin-8-O-β-D-glucosid, sowie wenige freie Aglykone. Weiters sind Gerbstoffe und Peptidalkaloide enthalten.[3]

In der Droge liegen die Substanzen überwiegend in der oxidierten Anthrachinon-Form vor, im Gegensatz zu dem anderen Anthranoiddrogen. Sie sind weniger stark antiabsorptiv und sekretagog (verhindern weniger die Aufnahme von Wasser und Ionen aus dem Darmlumen und fördern weniger die Abgabe von Wasser und Ionen in das Darmlumen). Daraus ergibt sich die mildere Wirkung der Faulbaumrinde.[3]

Die geschnittene Droge wird als Teeaufguss (Infus) verabreicht. Faulbaumrinde ist in vielen industriellen Tees enthalten. Daneben wird der Faulbaumrindentrockenextrakt (Frangulae corticis extractum siccum normatum) mit 15,0 bis 30,0 Prozent Glucofrangulinen in Kombinationspräparaten in Form von Dragees oder Tabletten eingesetzt.[3]

Giftigkeit

Beeren, Blätter und frische Rinde sind als giftig eingestuft. Vergiftungen gelten als selten. Sie treten nach Verzehren der Früchte durch Kinder oder durch Verwendung großer Mengen frischer Rinde als Abführmittel auf. Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen bis hin zu wässrigem und blutigem Durchfall.[4]

Weblinks

Commons: Rhamnus frangula – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei The Plant List
  2. a b c d e f g h i j Peter Schütt, Ulla M. Lang: Rhamnus frangula. In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 978-3-937872-40-7, S. 247-253.
  3. a b c d Rudolf Hänsel, Otto Sticher (Hrsg.): Pharmakognosie. Phytopharmazie. 9. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-00962-4, S. 1193f.
  4. L. Roth, M. Daunderer, K. Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4. Auflage, ecomed, Landsberg 1994 (Nachdruck ISBN 3-933203-31-7), S. 355f.