„Flottendienstboot“ – Versionsunterschied
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Die Schiffe verfügen über zwei [[Radar]]anlagen und ein AISYS-[[Sonar]]gerät und Befestigungsmöglichkeiten für zwei 20-Fuß-Container. Die genauen Daten zu den an Bord vorhandenen Geräten sind nicht bekannt. Laut Internetangebot des [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesministeriums für Verteidigung]] soll es sich um elektromagnetische, hydroakustische und elektro-optische Geräte zur strategischen Informationsgewinnung in Krisengebieten handeln. Die Schiffe der Oste-Klasse können sowohl auf sich allein gestellt operieren als auch im Wirk- und Kommunikationsverbund mit anderen Einheiten und Dienststellen deutscher und internationaler Streitkräfte. |
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Die Stammbesatzung aus 36 Marineangehörigen ist für die Navigation und Betrieb des Schiffes verantwortlich, während bis zu 40 weitere Soldaten des so genannten ''Bordeinsatzteams See'' (BET See) als Aufklärungspersonal dem Bataillon Elektronische Kampfführung 912 in Nienburg (Weser) als Teil des [[Kommando Strategische Aufklärung|Kommandos Strategische Aufklärung]] unterstehen. |
Die Stammbesatzung aus 36 Marineangehörigen ist für die Navigation und Betrieb des Schiffes verantwortlich, während bis zu 40 weitere Soldaten des so genannten ''Bordeinsatzteams See'' (BET See) als Aufklärungspersonal dem Bataillon Elektronische Kampfführung 912 in Nienburg (Weser) als Teil des [[Kommando Strategische Aufklärung|Kommandos Strategische Aufklärung]] unterstehen. |
Version vom 15. Februar 2012, 18:53 Uhr
Als Flottendienstboot wird in der Deutschen Marine ein Hilfsschiff bezeichnet, das mit speziellen Sensoren ausgerüstet ist und im Bereich der strategischen Informationsgewinnung eingesetzt wird. Die gewonnenen Informationen werden direkt dem gemeinsamen Kommando Strategische Aufklärung nahe Bonn übermittelt. Im offiziellen Sprachgebrauch heißt es "Zu den Aufgaben der Flottendienstboote zählen die Sicherheit und das Aufrechterhalten der Fernmeldeverbindungen sowie die fernmelde-elektronische Aufklärung".[1]
Missionsprofil
Während des Kalten Krieges bestand die Aufgabe der damaligen Flottendienstboote Alster (A 50), Oker (A 53) und Oste (A 52) sowie ihrer Vorgänger Eider und Trave in der optischen und elektronischen Aufklärung der Seestreitkräfte des Warschauer Paktes im Ostseeraum, insbesondere der Baltischen Rotbannerflotte. Die elektronische Aufklärung erfolgte neben dem Abhören des Funkverkehrs durch Messen der elektromagnetischen Signatur der von der Gegnerseite verwendeten Radargeräte, wodurch teilweise die Identifikation bestimmter Einheiten möglich war. Deshalb wurden die Flottendienstboote anfangs auch Messboote genannt. Die optische Aufklärung bestand in der Anfertigung von Film- und Fotoaufnahmen der gesichteten Schiffe, wobei besonders die Antennenanlagen von Interesse waren. Hierzu mussten die Boote in die Nähe des „Bildmotivs“ gelangen. Diese konnten sich aber durch ihre überlegene Geschwindigkeit einer unerwünschten Ausspähung regelmäßig entziehen, da die Flottendienstboote mit ihren maximal 15 Knoten nicht mit den Zerstörern und Fregatten der Sowjets Schritt halten konnten. Auf Grund Ihrer Funktion als Aufklärer sind Flottendienstboote meist als Einzelfahrer mit langer Seeausdauer im Einsatz.
Schiffe
1960 bis 1988
Auf Grund der militärischen Verhältnisse in der Ostsee war es für die NATO und nahestehende Staaten nicht möglich, mit Kriegsschiffen in Küstennähe der Staaten des Warschauer Paktes vorzustoßen. Daher wurden Handelsschiffe und Hilfsschiffe für den Zweck der Informationsbeschaffung 'zweckentfremdet'.
Bei Alster und Oker handelte es sich um die ehemaligen Seitenfang-Trawler Mellum und Hoheweg. Die Oste war der ehemalige Bergungsschlepper Puddefjord. Ende der 1980er-Jahre wurden sie durch Neubauten ersetzt. Alster und Oker wurden 1989 und 1988 an die Türkei und Griechenland verkauft, die sie unter den Namen Yunus und Hermis für den gleichen Zweck in der Ägäis und im Schwarzen Meer einsetzten. Oste wurde 1987 verkauft und 1990 abgewrackt.
1988 bis heute
Die Deutsche Marine verfügt derzeit über drei Flottendienstboote der Oste-Klasse. Die Schiffe haben eine Länge von 84 m und erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 21 und eine Reisegeschwindigkeit von 19 Knoten.
Die Schiffe wurden 1986 bis 1988 bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion verlor der ursprüngliche Einsatzort Ostsee erheblich an Bedeutung und die Schiffe werden seither weltweit als Aufklärungsboote eingesetzt. Die Flottendienstboote gehörten früher zum Marinefernmeldestab 70 in Flensburg und wurden im Zuge der Reorganisation der Bundesmarine dem 1. U-Boot-Geschwader in Eckernförde als Teil der Einsatzflottille 1 unterstellt.
Ausrüstung
Die Schiffe verfügen über zwei Radaranlagen und ein AISYS-Sonargerät und Befestigungsmöglichkeiten für zwei 20-Fuß-Container. Die genauen Daten zu den an Bord vorhandenen Geräten sind nicht bekannt. Laut Internetangebot des Bundesministeriums für Verteidigung soll es sich um elektromagnetische, hydroakustische und elektro-optische Geräte zur strategischen Informationsgewinnung in Krisengebieten handeln. Die Schiffe der Oste-Klasse können sowohl auf sich allein gestellt operieren als auch im Wirk- und Kommunikationsverbund mit anderen Einheiten und Dienststellen deutscher und internationaler Streitkräfte.
Die Stammbesatzung aus 36 Marineangehörigen ist für die Navigation und Betrieb des Schiffes verantwortlich, während bis zu 40 weitere Soldaten des so genannten Bordeinsatzteams See (BET See) als Aufklärungspersonal dem Bataillon Elektronische Kampfführung 912 in Nienburg (Weser) als Teil des Kommandos Strategische Aufklärung unterstehen.
Die Flottendienstboote verfügen über eine kleine Bordbewaffnung zur Selbstverteidigung.
Bekannte Einsätze
Die Flottendienstboote werden seit dem Ende des Kalten Krieges vermehrt im Mittelmeer eingesetzt. Als unbewaffnete Aufklärungsboote kann das Bundesverteidigungsministerium die Schiffe ohne Mandat des Bundestages auch in kritische Weltregionen entsenden. Deshalb bleibt der genaue Zweck der Missionen der Öffentlichkeit meist verborgen.
Jugoslavien-Krieg
Ab Januar 1999 war die "Oker" im Zuge der der NATO-Kosovo Air Verifikation Mission (NKAVM) und anschließend im Zuge der Operation Allied Force in der Adria eingesetzt. [2]
Libyen 2006-2011
Im Oktober 2006 kam es zu einem Zwischenfall mit der "Alster" vor der Lybischen-Küste. Das Schiff wurde von sechs israelischen F-16-Kampfbombern überflogen. Kurz darauf kam es zu einem weiteren Zwischenfall zwischen der deutschen Marine und israelischen Streitkräften. Ein deutscher Marine Hubschrauber wurde Nachts von den israelischen F-16 Jagdbombern gefährlich bedrängt. Die "Alster" gehörte offiziell nicht zum UNIFIL-Verband, der vor dem Libanon im Einsatz ist und den Waffenschmuggel der Hisbollah über See unterbinden soll. Allerdings ghörte das Schiff zur deutschen Task-Group, also dem deutschen Anteil am Gesamtverband. Der Verteidigungsausschuss des Bundestags wurde in einer nicht öffentlicher Sitzung über den Einsatz informiert.
Im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Active Endeavour" überwachte die NATO 2011 mit vier bis fünf Awacs rund um die Uhr den Luftraum vor Libyen. Neben der Fregatte "Hamburg" (206 Mann) war auch das Flottendienstboot "Oker" (82 Mann) in der Anti-Terror-Operation beteiliegt. Außerdem gehörten die Fregatte "Lübeck" (220 Mann) und das Minenjagdboot "Datteln" (40 Mann) in diesem Zeitraum zu anderen NATO-Verbänden im Mittelmeer.
Arabischer Frühling 2011
Ein Flottendienstboot war war während des Libyen-Kriegs ohne Kenntnis des Bundestags im Mittelmeer unterwegs. Unklar ist, ob Informatioenen aus der Aufklärungstätigkeit an die NATO und deren Bomber weitergegeben wurden. Auch bleieb unklar, welche Erkenntnisse die Bundeswehr über Flüchtlinge im Mittelmeer gewonnen hat.[3]
Mittelmeer 2011-2012
Am 5. November 2011 brach die "Alster" aus Eckernförde zu einer geheimgehaltenen Mission in das Mittelmeer auf. Es handelte sich um die erste Mission im Mittelmeer, die als "nationale Aufklärungsfahrt" tituliert wurde. Die Online-Redaktion des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags berichtete, dass sowohl der Kommandant des Schiffes als auch der Geschwader-Kommandeur sich über das eigentliche Ziel der Aufklärungsfahrt bedeckt gehalten haben. In indirekter Rede wird der Kommandant mit den Aussagen wiedergegeben: "Jedoch seien nationale Aufklärungsfahrten nicht ungewöhnlich, um die deutschen Interessen zu vertreten. Wer die Zeitungsmeldungen verfolge, könne sich selbst ein Bild davon machen, in welchen Mittelmeerländern es zurzeit im Rahmen des arabischen Frühlings brodelt."[4] Die Mittelmeerfahrten dienten in den vergangenen Jahren der Überwachung des Schiffsverkehrs im Zuge der Nato-Operation "Active Endeavour" oder der Uno-Mission Unifil.[5] Bei dieser Operation ging es um ein "Lagebild" der Küste der Länder des "Arabischen Frühlings." Der Kommandant sagte an Weihnachten 2011 den Kieler Nachrichten: "Das ist uns nach den Rückmeldungen aus der Heimat bisher gut gelungen".[6]
Die "Alster" wurde laut dem Spiegel im Dezember 2011 im östlichen Mittelmeer von der syrischen Marine bedroht. Ein syrisches Kriegsschiff, vermutlich eines der beiden syrischen Fregatten der Petya-Klasse hatte Ende Dezember 2011 seine Bordkanone auf das Flottendienstboot gerichtet. Die "Alster" war 15 Seemeilen vor der Küste Syriens unterwegs.
Da es sich nicht um einen bewaffneten Einsatz handelt, befand sich die "Alster" ohne Kenntnis des Bundestags vor Syrien. Der Verteidigungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, übte nach bekantwerden des Zwischenfalls Kritik an der Geheimhaltung des Einsatzes. Auf jeden Fall müsse das Parlament informiert werden, sagte er dem Spiegel.[7]
Flottendienstboote
Nr. | Name | Klasse | Dienstzeit | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
A50 | Eider (ex-HMS Flint) | Klasse 752 (vorher 139) | 1956–1978 | ehemals brit. Isles-Klasse |
A51 | Trave | Klasse 715 (vorher 139) | 1956–1971 | |
A1449 | Hans Bürkner | Klasse 421 | 1963–1990 | gleichzeitig U-Boot-Jäger Typ B |
A50 | Alster | Klasse 422 (vorher 753) |
1960–1989 | an die Türkei verkauft |
A52 | Oste | 1957–1987 | verschrottet | |
A53 | Oker | 1961–1988 | an Griechenland verkauft | |
A50 | Alster (II) | Klasse 423 (Oste-Klasse) |
seit 1989 | 1. U-Boot-Geschwader |
A52 | Oste (II) | seit 1988 | ||
A53 | Oker (II) | seit 1988 |
Quelle
- Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute, Bernhard & Graefe Verlag Bonn 1996, ISBN 3-7637-5950-6
- Aktuelles Lexikon, Flottendienstboot, Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28. Oktober 2006.
Weblinks
- Deutsche Marine, Oste-Klasse
- Ein Bild der Alster
- Die Schiffsgestützte Fernmelde- und elektronische Aufklärung Private Webseite mit umfassenden Informationen zum Thema Elektronische Kampfführung
Einzelnachweise
- ↑ http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article427531/Flottillendienstboot-Alster-Spion-im-Auftrag-der-Regierung.html
- ↑ Marineforum 3-1999, S. 35: Oker verlegte in die Adria
- ↑ http://www.jungewelt.de/2012/01-16/054.php
- ↑ shz.de: Flottendienstboot "Alster" auf geheimer Mission, Version vom 05.11.2011, 04:50 Uhr, abgerufen am 17. Januar 2012 unter http://www.shz.de/nachrichten/lokales/eckernfoerder-zeitung/artikeldetails/article//flottendienstboot-alster-auf-geheimer-mission.html
- ↑ http://www.shz.de/nachrichten/lokales/eckernfoerder-zeitung/artikeldetails/article//flottendienstboot-alster-auf-geheimer-mission.html
- ↑ http://www.kn-online.de/lokales/rendsburg_eckernfoerde/270951-Unter-Palmen-auf-der-Alster.html
- ↑ http://www.stern.de/politik/ausland/zwischenfall-im-mittelmeer-syrische-marine-bedrohte-deutsches-spionageschiff-1773955.html