Franz Georg von Schönborn

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Franz Georg von Schönborn (um 1740)

Franz Georg Reichsfreiherr (seit 1701 Reichsgraf) von Schönborn (* 15. Juni 1682 in Mainz; † 18. Januar 1756 in Schloss Philippsburg, Koblenz), Mitglied der Adelsfamilie von Schönborn, war ab 1729 Kurfürst von Trier und Fürstabt von Prüm, ab 1732 Fürstbischof von Worms und Fürstpropst von Ellwangen.

Familie

Kurfürstliches Wappen Franz Georgs in St. Paulin (Trier)
Grabaltar Franz Georgs im Trierer Dom

Franz Georg war das neunte Kind des kurmainzischen Staatsministers Melchior Friedrich von Schönborn (1644–1717) und der Neffe des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (1655–1729). Seine älteren Brüder waren die (Fürst-)Bischöfe Johann Philipp Franz von Schönborn, Friedrich Carl von Schönborn und Hugo Damian von Schönborn. Außerdem hatte er drei jüngere Brüder und sieben Schwestern.

Franz Georg starb 1756 in seinem Schloss Philippsburg nach längerer Krankheit. Sein Herz und seine Eingeweide wurden in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Ehrenbreitstein, sein Leichnam im Dom zu Trier beigesetzt.

Von seinen Brüdern überlebte ihn nur Marquard Wilhelm (1683–1770), Dompropst von Eichstätt und Bamberg.

Leben

Ausbildung

Seine Jugendzeit verbrachte Franz Georg in Aschaffenburg, wo er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Marquard Wilhelm (1683–1770) das Jesuitenkolleg besuchte und am 19. Dezember 1695 durch den Empfang der Tonsur in den geistlichen Stand aufgenommen wurde. Gemeinsam mit dem Bruder wurde er im Jahr 1700 Domizellar am Domstift St. Peter in Trier, zu Beginn des Folgejahrs Domherr. Am 4. Mai 1701 wurde Franz Georg von Papst Klemens XI. zum Stiftspropst von St. Moritz in Augsburg berufen, wo er sich ab September aufhielt. Ab 1702 studierte er, abermals gemeinsam mit Marquard Wilhelm, in Salzburg Kirchenrecht, Philosophie und Theologie. Nach Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges verließen die Brüder das unsichere Salzburg und begaben sich nach Italien. Auf Geheiß des Vaters setzten sie ihre Studien in Siena fort, wo hauptsächlich Zivilrecht sowie Geographie und Geschichte gelehrt wurde. Nachdem die Brüder im Sommer 1704 kurz in der Heimat waren, wurden sie vom Vater an die Universität Leiden geschickt, um bis 1706 ihre juristischen Studien fortzusetzen. Bereits während ihrer Studienzeit waren die Brüder weit gereist und vom Papst und an verschiedenen Fürstenhöfen empfangen worden. Nach dem Ende des Studiums in Leiden trennten sich ihre Wege. Marquard Wilhelm fand seinen Wirkungskreis bei Bamberg.

Politik

Sein Onkel Lothar Franz von Schönborn ernannte Franz Georg zum kurmainzischen Gesandten beim Vatikan, anschließend hatte er Karl VI. in Barcelona die Nachricht von dessen Kaiserwahl zu überbringen, wofür er mit dem Ritterorden des hl. Jakobus von Compostela ausgezeichnet wurde. Bei der Kaiserkrönung 1711 in Frankfurt am Main, vollzogen durch seinen Onkel, Erzkanzler Lothar Franz von Schönborn, vertrat Franz Georg den abwesenden Reichserbkämmerer und rückte dadurch zum kaiserlichen Kammerherrn auf. Im Folgejahr 1712 wurde er Reichshofrat, 1713 war er Gesandter des Fränkischen Kreises beim Friedenskongress in Utrecht, 1717 wurde er kaiserlicher Geheimrat.

Als sein Mainzer Onkel 1729 starb und der bisherige Trierer Erzbischof in Mainz die Nachfolge antrat, war Franz Georg der aussichtsreichste Kandidat für die Kur-Nachfolge in Trier. Er wurde einstimmig gewählt und von seinem Bruder Friedrich Carl zum Priester und Bischof geweiht. Dank päpstlicher Protektion wurde er drei Jahre später auch Fürstbischof von Worms und Fürstpropst von Ellwangen.

Obwohl selbst fromm, stand Franz Georg der Aufklärung aufgeschlossen gegenüber und strebte eine Hebung der Volksbildung an. Auch verbot er einige Volksbräuche, Wallfahrten, Feiertage und den Exorzismus.

Politisch hielt Franz Georg eng zu Habsburg und sah daher in der ersten Hälfte seiner Regierungszeit seine Kurlande ständig in die Konflikte der Großmächte verwickelt. Gegen Ende seines Lebens musste er den Niedergang des Einflusses seiner Familie im Reich erkennen.

Bautätigkeit

Von Löwen gehaltenes Prunkwappen an der von Schönborn gestifteten Kirche St. Paulin in Trier
Wappen Franz Georgs an der Decke der Dirmsteiner Laurentiuskirche

In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit zog sich Franz Georg aus der Reichspolitik zurück und konzentrierte sich auf Verwaltung und Bauprojekte – u. a. die Gesamtanlage der barocken Residenz zu Ellwangen (1737–1753). Ab 1739 erweiterte er seine Residenz bei Koblenz, das Schloss Philippsburg in Ehrenbreitstein, um den Dikasterialbau. Ab 1740 ließ er von Balthasar Neumann, dem Hofbaumeister seines Bruders Friedrich Carl, ein neues Gotteshaus für seinen Sommersitz, das pfälzische Dirmstein, planen[1][2], die barocke Zweikirche St. Laurentius. Vom örtlichen Baumeister Franz Rothermel[3] umgeplant, wurde sie innerhalb von vier Jahren errichtet und 1746 geweiht. In Kesselheim ließ er bis 1752 das Jagdschloss Schönbornslust errichten, das 1794 nach der Eroberung durch französische Revolutionstruppen zerstört wurde.

Literatur

Weblinks

Commons: Franz Georg von Schönborn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Balthasar Neumann: Auftrag von der neyen Kirche zu Dirmstein, zwei Blätter mit Grundriss bzw. Westansicht, Originale im Archiv des Bistums Speyer
  2. Grünstadter Neueste Nachrichten: Eine sensationelle kunsthistorische Entdeckung, Zeitungsmeldung vom 22. Juli 1914, Original im Archiv des Bistums Speyer
  3. Franz Rothermel, Grundrissskizze, Original im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz (Speyer), Abt. 170, Nr. 698
VorgängerAmtNachfolger
Franz Ludwig von Pfalz-NeuburgErzbischof von Trier
1729–1756
Johann Philipp von Walderdorff
VorgängerAmtNachfolger
Franz Ludwig von Pfalz-NeuburgFürstbischof von Worms
1732–1756
Johann Friedrich Karl von Ostein
VorgängerAmtNachfolger
Franz Ludwig von Pfalz-NeuburgFürstpropst von Ellwangen
1732–1756
Anton Ignaz von Fugger-Glött