„Franz Klingler“ – Versionsunterschied

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== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Im Treppenhaus des Die Stadt Coburg [[Rathaus (Coburg)|Coburger Rathauses]] dankt Franz Klingler und den anderen maßgeblich Beteiligten Dr. Hans Schack, Oskar Arnold und Dr. Ernst Fritsch für Ihre Verdienste beim Anschluss von Coburg an Bayern mit einer Bronzetafel. Eine Straße in Coburg (Franz Klingler Straße) und in Neustadt b. Coburg (Klingler Str.) nach ihm benannt.
Im Treppenhaus des Die Stadt Coburg [http://www.stadt.coburg.de/gastcoburg.asp?iid=1679&mid=201/ Stadt Coburg] dankt Franz Klingler und den anderen maßgeblich Beteiligten Dr. Hans Schack, Oskar Arnold und Dr. Ernst Fritsch für Ihre Verdienste beim Anschluss von Coburg an Bayern mit einer Bronzetafel. Eine Straße in Coburg (Franz Klingler Straße) und in Neustadt b. Coburg (Klingler Str.) nach ihm benannt.
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Version vom 10. April 2010, 15:44 Uhr

Franz Klingler (* 14. Mai 1875 in Oettingen; † 15. Juli 1933 in Coburg) war ein deutscher Politiker (SPD). Der ausgebildete Kaufmann war unter anderem Staatsrat des Freistaates Coburg, Abgeordneter im bayrischen Landtag und Schriftleiter des Coburger Volksblatts.

Leben und Beruf

Franz Klingler, dessen Mutter bei der Geburt und desseb Vater 1885 starb, wuchs ab dem 10. Lebensjahr als Waise auf und erhielt eine jesuitische Erziehung. Er absolvierte erfolgreich eine kaufmännische Lehre in München und arbeitete nach einer Wanderschaft als Holzarbeiter und Packer sowie anschließend als kaufmännischer Angestellter in einer Holzwarenfabrik in Ostheim vor der Rhön. 1903 trat in die Sozialdemokratische Partei ein und wurde Funktionär des Deutschen Holzarbeiterverbandes, 1906 heiratete er, 1908 organisierte Klingler einen Streik, in der Folge wurde er entlassen.[1]

Franz Klingler am 28.01.1906

Im Jahr 1910 zog Franz Klingler nach Coburg, wo er am 8. April in den coburgischen Bürgerverband aufgenommen wurde. In Coburg war er anfangs als Angestellter tätig. 1911 war Klingler maßgeblich an der Gründung des Coburger Volksblatts beteiligt und von 1912 bis 1933 Chefredakteur der am 24. März 1912 erstmalig erschienenen Arbeiterzeitung, die ab dem 1. April werktäglich erschien. Von 1912 bis 1914 musste Klingler des Öfteren nach Beleidigungsprozessen Gefängnisstrafen verbüßen. Im Jahr 1914 übernahm er den Vorsitz der Coburger SPD und der Filiale des Holzarbeiterverbands. Im Zeitraum vom Mai 1915 bis November 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil.

1910 wurde Franz Klingler als 91. Mitglied im Arbeiter-Sängerchor Coburg aufgenommen, 1919 im Verein Arbeiterpresse Unterstützungs-Vereinigung. 1926 führten Franz Klingler und Ernst Dalibor das Kreisfest des 7. Kreises vom Arbeiter-Turn- und Sportbund, Freie Turnerschaft Coburg e.V. an. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Coburger Landesstiftung und Mitbegründer des „Coburger Heimatvereins“, der heutigen „Historischen Gesellschaft“.

Franz Klingler war einer der Hauptgegner der Nationalsozialisten in Coburg. Am 15. Januar 1930 wurde er von zwei SA-Männern in Coburg überfallen und bewusstlos geschlagen. Am 15. Juli 1933 starb er an den Folgen eines Herzleidens im Coburger Landkrankenhaus.

Politik

Am 9. Februar 1919 erfolgte die Wahl zur ersten Volksvertretung des Freistaats Coburg, der Coburger Landesversammlung. Die SPD errang die absolute Mehrheit mit sieben von elf Sitzen, von denen einer Klingler inne hatte. Die neue Staatsregierung wurde am 10. März 1919 gebildet. Sie bestand aus den Staatsräten Franz Klingler und Reinhold Artmann, beide SPD und dem verbeamteten national-liberalen Staatsrat Hermann Quarck, der schon von 1914 bis 1919 Staatsrat im Herzogtum Sachsen-Coburg war. Nach dem Rücktritt von Quarck am 8. Juli 1919 übernahm Klingler den Vorsitz der Regierung und Hans Schack wurde dritter Staatsrat.

Der gebürtige Bayer Franz Klingler engagierte sich während seiner Regierungszeit besonders stark und erfolgreich, im Widerspruch zu seiner Partei, für die Vereinigung des Freistaates Coburg mit dem Freistaat Bayern.

Walter Schneier schrieb dazu in der Heimatbeilage der Neuen Presse vom 19. Februar 1985 unter der Überschrift „Revolution“ in Coburg 1918:
«Die verantwortlichen Männer des Freistaates Coburg kamen sehr schnell zu der Überzeugung, dass dieser kleine Staat auf die Dauer nicht lebensfähig sein konnte. Nach der Trennung von Gotha und der Klärung der herzoglichen Vermögensverhältnisse stand daher für den kleinen Freistaat Coburg die wichtigste Frage an: an wen sollte es sich für seinen Fortbestand anschließen – an Thüringen oder an Bayern? Beide Staaten waren stark daran interessiert, den Freistaat Coburg zu bekommen und es wurde viel versprochen. Ein Anschluss an Thüringen lag in der damaligen Zeit sehr nahe, da die wirtschaftlichen Verhältnisse Coburgs mehr nach Thüringen als nach Bayern neigten.
Es gab aber verantwortliche Männer, die einen weitschauenden Blick hatten, an der Spitze Franz Klingler. Er hat sich, obwohl im nur ein kleiner Kreis von Parteianhängern zu Seite stand, rückhaltlos für den Anschluss an Bayern eingesetzt. Am 12. Juni 1919 fuhr Franz Klingler mit den Coburger Abgeordneten nach Bamberg um mit der bayerischen Regierung zu verhandeln. Ihre wichtigsten Anliegen waren die Erhaltung der Schulen und der (Industrie- und ) Handelskammer , die Unterstützung des Landkrankenhauses und des Theaters, die Einrichtung eines Landgerichts als Ersatz für das (Herzogliche) Staatsministerium und die Nutzung der Domänen.»

Wichtig in der Anschlussfrage war der Rechts- und Verfassungsausschuss der Landesversammlung, in dem mit dem SPD-Abgeordneten Franz Klingler und den Demokraten Hans Woldemar Schack und Ernst Külbel die Befürworter des Bayernanschlusses die Mehrheit hatten gegenüber den Sozialdemokraten Reinhold Artmann und Bernhard Lauer, die zu Thüringen neigten. Der Ausschuss formulierte unter anderem die Abstimmungsfrage: Soll Coburg dem Gemeinschaftsvertrag mit den thüringischen Staaten beitreten.

Für den Ausgang der Abstimmung wird entscheidende Arbeit Klingler und Schack zugerechnet, Klingler als Politiker und Schack als Jurist.[2]

In einer Vielzahl von Versammlungen warb Franz Klingler für seine Meinung das das Abstimmungsergebnis am 30. November 1919, bei dem 26.102 Stimmen gegen und nur 3.466 Stimmen für Thüringen abgegeben worden waren, bewies, dass seine unermüdliche Arbeit von Erfolg gekrönt war.[3]

Am 14. Februar 1920 erfolgte dann in München nach dreitägigen Verhandlungen die Unterschrift unter den ausgehandelten Staatsvertrag und das Schlussprotokoll. Für Coburg unterschrieben an erster Stelle Franz Klingler als Vorsitzender des Staatsrats und Ernst Fritsch, der als damaliger coburgischer Ministerialdirektor mit unterzeichnete. Für den Freistaat Bayern setzten Ministerpräsident Johannes Hoffmann und Justizminister Ernst Müller-Meiningen ihre Unterschrift unter das Dokument.

1919 kandidierte Franz Klingler zum ersten Mal für den Coburger, später für den Bayerischen Landtag, in den er dann bei allen folgenden Wahlen bis 1932 mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde.

Ehrungen

Im Treppenhaus des Die Stadt Coburg Stadt Coburg dankt Franz Klingler und den anderen maßgeblich Beteiligten Dr. Hans Schack, Oskar Arnold und Dr. Ernst Fritsch für Ihre Verdienste beim Anschluss von Coburg an Bayern mit einer Bronzetafel. Eine Straße in Coburg (Franz Klingler Straße) und in Neustadt b. Coburg (Klingler Str.) nach ihm benannt.

Sonntagsanger 9, Coburg

Die Coburger SPD ehrt ihren ehemaligen Vorsitzenden Franz Klingler im Willy-Brandt-Haus, Sonntagsanger 9 in Coburg, durch die Widmung eines Geschäftsraums. Im Eingangsbereich befindet sich eine Ausstellung zur lokalen und regionalen Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, in der auch Klingler gedacht wird. Letztlich aus den ihr zugeflossenen Zahlungen aus der Wiedergutmachung der Enteignung des Volksblatts erwarb die Konzentration GmbH, ein Unternehmen im Eigentum der SPD, im Jahr 1983 das Anwesen.

Literatur

  • Jürgen Erdmann: Coburg, Bayern und das Reich 1918–1923. Druckhaus und Vesteverlag A. Rossteutscher, Coburg 1969, Seite 35.
  • Klaus Freiherr von Andrian-Werburg: Die Zusammensetzung der coburgischen Volksvertretung bei der Vereinigung Coburgs mit Bayern. In:Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1969.
  • Günther Schmehle: Coburg und die deutsche Arbeiterbewegung. Dissertation zur Erlangung der Dotkorwürde an der Universität Bamberg, Bamberg 1980
  • Alfred Sauerteig:Coburger Zeitungsgeschichte. Veste-Verlag, 1949 Coburg

Einzelnachweise

  1. Harald Bachmann: Coburgs Anschluß an Bayern vor 75 Jahren. In:Coburger Geschichtsblätter, 3. Jahrgang, Heft 3, 1995.
  2. Rudolf Backert: Ein Schicksalstag für Coburg. In: Neue Presse, 24. November 1979
  3. Walter Schneier: „Revolution“ in Coburg 1918. In: Heimatbeilage der Neuen Presse, 19. Februar 1985