Friedrich Herz

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Friedrich „Fred“[1] Herz (* 1929[2] in Bottrop)[3] ist ein deutscher Pilot und Söldner, der durch seinen Einsatz im Biafra-Krieg bekannt wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herz absolvierte während des Zweiten Weltkriegs eine Pilotenausbildung bei der Luftwaffe, wo er den Dienstgrad eines Fähnrichs erreichte.[4] Bei der Bundeswehr diente er als Fluglehrer bei der Flugzeugführerschule FFS-C in Uetersen.[5]

Dort machte er die Bekanntschaft nigerianischer Flugschüler, die sich nach der Sezession Biafras dem neu gegründeten Staat anschlossen. Von ihnen ließ er sich seiner eigenen Darstellung zufolge als Ausbilder bei den neu gegründeten Luftstreitkräften der Streitkräfte Biafras anwerben, wo er im September 1967 eintraf. Während Herz Wert darauf legte, sich erst an Kampfhandlungen beteiligt zu haben, nachdem die nigerianischen Streitkräfte Zivilisten bombardiert hatten,[2] wurde er anderen Zeitzeugen zufolge angeheuert, um einen von zwei B-25-Bombern zu fliegen, die Biafra kurz zuvor gekauft hatte. Bereits kurz nach seiner Ankunft flog Herz bis zu drei Angriffe pro Tag gegen nigerianische Artilleriestellungen. Nach einem Nachtangriff gegen einen nigerianischen Flugplatz machte die von Herz gesteuerte B-25 am 3. Dezember 1967 aufgrund eines Pilotenfehlers eine Bruchlandung, bei der der Navigator ums Leben kam. Herz erlitt einen Beinbruch und verlor einen Finger. Als er nach der Rekonvaleszenz im Januar 1968 nach Biafra zurückkehrte, gab es für ihn zunächst keine Einsatzmöglichkeiten mehr, weil Biafra nicht mehr über einsatzbereite Flugzeuge verfügte.[6] Im Oktober des gleichen Jahres kaufte Herz in Frankreich Ersatzteile, angeblich für zivile Nutzung, sowie Ausrüstung für die Pilotenausbildung in Biafra ein.[2]

Nach einer fast zweijährigen Pause wurde Herz Pilot in einer der Biafra Babys genannten Staffeln von MFI-9B. Die von Carl Gustaf von Rosen gegründete Einheit attackierte nigerianische Flugplätze, Truppenansammlungen und Ölfördereinrichtungen. Ende September 1969 war Heinz der einzige Ausländer unter den zehn Piloten der Luftstreitkräfte von Biafra.[7] Im November soll Herz auch eine der neu eingetroffenen T-6 bei einem Angriff auf Port Harcourt gesteuert haben, bei der mehrere MiG-17 zerstört wurden.[8] Im Dezember 1969 kehrte Herz für den Weihnachtsurlaub nach Deutschland zurück, kurz darauf war der Biafra-Krieg zu Ende.[9] Auf der MFI-9B hatte Herz 172 Einsätze geflogen und zuletzt den Rang eines Majors innegehabt.[4]

Im Jahr 1970 schlug Herz ein Angebot der CIA aus, als Angestellter der Fluggesellschaft Air America in Kambodscha Kampfeinsätze gegen den Vietcong zu fliegen.[3]

Mitte der 1970er Jahre wurde Herz zu vier Jahren Haft verurteilt, weil er 500 Pistolen vom Typ Ceska Vzor mit dem Flugzeug aus der Tschechoslowakei nach Bayern geschmuggelt hatte.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael I. Draper: Shadows. Airlift and Airwar in Biafra and Nigeria, 1967–1970, Hikoki Publications 1999, UK ISBN 1-902109-63-5
  • Frederick Forsyth: The Biafra Story. The Making of an African Legend, Pen & Sword, Barnsley 2007, ISBN 1-84415-523-4, pp. 111–153
  • Laurent Joachim: Der Einsatz von „Private Military Companies“ im modernen Konflikt. Ein neues Werkzeug für „Neue Kriege“?, Lit-Verlag Münster, 2010, ISBN 978-3-643-10665-0
  • Jürgen Roth: Sie töten für Geld. Die Söldner – eine Reportage, Knaur, München 1992, ISBN 3-426-03996-6, S. 88–92

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Ist das der letzte Einsatz oder nicht?“ Spiegel-Interview mit dem deutschen Biafra-Kampfpiloten Friedrich Herz. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1969, S. 92 (online3. Februar 1969).
  • Der Graf und die Raketen-Babys, Spiegel Online 12. Januar 2010
  • Kristjan Runarsson: Fleas versus Falcons over Biafra, Details zu den Einsätzen der Biafra Babys auf www.antiigbopogrom.com (2002 / 2007, englisch)
  • Tom Cooper: Der Luftkrieg zwischen Biafra und Nigeria (Memento vom 7. März 2014 im Internet Archive) (2003, englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frederick Forsyth: The Biafra Story. The Making of an African Legend, Pen & Sword, Barnsley 2007, ISBN 1-84415-523-4, p. 122
  2. a b c „Ist das der letzte Einsatz oder nicht?“ Spiegel-Interview mit dem deutschen Biafra-Kampfpiloten Friedrich Herz. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1969, S. 92 (online3. Februar 1969).
  3. a b Verrückter Michel. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1970, S. 84 (online20. Juli 1970).
  4. a b Besser als Phantom. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1971, S. 97–98 (online28. Juni 1971).
  5. Michael I. Draper: Shadows. Airlift and Airwar in Biafra and Nigeria, 1967–1970, Hikoki Publications 1999, UK ISBN 1-902109-63-5, p. 43
  6. Michael I. Draper: Shadows. Airlift and Airwar in Biafra and Nigeria, 1967–1970, Hikoki Publications 1999, UK ISBN 1-902109-63-5, p. 43ff
  7. Michael I. Draper: Shadows. Airlift and Airwar in Biafra and Nigeria, 1967–1970, Hikoki Publications 1999, UK ISBN 1-902109-63-5, p. 227ff
  8. Frederick Forsyth: The Biafra Story. The Making of an African Legend, Pen & Sword, Barnsley 2007, ISBN 1-84415-523-4, p. 147
  9. Michael I. Draper: Shadows. Airlift and Airwar in Biafra and Nigeria, 1967–1970, Hikoki Publications 1999, UK ISBN 1-902109-63-5, p. 246
  10. Waffen sind das Bombengeschäft. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1976, S. 54–68 (online13. Dezember 1976).