Friedrich Salomon Rothschild

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friedrich Salomon Rothschild (hebräisch פרדריק סולומון רוטשילד; geb. 17. Dezember 1899 in Gießen; gest. 6. März 1995 in Israel) war ein deutsch-israelischer Neurologe und Psychoanalytiker. Er prägte den Begriff „Biosemiotik“ in seiner Arbeit von 1962.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rothschild wuchs in Gießen als Sohn eines Kaufmanns auf, der seine Waren in den umliegenden Dörfern verkaufte. Bis zur zweiten Klasse wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten, doch sein Lehrer entdeckte seine intellektuelle Begabung und empfahl den Eltern, ihn auf eine höhere Schule zu schicken. Ab der dritten Klasse besuchte er ein Realgymnasium und legte 1918 als zweitbester Schüler das Abitur ab. In den folgenden sechs Monaten diente er beim Militär und arbeitete schließlich unter dem leitenden Arzt der Armee. Anschließend studierte er Medizin an den Universitäten Gießen und München.[2]

Von 1925 bis 1928 arbeitete Rothschild mit der Psychotherapeutin Frieda Fromm-Reichmann und dem Psychoanalytiker Erich Fromm in Heidelberg zusammen, von 1928 bis 1933 mit Kurt Goldstein in Frankfurt am Main. Er wurde von der Philosophie Ludwig Klages’ beeinflusst, mit dem er korrespondierte.[3]

1936 emigrierte er nach Palästina und nahm später die israelische Staatsbürgerschaft an.[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe seiner Karriere beschäftigte sich Rothschild mit Problemen der Körper-Geist-Beziehung, insbesondere mit der Beziehung zwischen Gefühlen, Wahrnehmungen und Gedanken des Menschen und seinem zentralen Nervensystem. Unter dem Einfluss von Ludwig Klages, dem Begründer der modernen Graphologie, erstreckten sich Rothschilds Studien auf das Gebiet der Ausdruckswissenschaft: Mimik, Pantomime, Physiognomik und Graphologie. Sein Buch Symbolik des Hirnbaus (1935) baut auf diesen Ideen auf, und ein späteres Werk, Das Zentralnervensystem als Symbol des Erlebens (1958), verbindet diese Theorien mit wissenschaftlichen Entwicklungen wie der Kybernetik, der Neurophysiologie und der Kommunikationstheorie.[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Symbolik des Hirnbaus, Berlin 1935
  • Das Ich und die Regulationen des Erlebnisvorganges, Basel 1950
  • Das Zentralnervensystem als Symbol des Erlebens, Basel/New York 1958

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Klages, F. S. Rothschild: Briefwechsel 1929–1956. Eingeleitet und herausgegeben von Astrid Thome. Hrsg.: Astrid Thome. Karl Alber, Baden-Baden 2023, ISBN 978-3-495-99548-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. F. S. Rothschild: Laws of symbolic mediation in the dynamics of self and personality. In: Annals of New York Academy of Sciences. Band 96, 1962, S. 774–784, doi:10.1111/j.1749-6632.1962.tb50161.x.
  2. Günter Ammon: Würdigung des Lebens und Werkes von Professor Dr. Friedrich S. Rothschild. In: Dynamische Psychiatrie. Band 116, Nr. 3. Pinel, 1989, ISSN 0012-740X, S. 186 (online [PDF; 21,0 MB]).
  3. a b Louis Miller: Rothschild, Friedrich Salomon. In: Fred Skolnik (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 17. Thomson Gale, 2007, ISBN 978-0-02-865945-9, S. 493.
  4. Rothschild, Friedrich Salomon. In: Biographische Handbücher der deutschsprachigen Emigration nach 1933. De Gruyter Oldenbourg, Berlin / Boston 2022 (englisch, online [abgerufen am 26. August 2023]).