Front Deutscher Äpfel

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Die Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) ist eine 2004 in Leipzig gegründete satirische Organisation, die rechtsextreme Parteien, insbesondere die NPD, parodiert.

Programm

Die Front Deutscher Äpfel, bisweilen auch verkürzt „Apfelfront“ genannt, vertritt politische Forderungen zur Reinhaltung deutschen Obstbestandes. Die Organisation bezeichnet sich als „Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“.

Die zentralen Forderungen der Organisation lauten:

  1. Beendigung der Überfremdung des deutschen Obstbestandes durch Aufpropfen fremder Arten
  2. Schließung der Grenzen für Südfrüchte ("Grenzen dicht für Fremdobst!")
  3. Beseitigung von faulem Fallobst ("Macht Fallobst zu Mus!")

In Erklärungen, bei öffentlichen Auftritten und auf ihrer Website bemüht sie sich ähnlich den originalen rechten und rechtsextremen Internetangeboten um ausschließliche Benutzung deutscher Sprache und ahmt absichtlich das öffentliche Erscheinungsbild rechtsextremistischer Organisationen nach. Dabei wird die Homepage zur „Heimseite“, die Website zur „Weltnetzseite“ und das Diskussionsforum zum „Brett“.

Insbesondere die von der NPD und ihrem Fraktionsvorsitzenden im Sächsischen Landtag Holger Apfel in der Öffentlichkeitsarbeit benutzten Begriffe, Redewendungen und Stilmittel wie „Grenzen dicht!“ greift die Apfelfront auf und setzt sie betont deutlich ein, ändert aber die inhaltliche Stoßrichtung ab auf Obstbau und Obstverwertung mit der Absicht, politische Aussagen als Torheiten witzig zu überzeichnen.

Geschichte und Aktionsformen

Die Front Deutscher Äpfel wurde im Anschluss an Wahlkampf und Wahlen zum Sächsischen Landtag am 19. September 2004 gegründet. Die Gruppe um den Gründer Alf Thum versteht sich weniger als politisch Linke, denn als Nicht-Rechte. Sie bezeichnen sich mehr als Künstler, die mit dem gewohnten Demo-Gegendemo-Ritual brechen.

Die Jugendorganisation der Front heißt „Nationales Frischobst Deutschlands“ (NFD). Assoziert im „nationalen Kampf“ ist die Vereinigung „Bund weicher Birnen“ (B.W.B.). Laut der Sächsischen Zeitung hatte die F.D.Ä. im Juni 2005 15 Mitglieder, die NFD 25 Mitglieder. Nach eigenen, aktuelleren Angaben liegt die Mitgliederzahl bereits bei 30 Mitgliedern der F.D.Ä. und 50 Mitgliedern der NFD.

Seit ihrer Gründung tritt die Apfelfront bei allen größeren NPD- und Neonazi-Aufmärschen insbesondere in Ostdeutschland auf, so z.B. erstmals auf der Neonazi-Kundgebung am 13. Februar in Dresden, auf der von Christian Worch angemeldeten Demonstration am 1. Mai 2005 in Leipzig und am 8. Mai 2005 in Berlin. Außerdem beteiligten sie sich auf dem im Juni von der deutschen Bundesregierung veranstalteten Jugend-Politik-Festival Berlin 05. Die Apfelaktivsten und -aktivistinnen treten dabei mit schwarzen Anzügen auf, weshalb sie sich selbst als „bestangezogenster schwarzer Block aller Zeiten“ bezeichnen. Am linken Arm tragen sie eine rote Armbinde mit einem schwarzen Apfel im weißen Kreis, die stark an die Armbinde mit dem Hakenkreuz aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Die Akteure reagieren damit auf die Übernahme ursprünglich linker Codes und Kleidungsstücke wie der Kufiya oder Che Guevara-T-Shirts durch Rechtsextremisten.

Kritik

Nicht selten löst der Auftritt der Apfelfront zunächst Verstörung aus, zumal die Zeichen und Fahnen auf die Ferne und den schnellen Blick nicht sofort als Parodie zu erkennen sind. In Webforen finden sich trotz der offensichtlichen Übersteigerung immer wieder Anfragen, wie ernst es die Apfelfront mit ihren Forderungen meinen würde. Kritiker meinen weiterhin, ihre Auftritte seien kontraproduktiv, und es wären Akteure zugange, die sich in ihren „Kostümfaschismus“ hineingesteigert haben und so die faschistischen Zeichen letztlich stärker als die Parodie blieben.

Siehe auch: Humor, Karikatur, Spaßpartei, Kommunikationsguerilla

Literatur

Film

Weblinks