Fulbert-Stollen

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Koordinaten: 50° 24′ 3,4″ N, 7° 16′ 0″ O

Mundloch des Deliusstollens

Der Fulbert-Stollen ist ein mittelalterlicher Wasserlösungsstollen am Laacher See. Er wurde aufgefahren, um den Wasserspiegel zu stabilisieren und Land am Seeufer zu gewinnen.

Der Swisttaler Geodät und Archäologe Klaus Grewe nimmt an, dass eine dendrochronologisch nachgewiesene Dürrezeit in den Jahren ab 1164 die Voraussetzung für den Stollenbau war. Grewe benannte den Stollen deshalb nach Abt Fulbert von Laach (1152 bis 1177). Nach Grewe sollte der Stollen die im Bau befindliche Abtei Maria Laach vor Hochwasser schützen.[1] Neuere Quellen nehmen eine Entstehung bereits während der Römerherrschaft an.[2][3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Laacher See liegt in der Caldera des Laacher Vulkans und hat keinen natürlichen Abfluss. Den Wasserstand bestimmte neben dem Grundwasserspiegel wesentlich die Niederschlagsmenge, sodass die Höhe des Wasserspiegels schwankte. Mit dem Stollen als Überlauf wurde ein Höchstwasserstand festgelegt.

Der 880 m lange, rund 3 m hohe und mindestens 1,30 m breite Stollengang führt vom Laacher See durch den umgebenden Kraterring nach Süden. Über den Laachgraben fließt das Wasser in den bis heute genutzten Laacher Mühlteich bei Mendig.

Der Stollen wurde in der sogenannten Kanatbauweise vorgetrieben, d. h. auf der abgesteckten Achse des Stollens wurden zunächst etwa 30 senkrechte Lichtlöcher bis zur vorgesehenen Sohle abgeteuft, von denen aus dann der Vortrieb jeweils in beide Richtungen erfolgte. Diese Technik war schon den Römern nachweislich bekannt.

Geschichte [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stollen verbrach Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde unter Abt Dietrich II. von Lehmen wieder aufgewältigt, wie aus erhaltenen Rechnungen bekannt ist.

Nach der Säkularisation des Klosters 1802 verfiel der Stollen. Zwischen 1840 und 1845 ließen die Familien Delius und von Ammon, die damaligen Eigentümer des Klosterguts und des Sees, parallel einen etwa 5 m tiefer liegenden und 1060 m langen Stollen (Delius-Stollen) treiben, wobei der Fulbert-Stollen zum Teil mit dem Haufwerk versetzt wurde. Die Fläche des Sees nahm durch die Absenkung des Wasserspiegels um 48 Hektar ab, wodurch in gleicher Größe Land gewonnen wurde.[4]

Vom Fulbert-Stollen ist heute über Tage nichts mehr zu sehen. Das Mundloch lag südlich des heutigen Deliusstollenmundlochs in der Obstplantage. Über den Deliusstollen ist der alte Fulbert-Stollen noch zu kleinen Teilen begehbar.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Grewe: Der Fulbert-Stollen am Laacher See. Eine Ingenieurleistung des hohen Mittelalters. In: Zeitschr. Arch. Mittelalter 7, 1979, S. 107–142.
  • Klaus Grewe: Der Karlsgraben bei Weißenburg i. B. und der Fulbert-Stollen von Maria Laach. In: U. Lindgren (Hrsg.): Europäische Technik im Mittelalter 800–1400. Tradition und Innovation. Berlin 1996; S. 111–115.
  • Klaus Grewe: Der Fulbert-Stollen am Laacher See (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.): Rheinische Kunststätten. Heft 513). 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Neuss 2009, ISBN 978-3-86526-042-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fulbertstollen (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) auf der Webseite der Gemeinde Brohltal

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Grewe: Der Fulbert-Stollen am Laacher See. Eine Ingenieurleistung des hohen Mittelalters. Zeitschr. Arch. Mittelalter 7, 1979, 107–142.
  2. Gerd Otto: Der Fulbert-Stollen, eine Ingenieurleistung des hohen Mittelalters? In: Heimatforschung in der Eifel. 2006, archiviert vom Original am 1. August 2012; abgerufen am 21. April 2016.
  3. Hubertus Ritzdorf: Römische Wasserleitungen am Mittelrhein. Hrsg.: Archäologische Denkmalpflege Amt Koblenz (= Archäologie an Mittelrhein und Mosel. Band 15). Landesamt für Denkmalpflege, Koblenz 2005, ISBN 978-3-929645-09-5.
  4. Guido Kaspari: Der Fulbert-Stollen am Laacher See. In: Heimatjahrbuch 1995. Landkreis Ahrweiler, S. 66 f, abgerufen am 4. April 2016.