„Paselstollen“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 53: Zeile 53:
-->
-->
Seit 1952 wurde in diesem Stollen, direkt an der alten Gangspalte ein Radonkurbetrieb eingerichtet.
Seit 1952 wurde in diesem Stollen, direkt an der alten Gangspalte ein Radonkurbetrieb eingerichtet.

== Die Therapie ==
Die Gasteiner Heilstollen Therapie ist weltweit einzigartig, in der gemeinsam mit der[[Radonbalneologie | Radontherapie]] die [[Hyperthermie]]behandlung zum Einsatz kommt. Diese Kombination macht den Gasteiner Heilstollen zum intensivsten Kurmittel im Tal. Die Therapie wird vor allem für chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut eingesetzt. Der Gasteiner Heilstollen ist das größte (an der Anzahl der Patienten gemessene) Therapiezentrum für Patienten mit Morbus Bechterew.

Vor der ersten Heilstollentherapie findet eine ärztliche Untersuchung durch die Mediziner im Gasteiner Heilstollen oder durch einen ortsansässigen Gasteiner Kurarzt statt. Ein Stollenzug bringt bis zu max. 118 Patienten pro Einfahrt (108 Sitzplätze, 10 Plätze im Liegewaggon) in den Therapiebereich des Gasteiner Heilstollens, der sich in 5 unterschiedliche Stationen aufgliedert. Die Therapiestationen unterscheiden sich in Wärme und Luftfeuchtigkeit. Die Einfahrt in Badebekleidung dauert 90 Minuten, wobei davon ca. 60 Minuten liegend im Therapiebereich verbracht werden. Jede Einfahrt wird von technischem und medizinischem Personal begleitet. Im Anschluss an die Therapie stehen Ruheräume im Gesundheitszentrum zur Nachruhe für die Patienten zur Verfügung.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 7. Juni 2012, 00:25 Uhr

Koordinaten: 47° 4′ 48,9″ N, 13° 5′ 50,9″ O

Karte: Land Salzburg
marker
Paselstollen

Der Gasteiner Heilstollen ist ein seit 1943 bestehender Stollen bei Böckstein im Gasteinertal, Land Salzburg. Er wurde zur Goldgewinnung vorgetrieben und wird seit 1952 heute als Kureinrichtung der Radonbalneologie genutzt. Die Zusammensetzung des Klimas im Gasteiner Heilstollen (Wärme 37-41,5 °C, Luftfeuchtigkeit 75-100 %, Radongehalt 44 Becquerel je m³ Stollenluft) ist weltweit einzigartig.

Lage und Daten

Das Stollenportal liegt etwa 2 Kilometer westlich des Bahnhof Böckstein in Richtung Sportgastein, am Fuß des Radhausbergmassivs in 1290 m ü. A. Seehöhe.

Der Stollen wurde fast 2 Kilometer (1888 m Stollenlänge) Richtung Süd vorgetrieben, die lichten Maße waren: Höhe 3,40 m, Sohlenbreite 3,40 m, und Firstbreite 3,0 m.[1]

Geschichte

Das Radhausbergmassiv ist ein altes, und gut erschlossenes Goldbergbaugebiet, die Schürfrechte wurdem mit dem Anschluss Österreichs 1938 von der Republik (Bundesschätze) auf die Preuß-A.G. übertragen.[2] Als man 1940 mit dem Anschlag des Pasel-Stollens in Böckstein begann, um die alten Stollen am Radhausberg zu unterfahren, waren allein bergmännische Überlegungen maßgebend – man war auf der Suche nach Gold. Schon 1943 wurde der Vortrieb, der auch unter Einsatz etwa 2 Dutzend polnischer Zwangsarbeiter erfolgte, wegen mangelnder Ergiebigkeit eingestellt.[1]

Gasteiner Kur-, Reha- und Heilstollen Betriebsges.m.b.H.
Rechtsform Gmbh
Gründung 1952 (Rechtsform 2002)
Sitz Böckstein, Österreich
Mitarbeiterzahl 48[3]
Umsatz 3,30 Mio € (Schätzung)[3]
Branche private Kur- und Krankenanstalt
Website gasteiner-heilstollen.com

Stattdessen fand man hohe Gesteins- und Lufttemperaturen und eine über dem Normalbereich liegende Konzentration von Radon in der Stollenluft. Diese Besonderheiten und Hinweise auf Heilwirkungen des Stollenklimas bei der Belegschaft des seinerzeitigen Bergbaubetriebes, veranlassten die Universität Innsbruck 1946 mit umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen zu beginnen.[4]

Die hohe natürliche Hintergrundstrahlung des Gasteinertals war schon seit der Jahrhundertwende bekannt,[5] im Gasteiner Stollen liegt die Konzentration im Jahresmittel bei etwa 44.000 Becquerel je m³ Atemluft. Die effektive Strahlendosis einer 3-wöchigen Kur mit 10 Anwendungen im Gasteiner Heilstollen beträgt etwa 1,8 mSv. Diese Werte liegen somit deutlich unterhalb der mittleren jährlichen natürlichen Strahlenexposition von 2,4 mSv (UNSCEAR 2000; Kaul 2003) bzw. sie liegen innerhalb der Variationsbreite der jährlichen natürlichen Strahlendosis. Diese umfasst einen Bereich von etwas 1 bis 10 mSv pro Jahr (UNSCEAR 2000) und kann vereinzelt, regional geologisch bedingt, diesen auch weit überschreiten. In Gebäuden wird, aufgrund der angenommenen Lebensaufenthaltsdauer, ein Richtwert von 200–400 Bq/m³ als Obergrenze angenommen.[6]. Diese Richtwerte von Radon in der Innenraumluft (Wohnbereiche und Arbeitsplätze) sind aufgrund der um Größenordnungen auseinanderliegenden Dosisbereiche von der Radontherapie grundsätzlich zu unterscheiden.

1951 wurde durch die Vorstände des Forschungsinstituts Gastein und der medizinischen Klinik der Universität Innsbruck in ihrem Gutachten der Behandlung im Stollen ein „Heilwert“ zugesprochen, welcher „dem der Badekuren in Gastein gleichkommt, bei einer beachtlichen Anzahl von Krankheiten aber den Wert aller bisher gebräuchlichen, auch der modernsten Behandlungsmethoden übertrifft“.[4]

Der Stollen ist nach Curt Pasel, Geheimem Bergrat im Reichs- und Preußischen Wirtschaftsministerium, benannt.[7]

Geologie

Der Gasteiner Paselstollen folgt mit seinen Stollenstrecken einem ca. 25 Mio. Jahre alten Erzgang, welcher steil in große Tiefen (bis 3000 m) des Radhausberges hinabreicht. Dieser Erzgang entstand im Zuge der Alpidischen Gebirgsbildung durch Dehnung der durch den damaligen Nordschub Afrikas hochgefalteten Gesteinsmassen entlang der Gebirgsachse. Die Druckentlastung beim Aufreißen der tiefen Gangspalte läßt ein Aufsteigen und Absetzen sulfidischer Metallerze aus den unterlagernden alten Schiefern der Habachformation zu, die den Riss bis zur Oberfläche mit edelmetallreichen Erzen füllen.

Am Ende der letzten Europäischen Eiszeit versickern große Massen an Schmelzwässern entlang jüngerer unvererzter Spalten (Fäulen) in den Berg, welche die ca. 3000 m mächtige Gneisabfolge langsam bis zum dichten Schieferboden (Formation des Tauernfensters) durchwässern, sich dort aufwärmen und als heiße Wässer wieder nach oben steigen. Die beim Aufstieg in höhere (= kältere) Gesteinsschichten neuerliche Abkühlung erzeugt langsam einen großräumigen und langfristigen Wasserkreislauf, der über Tausende von Jahren die Spurenelemente des Gneises (Radium, Fluor und Chrom) löst und im Wasser anreichert. Das im heißen Wasser gelöste Radium zerfällt weiter in Radon und aus dem Fluor entstehen in Verbindung mit Wasser starke Säuren, die letztlich auch die Metalle des Erzganges angreifen und zersetzen.

Erst die starke, manchmal bis zu 1000 m tiefe Erosions-Eintiefung der alpinen Täler nach Ende der Eiszeit lässt die im Gneis des Radhausbergs lange Zeit gefangenen Massen von Schmelzwässern an der tieferen nordöstlichen Talsohle in Form heißer, radonhaltiger Quellen austreten. Wie bei einem gefüllten Eimer, welcher an seinem Rand (= Quellhorizont bzw. Höhenlage der Quellen) überläuft, tritt aus den Quellen immer nur jene Menge an Wasser aus, welche durch die jährliche Schneeschmelze/Niederschläge im weitläufigen Einzugsgebiet dem Gesamtsystem regelmäßig zufließt (diese Tiefenstruktur wird Mallnitzer Mulde genannt).

Die fortgeschrittene Lösung der Edelmetallerze in der Gangspalte wurde auf Höhe des ältesten (ersten) Talbodens selbstverständlich gestoppt, da das Thermalwasser aufgrund seiner frühesten Quellaustritte hier nicht mehr höher im Berg aufsteigen konnte. Dies ermöglichte letztlich später einen regen historischen Gold- und Silberbergbau entlang der über 1000 m über dem Talboden gelegenen Ausbisse des Erzganges, bis in Tiefen von ca. 400 m (Bergwerk Radhausberg/Hieronymushaus, Knappenbäudelsee)

Erst in den 1940er Jahren versuchte man mit dem Vortrieb des 2 km langen horizontalen Paselstollens den Radhausberg samt seinem vermeintlich bis in die ewige Tiefe reichenden Erzgangs nur knapp (200 m) über dem heutigen Talboden zu unterfahren. Statt der erhofften Erze fand man jedoch nur heißen radonhaltigen Wasserdampf, der über die leere Gangspalte aus der Tiefe (vom ca. 200 m tiefer liegenden heutigen Quellhorizont) aufstieg und die umgebenden Gesteine bis auf ca. 40°C aufgewärmt hatte. Seit 1952 wurde in diesem Stollen, direkt an der alten Gangspalte ein Radonkurbetrieb eingerichtet.

Die Therapie

Die Gasteiner Heilstollen Therapie ist weltweit einzigartig, in der gemeinsam mit der Radontherapie die Hyperthermiebehandlung zum Einsatz kommt. Diese Kombination macht den Gasteiner Heilstollen zum intensivsten Kurmittel im Tal. Die Therapie wird vor allem für chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut eingesetzt. Der Gasteiner Heilstollen ist das größte (an der Anzahl der Patienten gemessene) Therapiezentrum für Patienten mit Morbus Bechterew.

Vor der ersten Heilstollentherapie findet eine ärztliche Untersuchung durch die Mediziner im Gasteiner Heilstollen oder durch einen ortsansässigen Gasteiner Kurarzt statt. Ein Stollenzug bringt bis zu max. 118 Patienten pro Einfahrt (108 Sitzplätze, 10 Plätze im Liegewaggon) in den Therapiebereich des Gasteiner Heilstollens, der sich in 5 unterschiedliche Stationen aufgliedert. Die Therapiestationen unterscheiden sich in Wärme und Luftfeuchtigkeit. Die Einfahrt in Badebekleidung dauert 90 Minuten, wobei davon ca. 60 Minuten liegend im Therapiebereich verbracht werden. Jede Einfahrt wird von technischem und medizinischem Personal begleitet. Im Anschluss an die Therapie stehen Ruheräume im Gesundheitszentrum zur Nachruhe für die Patienten zur Verfügung.

Literatur

  • F. Scheminsky: Der Thermalstollen von Badgastein-Böckstein. Tyrolia, Innsbruck 1965. Darin u.a.: Christof Exner: Die Geologie des Thermalstollens und seiner Umgebung; Karl Zschocke: Der Goldbergbau in den Hohen Tauern und die Auffahrung des Radhausberg-Unterbaustollens (Pasel-Stollen, Thermalstollen, Heilstollen) in Böckstein bei Badgatein.
  • Josef Zötl, Johann E. Goldbrunner: Die Mineral- und Heilwässer Österreichs: Geologische Grundlagen und Spurenelemente. Gabler Wissenschaftsverlage, 1993, ISBN 978-321182396-5; Kapitel Heilquellen im Grenzbereich der Nördlichen Kalkalpen der Grauwackenzone und im inneralpinen Tertiär. 5.2. Die Heilwasserbereiche im Tauernfenster, S. 81–97 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. a b Karl Zschocke: Jahresbericht über den Vortrieb des Radhausberger Unterbaustollens für das Jahr 1940. Böckstein, 7. Feber 1941; Geschichte des Gasteiner Goldbergbaus. Der Bau des Paselstollens (Radhausbergunterbaustollen bzw. Heilstollen). Arbeitsbericht, Böckstein, 3. Januar 1943. Beide veröffentlicht in Der Radhausberg. Zeitschrift für Montanforschung zum Gasteiner Goldbergbau (1940 und 1943 als Webdokument, beide mfzr.org)
  2. vergl. Sitzung des Gewerkenrates der Gewerkschaft Rathausberg am 2. August 1938. Niederschrift (auf mfzr.org)
  3. a b Gasteiner Kur-, Reha- und Heilstollen Betriebsgesellschaft m.b.H in Böckstein, Firmenbuchdaten, Creditreform/firmenabc.at
  4. a b Univ.-Prof. Dr. F. Scheminzky: “Der Thermalheilstollen von Badgastein-Böckstein – seine Geschichte, Erforschung und Heilkraft.“
  5. so etwa H. Mache: Über die Radioaktivität der Gasteiner Thermen. Sitzungsberichte d. Kais.Akad.Wiss., mathem.-naturwiss.Kl., Abt. IIa, 23, Wien 1904, S. 13
  6. Informationen über Radon. Das österreichische Radonprojekt (ÖNRAP), Harry Friedmann, Faculty of Physics-Nuclear Physics, Uni Wien
  7. Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger, Oswald Reiche: Geschichte Salzburgs. Band 2 Stadt und Land., 1991, S. 2626