Gilów (Niemcza)

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Gilów
Girlachsdorf
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Hilfe zu Wappen
Gilów Girlachsdorf (Polen)
Gilów
Girlachsdorf (Polen)
Gilów
Girlachsdorf
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Dzierżoniowski
Gmina: Niemcza
Geographische Lage: 50° 43′ N, 16° 46′ OKoordinaten: 50° 43′ 19″ N, 16° 45′ 40″ O
Einwohner: 697
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Pfarrkirche in Gilow
Tatarenschanze bei Gilow

Gilów (deutsch Girlachsdorf; veraltet auch Girlsdorf) ist ein Dorf in der Stadt-und-Land-Gemeinde Niemcza (Nimptsch) im Powiat Dzierżoniowski in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gilów liegt etwa sechs Kilometer westlich von Niemcza (Nimptsch), 15 Kilometer östlich von Dzierżoniów (Reichenbach), und 49 Kilometer südwestlich von Breslau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lange vor der eigentlichen Gründung von Girlachsdorf existierte in der Nähe am sogenannten Höllengrund ein eisenzeitlicher Stützpunkt, der später im Volksmund als Tatarenschanze bzw. Schanzenberg bezeichnet wurde. Archäologen wiesen bei seit 1958 durchgeführten Ausgrabungen an dem drei bis vier Hektar großen Areal die Überreste einer befestigten Siedlung aus dem 9. bis 10. Jahrhundert nach. Neben Spuren eines freistehenden Ofens und Gebäuden, wurden auch bewegliche Artefakte, wie Sporen, Beschläge und Keramiken geborgen. Am Fuße des Hügels ließ sich ein Erddamm nachweisen. Möglicherweise steht der Standort in Zusammenhang mit der Burg Nimptsch und könnte den dortigen Bewohnern als provisorisches Lager bei Brandkatastrophen gedient haben.[1]

Der Ort wurde 1387 als Girlachsdorff erwähnt. Der deutsche Name lässt auf eine Gründung im Zuge der Ostkolonisation durch deutsche Siedler schließen. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Girlachsdorf 1741/42 an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Girlachsdorf in den Landkreis Reichenbach eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Seit 1815 gehörte Girlachsdorf zum Regierungsbezirk Reichenbach und nach dessen Auflösung 1820 zum Regierungsbezirk Breslau in der Provinz Schlesien. 1792 umfasste Girlachsdorf im Fürstentum Schweidnitz:[2]

  1. den Tschirschky-Anteil mit zwei Vorwerken, einem Schulhaus, 16 Bauern, 17 Gärtnern, elf Häuslern, und 275 Einwohnern;
  2. den Seidlitz-Anteil mit einer katholischen Kirche die früher evangelisch war, einem Pfarr- und ein Schulhaus, 13 Bauern, 11 Gärtnern, 15 Häuslern und 213 Einwohnern;
  3. die Kolonie Johannisthal mit einigen im Wald gelegenen Häusern.

1845 zählte der Julius Ferdinand Nitschke gehörende erste Anteil 78 Häuser, ein herrschaftliches Wohnhaus, zwei Vorwerke, 640 Einwohner (davon 138 katholisch), eine evangelische Schule, eine Lokalie, eine Wassermühle, eine Windmühle, zwei Schankhäuser, eine herrschaftliche Brauerei, eine Brennerei, ein Wirtshaus, 22 Baumwollwebstühle, zwei Leinwebstühle, 18 Handwerker, sechs Händler und 239 Rinder.

Der zweite dem Landesältesten, Leutnant und Landrat von Prittwitz-Gaffron gehörende Anteil zählte 51 Häuser, 347 Einwohner (davon 137 katholisch), gepfarrt zur evangelischen Kirche in Ober Panthenau, eine katholische Pfarrkirche mit Pfarrwidum, eine katholische Schule, wozu außer Girchlachsdorf, Guhlau und Johannisthal gehörten, eine Lokalie, eine Wassermühle, eine Rustikalbrennerei, zwei Wirtshäuser, 19 Baumwollwebstühle, vier Leinwebstühle, acht Handwerker und vier Händler. Zur katholischen Parochie waren gepfarrt: Girlachsdorf, Guhlau, Johannisthal, Groß Ellguth, verbunden waren: Olbersdorf und Güttmannsdorf.[3]

Südlich von Girlachsdorf lag der sogenannte Girlsberg, an dem früher weißgrauer und blauer Kalkstein gewonnen wurde. Außerhalb des Dorfes, an der Straße nach Nimptsch in der Nähe des Schlosses, befand sich der sogenannte Höllengrund, auch Storch-Feldstraßen-Kretscham genannt. Der Hügel an der Straße über dem Berg wurde Tatarenschanze genannt. Jenseits des Berges lag der romantische Höllengrund.

Mit der Übernahme durch sowjetische Truppen und polnische Administration wurde Girlachsdorf in Gilów umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht schon vorher geflohen war – vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. Gilów ist heute Teil der Landgemeinde Niemcza.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • katholische Pfarrkirche
  • Schloss Girlachsdorf
  • Schlosspark
  • Tatarenschanze

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gilów, Lower Silesian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-mitteleuropas. J. G. Herder-Institut, 1974, ISBN 978-3-87969-104-3 (google.com [abgerufen am 1. April 2021]).
  2. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Hemmerde und Schwetschke, 1792 (google.de [abgerufen am 1. April 2021]).
  3. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845 (google.de [abgerufen am 1. April 2021]).