„Großbodungen“ – Versionsunterschied

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=== Kemnot ===
=== Kemnot, Kemenate
Die Kemnot ist abgeleitet von Kemenat und bedeutet Frauengemach. In der Kemnot wurden Lebensmittel für die Bewohner und Futter für das Vieh aufbewahrt, für den Fall, dass eine Not kam.
Die Kemnot ist abgeleitet von Kemenat und bedeutet Frauengemach. In der Kemnot wurden Lebensmittel für die Bewohner und Futter für das Vieh aufbewahrt, für den Fall, dass eine Not kam.



Version vom 18. Januar 2011, 13:08 Uhr

Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Großbodungen ist ein Ortsteil der Gemeinde Am Ohmberg im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Großbodungen ist einer der wenigen Orte im Landkreis Eichsfeld, die nicht zum historischen Eichsfeld gehören.

Geografie

Der Ort ist ca. 30 Kilometer von Nordhausen entfernt und ist von sechs weiteren kleinen Dörfern umgeben: Neustadt, Wallrode, Kleinbodungen, Werningerode, Epschenrode und Hauröden.

Geschichte

Großbodungen wurde um 842 gegründet. Schon zur Zeit des salisch-fränkischen Königs Heinrich IV. existierte die Siedlung.

Nördlich vom Ort führte im Mittelalter eine wichtige Ost-West-Straße vorbei, die das Weserumland über Duderstadt mit Nordhausen und dem Südharz verband. Im Ort war wohl deshalb der Sitz eines germanischen Adligen. Es wurde 1186 ein „Herewardus de Bodungen gen. Hans“ erwähnt, der ein Lehensmann der Grafen von Lohra war. Er saß auf einer Burg, die durch Gräben gesichert war und auf einer kleinen Terrasse links des Hainröderbachs aus dem Ohmgebirge das Wasser der Bode zu floß. Von dieser mittelalterlichen Burg sind der Turm, Tonnenkeller und Sockelgeschoß der kompletten Anlage erhalten. Zusammen mit dem späteren Fachwerkaufbau stellt sie heute noch eine kleine Herrenburg dar. Mit der „Festung“ kontrollierte man damals die genannte Straße. Diese Burg wurde im Bauernkrieg nicht zerstört.[1][2]

1124 wurde Großbodungen erstmals urkundlich erwähnt. Bis 1307 war es Bestandteil der Grafschaft Lohra, danach der Grafschaft Honstein, ab 1461 Amtsbezirk mit den Amtsdörfern Hauröden, Wallrode und Kraja. 1593 ging der Ort an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen und 1664 erhielt der Ort das Marktrecht, jährlich wurden 3 Kram- u. Viehmärkte abgehalten. Die Existenz des Löschwesens in Großbodungen kann durch eine Reparaturquittung der Löschspritze aus dem Jahr 1719 belegt werden. Von 1815 bis 1945 gehörte der Ort zu Preußen (Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt), 1894 war es Sitz eines Amtsgerichts. 1911 erhielt Großbodungen einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. 1912 wurde die neue Schule als 5-Klassenschule eingeweiht, 1918 der erste Kindergarten eröffnet.

1939 mussten 30 Zwangsarbeitskräfte aus Polen und der Ukraine im Sägewerk Krause und bei Bauern arbeiten. Mehr als 20 Frauen und Männer mussten in Wallrode Zwangsarbeit leisten[3] 1961 wurde die Schule zur zehnklassigen Polytechnischen Oberschule erweitert, 1983–1984 wurde eine neue Turnhalle gebaut und Schulanbau. Ab diesem Zeitpunkt wurden in Großbodungen Schüler aus Neustadt, Neubleicherode, Steinrode I und II, Wallrode und Großbodungen unterrichtet.

Am 1. Dezember 2010 wurde Großbodungen mit den Gemeinden Bischofferode und Neustadt zur Gemeinde Am Ohmberg zusammengeschlossen und verlor damit seine Eigenständigkeit.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

Jahr Einwohner
1885 1068
1933 1436
1939 1499
1994 1601
1995 1579
Jahr Einwohner
1996 1587
1997 1581
1998 1549
1999 1547
2000 1526
Jahr Einwohner
2001 1541
2002 1532
2003 1523
2004 1511
2005 1512
Jahr Einwohner
2006 1464
2007 1440
2008 1429
2009 1402
2010
Datenquelle (ab 1994): Thüringer Landesamt für Statistik

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg

Um 1200 erbaut das Ortsadelsgeschlecht der Herren von Bodungen - auch „de Asseburg, de Asleburc“ genannt nach ihrer salischen Ministerialentätigkeit auf der Hasenburg - die Burg in Großbodungen als einfache Wehr- und Fluchtburg 1329 erfolgt der Ausbau der Bodunger Burg zu Wohnzwecken durch die Familie von Bodungen. Hiervon zeugt ein frühgotischer Schlussstein über dem Eingangstor auf dem Schlossplatz. Vor 1370 verlassen die Herren von Bodungen ihren Stammsitz, geben ihr Lehen auf und übersiedeln auf das Eichsfeld, wo sie in Martinfeld einen neuen Stammsitz errichten. Die Herrschaft Lohra, zu der das Amt Großbodungen seit spätestens 1370 gehört, gelangt an die Grafen von Hohnstein Seit dem Jahre 1431 steht die Hohnsteinische Herrschaft Lohra unter der Oberlehnsherrschaft der Herzöge von Kursachsen. Das Amt Großbodungen ist zu dieser Zeit (1433-1460) an die Ritterfamilie Resenhut verpfändet. Im Jahre 1461 erfolgt die Belehnung der Grafen von Hohnstein, Schwarzburg und Stollberg durch den kursächischen Herzog u.a. mit Lohra und Großbodungen zur gesamten Hand: Es ist die erste urkundliche Erwähnung der Burg in Großbodungen Den protestantische Glauben führen die Hohnsteiner seit 1546 in ihrer Grafschaft und damit auch in Großbodungen ein. Während der größte der Teil der Grafschaft Hohnstein 1573 unter die Oberlehnsherrschaft des Halberstädter Stifts gelangt, bleibt das Amt Großbodungen als Enklave unter kursächsischer Oberlehnsherrschaft (Bleicheröder Permutationsrezess 1574). Die Burg ist zu dieser Zeit an die Familie Hans von Berlepsch verpfändet. Hans von Berlepsch war der Sohn des bekannten Wartburghauptmanns Berlepsch, der Martin Luther auf der Wartburg Unterschlupf bot. Die Berlepschs bewirtschaften Burg und Gut außerordentlich erfolgreich und nehmen ab ca. 1575 einen umfangreichen Umbau vor, durch den die Burg ihre heutige architektonische Gestalt mit einem Fachwerkinnenhof erhält. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) ruiniert die Familie wirtschaftlich; sie geben ihr Pfand auf. Im Jahre 1633 lösen die Grafen von Schwarzburg als Erbfolger der Grafen von Hohnstein das Bodunger Pfand von den Berlepschs aus. In der Folge dient die Burg als Wirtschafts- und Domänenverwaltung und kommt zu Wohnzwecken außer Gebrauch. Mit dem Staatsvertrag 1816 infolge der Napoleonischen Kriege wird Großbodungen preußisch, lediglich das Kammergut und die Burg bleiben bis 1920 fürstlich-schwarzburgische Domäne Infolge der Kriegsniederlage Deutschlands und des Rücktritt des Schwarzburgischen Fürstenhauses 1918 wird Großbodungen in der Weimarer Republik (1919-1933) Teil des Landes Thüringen, Burg und Domäne gehen in Gemeindebesitz über. Im Nationalsozialismus dient die Burg in den Jahren 1941-44 als Landheim des Bundes Deutscher Jugend (BDJ). Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 wird Großbodungen der ,Sowjetisch-besetzten Zone (SBZ) zugeordnet und fällt von 1949 bis 1989 unter die Sozialistische Diktatur in der DDR. Die Burg verfällt zusehends. Mit der Deutschen Einheit wird Großbodungen Teil des Landes Thüringen. 1994 verkauft die Gemeinde Großbodungen die mittlerweile als Denkmal stark bedrohte Burg in den Besitz der Grafen von Westphalen zu Fürstenberg. Seitdem haben Prof. Dr. Raban Graf und Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.

Im Jahre 1998 wurde die Galerie in der Burg gegründet. Die Galerie veranstaltet Kunstausstellungen sowie Vortrags- und Leseabende zu Themen aus Kunst und Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Traditionhabender am letzten Sonntag im Juni stattfindende Tag der Rose, das Kulturprogramm zum Tag des Offenen Denkmals immer am 2ten Sonntag im September sowie der gräfliche Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerk regelmäßig am 1. Adventssonntag. Das aktuelle Programm findet sich u.a. www.galerie-in-der-burg.de

=== Kemnot, Kemenate Die Kemnot ist abgeleitet von Kemenat und bedeutet Frauengemach. In der Kemnot wurden Lebensmittel für die Bewohner und Futter für das Vieh aufbewahrt, für den Fall, dass eine Not kam.

Die Kemenate ist neben der Burg eines der wichtigsten Denkmale im historischen Ortskern von Großbodungen – 200 Meter entfernt . Im Mittelalter war die Kemenate ein mit der Bodunger Burg korrespondierendes Gebäude im Besitz der Herren von Bodungen. Nach dem Wegzug der Eigentümerfamilie von Bodungen 1417 ging neben der Burg auch die Kemenate an die Grafen von Hohnstein, ab 1593 an die Grafen von Schwarzburg über. Nach dem 30jährigen Krieg errichtete im Jahre 1663 der erste später schwarzburgische Amtmann, Thomas Billeb, der mehr als 34 Jahre dieses Amt verwaltete und in dessen Amtszeit Bodungen zum Marktflecken erhoben wurde, die Kemenate in ihrer heutigen architektonischen Form. Als zweiflügelige Fachwerkanlage, die in den Außenfassaden durch kunstfertiges Fachwerk geprägt ist, steht sie Besuchern offen. Um 1770 wurde der Innenbereich umfangreich neugestaltet: barocke Wandpaneele, Türen und Kreuzstockfenster sowie qualitätsvolle Holzfußböden zeugen heute noch von diesen Sanierungsmaßnahmen. Nach regem Besitzerwechsel wurde die historische Kemenate von Gerlinde und Raban von Westphalen in den letzten Jahren aufwendig saniert. Bekannt geworden ist die „Kemnot“ als Wohnhaus des in Nordhausen geborenen Schriftstellers Karl Duval (1807-1853), der 1845 in Großbodungen das bekannte Buch „Das Eichsfeld“ mit kunstvollen Lithografien verfasste. Heute finden Besucher in den Räumen der wieder zur Burg gehörenden historischen Kemenate die „Galerie in der Burg“. Ihr kulturelles Angebot reicht von Ausstellungen zu landes-, kultur- und naturgeschichtlichen Themen sowie zur darstellenden Kunst. Veranstaltungen zu Fragen aus Kunst und Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ergänzen das Veranstaltungsprogramm. Besondere Anziehungspunkte sind seit Jahren der „Tag der Rose“ – immer am letzten Sonntag im Juni, der „Tag des Offenen Denkmals“ am 2. Sonntag im September und der „Großbodunger Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerk“ in der Galerie am 1. Adventssonntag. In der Kemenate befindet sich das stimmungsvolle "Café in der Kemenate". (www.galerie-in-der-burg.de)

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

  • Werner Steinmetz: Das Dorf im Tal: Großbodungen und sein Umland in der Geschichte. 2., unveränd. Auflage. Mecke, Duderstadt 1997, ISBN 3-932752-08-2
  • Gerlinde von Westphalen: Die Burg in Großbodungen: Zur Geschichte eines Denkmals im Eichsfeld. 3. Auflage. Grossbodungen 2006, ISBN 3-00-013062-4

Einzelnachweise

  1. Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, 2000, S. 34 ISBN 3-86134-631-1.
  2. M. Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, S. 116 ISBN 3-910141-43-9.
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 35, ISBN 3-88864-343-0