Guadalupe Nettel

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Guadalupe Nettel (2018)

Guadalupe Nettel (* 27. Mai 1973 in Mexiko-Stadt) ist eine mexikanische Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nettel wurde 1973 in Mexiko-Stadt geboren.[1][2] Nach eigener Aussage waren Nettels Eltern linksliberale Intellektuelle. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählte sie, sie habe Teile ihrer Kindheit gemeinsam mit ihrer Mutter in einer Banlieu in Frankreich verbracht, „als einzige Lateinamerikanerin unter Arabern.“[1] Ihre Mutter habe in Frankreich promovieren wollen. Neben Aix-en-Provence lebte Nettel zeitweise auch in Paris, Montreal und Barcelona.[3] Ihre Kindheit war durch gesundheitliche Einschränkungen bedingt durch einen angeborenen Katarakt im rechten Auge geprägt.[4] Ihr grundlegendes Studium unternahm sie an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko im Fach Hispanistik. Anschließend promovierte sie in Paris.[5] Nach dem Abschluss ihres Studiums kehrte sie – gegen ihr eigenes ursprüngliches Vorhaben – wieder nach Mexiko zurück.[1] Sie ist Herausgeberin des renommierten mexikanischen Literaturmagazins La Revista de la Universidad de Mexico.[1]

Nettel arbeitete lange als Journalistin und veröffentlichte mehrere Bücher.[5] Mehrere ihrer Romane erhielten internationale Anerkennung und wurden mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet oder für diese nominiert. Daneben veröffentliche sie auch mehrere Sammelbänder von Kurzgeschichten.[2] Ihr Debütroman El huésped greift eine gleichnamige Kurzgeschichte von Amparo Dávila auf;[6] Nettels Buch handelt von einer jungen Frau, die mehr und mehr von einem inneren Geist kontrolliert wird, der im Gegensatz zu ihrem einst fröhlichen Charakter steht. Eingebettet wird die Geschichte vom Innenleben der jungen Frau in ihr äußeres Leben, in dem sich die junge Frau immer mehr in einer „diffuse[n] Gegensatzstruktur“ verfängt.[7] Nettels autobiografischer Roman El cuerpo en que nací (2011) wird aus Sicht einer erwachsenen Frau erzählt, die im Gespräch mit einem Psychoanalytiker nach und nach die Geschichte ihrer Kindheit aufdeckt, die jener von Nettel entspricht.[8] Susanne Klengel schrieb 2013 über Nettels Frühwerk, dass es geprägt sei von einer „Vorliebe für exzentrische Situationen, für Personen mit eigenartigen Obsessionen und Phobien“.[9]

2013 transferierte sie in ihrer Kurzgeschichtensammlung El matrimonio de los peces rojos als ausschließlich menschlich wahrgenommene Verhaltensweisen auf die Tier- und Pflanzenwelt und stellte so das traditionelle Verständnis vom Leben der Tiere und Pflanzen infrage.[10] In ihrem dritten Roman Después del invierno (2014), der unter dem Titel Nach dem Winter (2018) auch ins Deutsche übersetzt wurde, thematisiert Nettel anhand einer mexikanischen Studentin in Paris und eines kubanischen Lektors in New York City den Umgang mit Einsamkeit in der lateinamerikanischen Diaspora.[11] 2020 beschäftigte sie sich in dem Roman La hija única mit dem Thema Mutterschaft bzw. Muttersein.[12]

Ehrungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane

Kurzgeschichtensammlungen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Guadalupe Nettel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Karin Janker: Schriftstellerin über ihr Heimatland: „Trumps Präsidentschaft hat auch positive Effekte für Mexiko“. In: sueddeutsche.de, Süddeutsche Zeitung, 28. April 2018. Abgerufen am 2. März 2024.
  2. a b Guadalupe Nettel. In: thebookerprizes.com, Booker Prize Foundation, 2023. Abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  3. Ana Fernández Abad: Guadalupe Nettel: “Vivimos desorientados. Antes creíamos en el progreso y ahora tenemos la sensación de que nos estamos desbarrancando”. In: elpais.com, El País, 29. November 2023. Abgerufen am 2. März 2024 (spanisch).
  4. Helen Vassallo: Interview with Guadalupe Nettel, author of Bezoar and Other Unsettling Stories. In: Translating Women, blogs.exeter.ac.uk, University of Exeter, 24. August 2020. Abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  5. a b Guadalupe Nettel. In: perlentaucher.de, Perlentaucher. Abgerufen am 2. März 2024.
  6. Carmen Alemany: El legado de Amparo Dávila en narradoras mexicanas actuales. In: Brumal: Revista de investigación sobre lo fantástico, Band 9, Nummer 1, Frühling 2021, ISSN 2014-7910, S. 33–52, hier S. 46–49. doi:10.5565/rev/brumal.763.
  7. Susanne Klengel: ‘Untiefe’ als Denkfigur in Guadalupe Nettels Roman El huésped. In: Rike Bolte, Susanne Klengel (Hrsg.): Sondierungen: Lateinamerikanische Literaturen im 21. Jahrhundert. Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2013, S. 67–80, hier S. 71–72. ISBN 978-3-95487-316-6.
  8. Amy Rowland: What’s Bugging Me: A woman’s harrowing girlhood, as told to her analyst. In: The New York Times, 5. Juli 2015, ISSN 0362-4331, Sektion A, S. 18.
  9. Susanne Klengel: ‘Untiefe’ als Denkfigur in Guadalupe Nettels Roman El huésped. In: Rike Bolte, Susanne Klengel (Hrsg.): Sondierungen: Lateinamerikanische Literaturen im 21. Jahrhundert. Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2013, S. 67–80, hier S. 69. ISBN 978-3-95487-316-6.
  10. Denisa Krásná: Research Notes: Animal Colonialism in North America: Decolonial Animal Ethic and Indigenous Veganism in Canada and Mexico and Ecofeminist Analysis of Eden Robinson’s The Trickster Trilogy and Guadalupe Nettle’s Natural Histories. In: International Journal of Canadian Studies, Band 61, 2023, ISSN 1180-3991, S. 177–183, hier S. 181–182.
  11. Valeria Luiselli: Guadalupe Nettel and the Extraterritoriality of Latin America. Übersetzt von Samuel Rutter. In: guernicamag.com, Guernica, 23. Mai 2019. Abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  12. Rebecca Onion: ‘Still Born’ complicates the idea of having children. In: washingtonpost.com, The Washington Post, 11. August 2023. Abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  13. Lesung von Anna-Seghers-Preisträgerin Guadalupe Nettel. Pressemitteilung der Freien Universität Berlin (Nr. 313/2009), 12. November 2009. Abgerufen am 2. März 2024.