Guantanamera

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Das Lied Guantanamera geht in seiner heute verbreiteten Fassung zurück auf eine Guajira-Melodie. Diese wiederum bezieht sich auf einige Verse aus dem Gedichtzyklus Versos Sencillos („einfache Verse“) des kubanischen Nationalhelden José Martí. In den Jahren 1929–35 improvisierte José Fernández Díaz im Radio auf aktuelle Tagesereignisse sogenannte Décimas und sang als Refrain „Guantanamera, Guajira Guantanamera“. Dazu verwendete er das „Guajira-Modell“, das man heute noch auf La Palma hören kann, wenn im „punto cubano“ improvisiert wird. Der Refrain-Text wurde in den 30er-Jahren in Kuba zum Synonym für „schlechte Nachricht“. Die Improvisation von Fernández Díaz wurde später weltbekannt.

Nach einigen Umwegen war es Pete Seeger, der den Martí-Text erstmals 1963 in der Carnegie-Hall in New York verwendete. Es gibt aber auch Platteneinspielungen, auf denen José Fernández Díaz den Martí-Text singt. Kurz vor seinem Tod sang Fernández Díaz 1976 im Lenin-Park von Havana noch eine „Guantanamera“, wobei er, wie gewohnt, den Décima-Text improvisierte, also nicht den allgemein bekannten Martí-Text verwendete. 1985 bekamen seine Erben die Rechte am Text von einem kubanischen Gericht zugesprochen. 1993 erklärte das oberste Gericht Kubas Fernández Díaz zum alleinigen Urheber der Komposition.

Pete Seegers 1963er Aufführung in New York machte das Lied aber zugleich in größerem Maß über Kuba hinaus bekannt. Es wurde zu einem Lied der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung.

Der Text

Refrain

Der Refrain heißt „Guantanamera, guajira Guantanamera“ und ist ein Wortspiel:

Guantanamera ist die weibliche Form des Adjektivs zu Guantánamo und bedeutet „aus Guantánamo stammend“. Für sich allein stehend heißt es so viel wie „Bäuerin aus Guantánamo“, weil „guajiro“ „der Bauer“ heißt.

Guajira steht in Kuba einerseits für einen Musikstil bzw. einen Tanz (siehe Guajira), andererseits aber auch für eine „weiße“ (das heißt in der Regel spanischstämmige) Bäuerin. Guajira Guantanamera bedeutet also sowohl „Guajira-Lied aus Guantánamo“ als auch „weiße Bäuerin aus Guantánamo“.

Strophen

spanischer Originaltext deutsche Übersetzung

Yo soy un hombre sincero,
de donde crece la palma,
y antes de morirme quiero
echar mis versos del alma.

Ich bin ein aufrichtiger Mensch
von da, wo die Palme wächst,
und bevor ich sterbe, möchte ich
mir meine Verse von der Seele singen.

Mi verso es de un verde claro
y de un carmín encendido.
Mi verso es un ciervo herido
que busca en el monte amparo.

Mein Vers ist von hellem Grün
und von entflammtem Rot
Mein Vers ist ein verwundeter Hirsch
der im Gebirge Zuflucht sucht

Cultivo una rosa blanca,
En julio como en enero,
Para el amigo sincero
Que me da su mano franca.

Ich ziehe eine weiße Rose heran,
im Juli wie im Januar,
für den ehrlichen Freund
der mir seine offene Hand reicht.

Con los pobres de la tierra
quiero yo mi suerte echar.
El arroyo de la sierra
me complace más que el mar.

Mit den Ärmsten der Erde
will ich mein Schicksal teilen.
Der Bach im Gebirge
erfreut mich mehr als das Meer.

Andere Interpretationen

In der Folgezeit wurde und wird Guantanamera von zahlreichen Künstlern interpretiert, sowohl von politischen Liedermachern als auch von Produzenten von Unterhaltungsmusik:

2002 lebte ein bereits zu Rudi Völlers aktiven Zeiten geprägter Fußball-Schlachtgesang wieder auf, der die Melodie von Guantanamera mit dem Text Es gibt nur ein' Rudi Völler verbindet. Weiterhin basieren auch diverse Comedysongs mit umgedichtetem Liedtext auf der Melodie von Guantanamera. In Schweden gab es einen Werbespot, in dem zu der Melodie „Panta mera“ (etwa: „Pfände mehr!“) gesungen wird.

Das Lied Guantanamera kommt außerdem in einer Instrumentalversion in Harry Gregson-Williams’ Soundtrack zu dem Film Antz vor.

Siehe auch