Heilandskirche (Berlin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juni 2011 um 23:00 Uhr durch Hystrix (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heilandskirche in Berlin-Moabit
Datei:Heilandskirche (Berlin) Altar.jpg
Altar der Heilandskirche

Die evangelische Heilandskirche liegt in Berlin-Moabit im Kleinen Tiergarten an der Thusnelda-Allee und wird im Norden von der Turmstraße und im Süden von der Straße Alt-Moabit gerahmt. Mit ihrem 87 m hohen Turm bildet sie den Blickpunkt der umliegenden Gegend. Sie trägt ihren Namen nach Jesus Christus, der als Heiland bezeichnet wird.

Geschichte

Datei:Heilandskirche (Berlin) Ostwand.jpg
Blick von der Orgelempore auf das Ost-Kirchenfenster

Da sich die Johanniskirche, die erste Moabiter Kirche, für die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch wachsende Bevölkerung als zu klein erwies, wurde 1892–94 die Heilandskirche als Filiale erbaut. Dazu wurde ein Stück des Kleinen Tiergartens abgetrennt und für den Kirchenbau zur Verfügung gestellt.

Der Entwurf stammte vom Architekten Baurat Friedrich Schulze, die Ausführung lag beim Bauinspektor Paul Kieschke. Die Kreuzförmige Backstein-Hallenkirche in neugotischen Formen weist kurze Querschiffe auf, wodurch sie als Zentralbau wirkt. Der schlanke Turm erhielt ein überhöhtes Spitzdach, dem an seiner Basis vier kleine Spitztürmchen beigegeben sind. Diese korrespondieren mit dem Dachreiter über der Vierung und den Zwickeltürmen in den Innenecken der Schiffe. Die Firma Bolle stiftete die drei Glocken, die bis heute erhalten sind. Die Kirche wurde am 20. Juni 1894 eingeweiht. Selbständig wurde die Gemeinde allerdings erst 1896. Sie erhielt 1905 ein Gemeinschaftshaus in der Putlitzstraße. 1905/06 wurde in der Ottostraße 17 dann noch das Pfarrerwohn- und Gemeindehaus errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche schwere Beschädigungen. Bei einem Luftangriff im November 1943 brannten Dachstuhl und Turmhelm ab. In der Folge lag die Kirche als Ruine brach. Erst in den 1950er Jahren wurde sie durch Erich Ruhtz und Erich Glaß stark vereinfacht wieder aufgebaut. Das Dach konnte bereits 1951 neu gedeckt werden. Dabei wurde auf den Dachreiter verzichtet und die vier Ecktürmchen verkleinert. Der zerstörte Chor erhielt nun – mit Ausnahme des Erdgeschosses – einen flachen Schluss, der spitze Turm wurde jedoch wegen seiner großen Bedeutung für die Stadtgestalt in alter Form wieder hergestellt. Der Innenraum wurde von sämtlichem neugotischen Zierrat befreit, und da die Gemeindegliederzahl bereits abgenommen hatte, konnte auf die Emporen verzichtet werden. Somit ist die großräumige Halle gerade in ihrer schlichten Wiederaufbaufassung sehr eindrucksvoll. Die Wiedereinweihung erfolgte 1960. Das neue Altarbild wurde nach dem Entwurf von Stockausens gefertigt und 1961 eingesetzt.

Da vor der Fusion mit der benachbarten Reformationsgemeinde die Gemeindegliederzahl auf unter 5.000 gesunken war und nur noch ein Bruchteil der notwendigen Bauunterhaltungskosten zur Verfügung stand, entschloss sich die Gemeinde, das viel zu große Gemeindehaus aufzugeben und ihre Arbeit an der Thusnelda-Allee zu konzentrieren. Dafür wurde die Heilandskirche 2004 umgebaut und saniert. Sie erhielt u.a. verbesserte Elektrik, eine neue Fußbodenheizung und eine mobile Bestuhlung für eine multifunktionale Nutzung. Die Nebenräume auf der Westseite der Kirche wurden zu Gemeinderäumen mit einem kleinem Kirchenbüro sowie Mehrzweck- und Gruppenraum umgebaut. Das bereits bestehende Café Thusnelda wurde renoviert, womit im Eingangsbereich neue helle und offene Gemeinderäume zusammen mit einem behindertengerechten Sanitärbereich entstanden.

Orgel

Orgel mit 46 Registern

Die Orgel wurde 1962 von dem Orgelbauer Gerhard Schmid (Kaufbeuren) erbaut. Das Instrument hat 46 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]

I Schwell-Brustwerk C–
1. Koppelflöte 8'
2. Quintade 8'
3. Spitzgamba 8
4. Prinzipal 4'
5. Gemsflöte 4'
6. Nasat 22/3'
7. Blockflöte 2'
8. Terz 13/5'
9. Septime 11/7'
10. Prinzipal 1'
11. None 8/9'
12. Sexte 8/13'
13. Scharfmixtur 1'
14. Dulcian 16'
15. Oboe 8'
Tremulant
II Hauptwerk C–
16. Gedacktpommer 16'
17. Prinzipal 8'
18. Holzflöte 8'
19. Gemshorn 8'
20. Oktave 4'
21. Rohrgedackt 4'
22. Spitzquint 22/3'
23. Prinzipal 2'
24. Mixtur 11/3'
25. Scharf 1'
26. Trompete 8'
III Rückpositiv C–
27. Holzgedackt 8'
28. Weidenpfeife 8'
29. Prästant 4'
30. Rohrquintade 4'
31. Kleinpommer 2'
32. Sifflöte 11/3'
33. Oktave 1'
34. Cymbel 1/2'
35. Krummhorn 8'
Tremulant
Pedalwerk C–
36. Prinzipal 16'
37. Subbass 16'
38. Grossnasat 102/3'
39. Oktave 8'
40. Gedackt 8'
41. Rohrflöte 4'
42. Gemspfeife 2'
43. Nachthorn 1'
44. Rauschbass 4'
45. Posaune 16'
46. Trompete 8'

Kurioses

Die Thusnelda-Allee ist mit gerade mal 50 m die kürzeste Straße in Moabit und die kürzeste Allee in ganz Berlin. Die Heilandskirche ist das einzige Gebäude dieser Straße.

Commons: Heilandskirche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel der Heilandskirche

Literatur

  • Horst Fritzsche: Wegweiser zu Berlins Straßennamen. Tiergarten. 2. Auflage. Edition Luisenstadt, Berlin 1994, ISBN 3-89542-054-9, S. 178.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Wege zu Berliner Kirchen. Vorschläge zur Erkundung kirchlicher Stätten im Westteil Berlins. Wichern-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-88981-031-4, S. 47.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 2. Auflage. CZV-Verlag, Berlin 1986, ISBN 3-7674-0158-4; S. 270f.
  • Ulrike Schilling: „Mehr denn je thut die thätige Liebe noth“. Die evangelische Heilands Kirchengemeinde in Moabit von 1892 bis 1945. Evangelische Heilandskirchengemeinde Moabit, Berlin 1992 (PDF; 3 MB)

Koordinaten: 52° 31′ 33,8″ N, 13° 20′ 23,7″ O