Heinrich Lammasch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2008 um 16:13 Uhr durch Otberg (Diskussion | Beiträge) (Bild eingefügt, Formales). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heinrich Lammasch

Heinrich Lammasch (* 21. Mai 1853 in Seitenstetten; † 6. Jänner 1920 in Salzburg) war ein österreichischer Staatsrechtler und Politiker.

Lammasch gehörte zu den bedeutendsten Befürwortern einer politischen Neutralität Österreichs. Er war zudem der letzte Ministerpräsident des k.k. Österreich (Cisleithanien): Am 27. Oktober 1918 wurde er von Kaiser Karl I. als Nachfolger von Max Hussarek von Heinlein berufen. Ab 30. Oktober übergaben er und seine Minister (nach dem Abfall der nicht-deutschsprachigen Gebiete) die Geschäfte an den neuen deutschösterreichischen Staatsrat und wurden am 11. November, an dem der Kaiser auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtete, von ihm formell des Amtes enthoben.

Der Sohn eines Notars promovierte 1876 an der Universität Wien und wurde 1882 dort Professor für Strafrecht. Im Jahr 1885 wurde er an der Universität Innsbruck Ordinarius für Strafrecht, Rechtsphilosophie und Völkerrecht, vier Jahre später erneut an die Universität Wien berufen.

1899 und 1907 nahm Lammasch als Berater der österreichisch-ungarischen Delegation an den Haager Friedenskonferenzen teil. 1900 wurde er Mitglied des dortigen Ständigen Internationalen Schiedsgerichtshofes und amtierte dreimal als dessen Präsident. Zudem war er als juristischer Berater für Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand tätig. Von 1906 bis 1912 arbeitete er am Entwurf eines neuen österreichischen Strafrechts, der allerdings nicht zum Gesetz wurde.

1917/18 trat er im österreichischen Reichsrat (Parlament) vehement für einen Verständigungsfrieden mit der Entente ein und wirkte zusammen mit der sogenannten Meinl-Gruppe um den Diplomaten und Konzernchef Julius Meinl auf einen Friedensschluss hin. In der Schrift Das Völkerrecht nach dem Kriege (1917) forderte er außerdem den Aufbau einer internationalen Organisation. 1919 nahm er als Sachverständiger für Deutschösterreich an den Friedensverhandlungen in Saint-Germain-en-Laye teil. Lammasch befürwortete dabei eine unabhängige und neutrale, norisch und ostalpin genannte Republik. Zum Wohle Österreichs selbst und der Erhaltung des europäischen Friedens trat Lammasch, der bereits als Abgeordneter des Herrenhauses der Monarchie die Neutralitätsfrage aufgeworfen hatte, für eine immerwährende Neutralität Österreichs ein. Lammasch wurde als ein mutiger Vorkämpfer der Friedensbewegung bezeichnet. Nach seinem Tod wurde Lammasch in Bad Ischl auf dem Ortsfriedhof beigesetzt.

Werke

  • Grundriss des österreich. Strafrechtes (1899)
  • Die Fortbildung des Völkerrechts durch die Haager Konferenz (1900)
  • Die Rechtskraft internat. Schiedssprüche (1913)
  • Das Völkerrecht nach dem Kriege (1917)
  • Das Friedesverband der Staaten (1919)

Weblinks