Heinrich Sahm

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Heinrich Sahm, 1932
Heinrich Sahm eröffnet 1932 die Grüne Woche in Berlin

Heinrich Friedrich Wilhelm Martin Sahm (* 12. September 1877 in Anklam; † 3. Oktober 1939 in Oslo) war ein deutscher und Danziger Politiker. Von 1931 bis 1935 war er Oberbürgermeister von Berlin.

Leben

Sahm studierte in München, Greifswald und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Während des Studiums wurde er Mitglied der Turnerschaften Cimbria Greifswald und Rhenania Berlin (heute Turnerschaft Berlin). 1900–1904 war er als Gerichtsreferendar in Wollin, Greifswald und Stettin tätig.

Anschließend begann Sahm eine kommunalpolitische Karriere in den Jahren 1906 bis 1912 als Stadtrat in Magdeburg und war von 1912 bis 1915 Zweiter Bürgermeister in Bochum. Im Ersten Weltkrieg diente er von 1915 bis 1918 als kommunalpolitischer Referent der deutschen Zivilverwaltung in Warschau. 1918/19 folgte eine Tätigkeit als Geschäftsführer des Deutschen und Preußischen Städtetages. Am 25. Februar 1919 wurde er zum Oberbürgermeister von Danzig gewählt.

Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrages wirkte er vom 6. November 1920 bis zum 9. Januar 1931 ununterbrochen durch drei Senatslegislaturen als Senatspräsident der Freien Stadt Danzig. Sahms politisches Streben in Danzig ging dahin, nach der Abtrennung vom Deutschen Reich den deutschen Charakter der Stadt zu erhalten und polnische Aspirationen abzuwehren.

Am 14. April 1931 wurde er zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt, dadurch erlangte er gleichzeitig die Position des Präsidenten des Deutschen und Preußischen Städtetages. Das vorerst letzte demokratisch bestimmte Stadtoberhaupt soll als Deutschnationaler am Ausbau der NS-Herrschaft auf kommunaler Ebene mitgewirkt haben. Er soll seine Unterschrift unter die Entlassungen dem neuen Regime nicht genehmer Mitarbeiter und den Ausschluss kommunistischer Stadtverordneter gesetzt haben. Nachdem ihm im März 1933 Julius Lippert als Staatskommissar zur Seite gestellt wurde, verlor sein Amt an Entscheidungsbefugnissen. Am 18. Dezember 1935 trat er zurück und ging am 11. Mai 1936 als Gesandter nach Oslo, von wo ihn 1939 Reichsaußenminister Ribbentrop abberufen wollte. Sahm starb an den Folgen einer Blinddarmoperation. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.

Sahm war seit November 1933 Mitglied der NSDAP[1]. Sein Ausschluss 1935 per Parteigerichtsverfahren wegen Einkaufs in jüdischen Geschäften wurde auf ausdrücklichen Wunsch Adolf Hitlers aufgehoben[2].

Ein Enkel von Sahm ist der Nahostkorrespondent Ulrich W. Sahm, Sohn des deutschen Diplomaten Ulrich Sahm.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Otto: Sahm, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 353–355 (Digitalisat).
  • Joachim Lilla: Der Preußische Staatsrat 1921–1933. Ein biographisches Handbuch. Mit einer Dokumentation der im „Dritten Reich“ berufenen Staatsräte. Droste Verlag, Düsseldorf 2005
  • Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3, S. 5f

Einzelnachweise

  1. Lilla, S. 234
  2. Lilla, S. 233

Weblinks

Commons: Heinrich Sahm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien