Heinz Droßel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinz Droßel, auch Heinz Drossel (* 21. September 1916 in Berlin; † 28. April 2008 in Waldkirch) war im Zweiten Weltkrieg Oberleutnant der deutschen Wehrmacht. Er wurde nach dem Krieg Richter und wurde als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 1939, einen Tag nach der juristischen Staatsprüfung, wurde Heinz Droßel zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen. Sein Auswanderungsversuch ein Jahr zuvor war gescheitert. Er nahm 1940 am Westfeldzug und von 1941 bis 1945 am Deutsch-Sowjetischen Krieg teil. Im Sommer 1941 nahm seine Einheit einen sowjetischen Offizier gefangen. Statt ihn zur weiter hinten liegenden Kompanie zu bringen, wo er nach dem völkerrechtswidrigen Kommissarbefehl hingerichtet worden wäre, ließ Droßel ihn in der Nähe der sowjetischen Truppen heimlich laufen.

Auf Heimaturlaub im Jahr 1942 half Droßel in Berlin einer jüdischen Frau, die, zunächst von seiner Uniform in Angst versetzt, flüchten und von einer Brücke springen wollte. Er beruhigte die Frau, ließ sie bei sich zu Hause ausruhen und gab ihr auch Geld, um ihr die Suche nach einem Versteck zu erleichtern. Kurz nach Kriegsende traf er sie zufällig wieder und sie heirateten.[1]

Ein Heimaturlaub im Februar 1945 brachte ihn zu seinen Eltern nach Senzig. Eine jüdische Familie hatte dort unter dem Decknamen „Hesse“ seit Jahren Unterschlupf gefunden. Als ein Nachbar im Begriff war, die Familie zu verraten, bat diese die Familie Droßel um Hilfe. Heinz Droßel gab der Familie den Schlüssel zu seiner Berliner Wohnung, gab ihr eine Pistole und vernichtete verräterische Dokumente.

Am 4. Mai 1945, vier Tage vor Kriegsende, weigerte sich Heinz Droßel, seine Einheit auf ein Selbstmordkommando zu schicken. Er wurde deshalb zum Tode verurteilt. Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht rettete ihm das Leben.

In der Nachkriegszeit beendete Heinz Droßel seine juristische Ausbildung. Er wurde Richter und spezialisierte sich auf Sozialrecht. Ab 1962 war er am Sozialgericht Stuttgart tätig, ab 1972 Direktor des Sozialgerichts Konstanz, wechselte 1975 nach Freiburg und beschloss seine Laufbahn als Präsident des Sozialgerichts Freiburg. Bis zu seinem Tod lebte er in Simonswald. Am 27. April 2008 wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, in dem er in der Nacht einer schweren Lungenentzündung erlag.

Gerechte unter den Völkern – Inschrift in der Gedenkstätte in Yad Vaschem

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Retter. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Januar 2006, S. 40.
  • Wolfgang Benz: Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51029-9.
  • Wolfram Wette (Hg.): Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-15221-6.
  • Beate Kosmala und Claudia Schoppmann (Hrsg.): Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit. Überleben im Untergrund. Metropol, Berlin 2002, ISBN 3-932482-86-7.
  • Katharina Stegelmann: Bleib immer ein Mensch. Heinz Drossel. Ein stiller Held 1916 – 2008. Aufbau-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-351-02759-9.
  • Steffen Roller: Ein Gerechter unter den Richtern. Heinz Drossel als Direktor des Sozialgerichts Konstanz 1972–75. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 140. Heft 2022, ISBN 978-3-7995-1729-4, S. 229–246

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinz Droßel: Die Zeit der Füchse. Waldkirch 2001, S. 88 f., 162 f., 256.
  2. Heinz Droßel auf der Website von Yad Vashem (englisch)
  3. Liste der Träger des Bundesverdienstordens (Bundespräsidialamt).
  4. 2004, Heinz Drossel – Wallenberg Legacy, University of Michigan. In: wallenberg.umich.edu. Abgerufen am 1. November 2016.