Helene Wenck-Birgfeld

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Helene Wenck-Birgfeld
Helene Wenck-Birgfeld, in: H. Franz, Ateliergemeinschaft Klosterstraße: 40 Künstler unter einem Dach, Sonderbericht für die Luftwaffenzeitschrift Der Adler, nach 1940. Bildunterschrift: „Die Keramikerin an der Töpferscheibe. Helene Wenck-Birgfeld, die übrigens den ersten in Berlin aufgestellten elektrischen Brennofen in Gebrauch hat, befa[ss]t sich vor allem mit künstlerischer Keramik.“[1]

Helene Marie Louise Wenck-Birgfeld (geb. Wenck; geboren am 28. April 1896 in Hamburg; gestorben 1965) war eine deutsche Keramikerin, Bildhauerin und Kunsthandwerkerin. Sie war in den 1930er Jahren Teil der Ateliergemeinschaft Klosterstraße.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Werdegang Wenck-Birgfelds ist kaum bekannt. Sie besuchte die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin (UAKGM), wo sie eine Ausbildung als Bildhauerin und Töpferin absolvierte.[2]

Am 2. September 1939 heiratete sie im Standesamt Berlin-Treptow den Musiker Alfred Robert Birgfeld (26.08.1883 – 01.05.1949).[3] (Dessen Großvater Friedrich Christian Birgfeld (1773–1817), ebenfalls Musiker, war zugleich der Urgroßvater von Eduard Birgfeld).

Ateliergemeinschaft Klosterstraße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1933 bis 1943 war Wenck-Birgfeld in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße in der Berliner Klosterstraße 75 aktiv.[2][4][5] In den Jahren 1936 bis 1939 belegte sie dort Atelier Nummer sieben.[6][7]

Das Gebäude der Ateliergemeinschaft Klosterstraße wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Sprengbomben oberhalb der Kellerräume völlig zerstört. Durch die Vermittlung der Behörden fanden Wenck-Birgfeld, Magdalena Müller-Martin, Maria Brück, Carl Brunotte und Johannes Schiffner Ende 1944 ein vorübergehendes Arbeitsdomizil im Bendlerblock in Berlin-Schöneberg.[8] Die dort arbeitenden Künstlerinnen und Künstler besaßen einen elektrischen Brennofen und stellten zu dieser Zeit ausschließlich glasierte Arbeiten her.[5]

Werkstatt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von mindestens 1945 bis 1957 führte Wenck-Birgfeld in Berlin eine eigene Werkstatt, davon bis etwa 1951 in der Bendlerstraße im Gebäude des ehemaligen Oberkommandos des Heeres.[5][9]

Lehrtätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenck-Birgfeld übte bereits während ihrer Zeit in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße eine Lehrtätigkeit aus. Im September 1937 wurde sie von dem Bildhauer Hermann Düttmann und den Malern Fritz-Paul Blum und Kurt Haase-Jastrow denunziert, da sie jüdische Schülerinnen in ihrem Keramik-Atelier unterrichtete.[10][11]

Eine ehemalige Schülerin Wenck-Birgfelds, Katja Friedländer, berichtete, dass sie sich an eine „wunderbare freundliche Atmosphäre“ bei Wenck-Birgfeld erinnere und dass sie sich „dort sehr wohl fühlte“.[12]

Zu Wenck-Birgfelds Schülerinnen zählte auch Dorothee Colberg-Tjadens, die von 1940 bis 1942 eine Töpferlehre bei ihr absolvierte. Colberg-Tjadens erinnerte sich: „Bereits 1939 lernte ich Helene Wenck-Birgfeld kennen, weil wir bei ihr unsere Arbeiten in Ton brennen durften. Gleich nach dem Abitur und Arbeitsdienst 1940 ging ich dann 2 Jahre zu ihr in die Lehre. Ihrem Atelier direkt gegenüber lag das Atelier [von Ottilie und Ludwig Kasper].“[13]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenck-Birgfeld schuf im Laufe ihrer Karriere insbesondere Services, Vasen, Lampenfüße und Schalen.[5]

Werke in Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Märkisches Museum: Inventarbuch XVI, Ausschnitt Inventarnummern XVI 751 bis XVI 753. Sammlung Stiftung Stadtmuseum Berlin, Hausarchiv.

Zwei Kleinplastiken und eine grün geflammte Vase Wenck-Birgfelds bewahrt das Berliner Stadtmuseum. Alle drei Objekte entstanden um 1931 in Berlin.[14][15][16][17][18][19] In der Sammlung des Berliner Bröhan-Museums befindet sich eine Steinzeug-Vase Wenck-Birgfelds mit Craquelé-Glasur. Außerdem sind einige Keramikarbeiten Wenck-Birgfelds in der Sammlung des Berliner Keramik-Museums vertreten, darunter eine Bodenvase aus den 1930er Jahren, ebenfalls mit Craquelé-Glasur.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersicht Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880–1940, Bröhan-Museum, 23. Juni bis 4. September 2022
  • Freie und angewandte Kunst, Ausstellung der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, in den Räumen der AWAG am Leipziger Platz, 16. Juni bis 12. Juli 1941 [Ankauf am 24. Juli 1941 von Werken aus der Ausstellung der Ateliergemeinschaft Klosterstraße von Wenck-Birgfeld, Käthe Dressler, Jürgen Klein, Kurt Haase-Jastrow und Herbert Tucholski.][20][21]
  • Freie und angewandte Kunst, Ausstellung der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, 14. März bis 22. April 1941 [Ankauf im Mai 1939 von Werken aus der Ausstellung der Ateliergemeinschaft Klosterstraße von Wenck-Birgfeld, Hans E. Gassmann, Herbert Tucholski, Werner Heldt und Kurt Lehmann. Der Ankauf erfolgte wahrscheinlich vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.][20]
  • Ausstellung der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, Kunstverein Rostock, 16. Januar bis 13. Februar 1938[20]
  • Herbst-(Muster-)Messe, Leipzig, 1935[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tobias Hoffmann, Anna Grosskopf (Hrsg.): Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880–1940, Ausst.-Kat. [Bröhan-Museum, Berlin, 23. Juni bis 4. September 2022]. Berlin 2022.
  • Angela Lammert (Hrsg.): Ateliergemeinschaft Klosterstraße Berlin 1933–1945: Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus, Ausst.-Kat. [Käthe Kollwitz Museum, Köln, 28. April bis 12. Juni 1994, Städtisches Museum Wesel, Galerie im Centrum, 20. Juni bis 27. Juli 1994, Akademie der Künste, Berlin, 7. August bis 18. September 1994, Angermuseum, Erfurt, 9. Oktober bis 20. November 1994]. Berlin 1994.
  • Heinz-Joachim Theis: Märkische Ton-Kunst: Berlin und Brandenburg – Keramik der 20er und 30er Jahre, Ausst.-Kat. [Zeughaus, Berlin, 15. Oktober 1992 bis 5. Januar 1993]. Stuttgart 1992.
  • Horst Heinen: Horst Heinen: Ölbilder und Zeichnungen, Ausst-Kat. [Galerie Nierendorf, Berlin, 18. Februar bis 29. März 1980]. Berlin 1980.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landesarchiv Berlin; Personenstandsregister Sterberegister; Laufendenummer: 551. Quelle: Ancestry.com. Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 [database online]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2014.
  • Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin, 1941. Quelle: Ancestry.com. Deutsche Telefonbücher, 1915-1981 [database online]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2015.
  • Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 751.
  • Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 752.
  • Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 753.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helene Wenck-Birgfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. H. Franz: Ateliergemeinschaft Klosterstraße: 40 Künstler unter einem Dach, Sonderbericht für die Luftwaffenzeitschrift „Der Adler“, nach 1940. In: Angela Lammert (Hrsg.): Ateliergemeinschaft Klosterstraße Berlin 1933-1945: Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. Berlin 1994, S. 32–33.
  2. a b Anke Matelowski: Biographien. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 230.
  3. Hamburg Geburtsregister 1874–1901, Urkunde nr. 4034, Signatur 332-5_2058; Landesarchiv Berlin, Sterberegister 1874–1955, Urkunde Nr. 1330. Quelle: Ancestry.com. [database online]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2014.
  4. Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin, 1941. Quelle: Ancestry.com. Deutsche Telefonbücher, 1915–1981 [database online]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2015.
  5. a b c d e Heinz-Joachim Theis: Märkische Ton-Kunst: Berlin und Brandenburg – Keramik der 20er und 30er Jahre. Stuttgart 1992, S. 228.
  6. Angela Lammert: Dokumentation: Belegung der Ateliers. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 200–201.
  7. Hans Jürgen Meinik: Die Ateliergemeinschaft Klosterstraße innerhalb der nationalsozialistischen Kunst- und Kulturpolitik. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 27.
  8. Hans Jürgen Meinik: Die Ateliergemeinschaft Klosterstraße innerhalb der nationalsozialistischen Kunst- und Kulturpolitik. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 35.
  9. Horst Heinen: Horst Heinen: Ölbilder und Zeichnungen. Hrsg.: Galerie Nierendorf. Berlin 1980, S. 3.
  10. Hans Jürgen Meinik: Die Ateliergemeinschaft Klosterstraße innerhalb der Nationalsozialistischen Kunst- und Kulturpolitik. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 20–21.
  11. Angela Lammert: Dokumentation: Chronik. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 163.
  12. Angela Lammert: Dokumentation: Erinnerungen [Brief Katja Friedländers, geb. Borchardt, am 14. Juli 1988 an Heinz Worner]. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 207.
  13. Angela Lammert: Dokumentation: Erinnerungen [Dorothee Colberg-Tjadens, geschrieben für Gudrun Schmidt im Frühjahr 1990]. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 211.
  14. Stadtmuseum Berlin: Sammlung Online: Helene Wenck-Birgfeld: Kleinplastik, „Bücherwurm“. Stadtmuseum Berlin, abgerufen am 19. Juni 2022.
  15. Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 751.
  16. Stadtmuseum Berlin: Sammlung Online: Helene Wenck-Birgfeld: Kleinplastik „Molch“. Stadtmuseum Berlin, abgerufen am 19. Juni 2022.
  17. Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 752.
  18. Stadtmuseum Berlin: Sammlung Online: Helene Wenck Birgfeld: Vase, grün geflammt. Stadtmuseum Berlin, abgerufen am 19. Juni 2022.
  19. Stadtmuseum Berlin, Objektreport (Karteikarte) zu Inventarnummer XVI 753.
  20. a b c Angela Lammert: Dokumentation: Ausstellungen. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 176–178.
  21. Hans Jürgen Meinik: Die Ateliergemeinschaft Klosterstraße innerhalb der nationalsozialistischen Kunst- und Kulturpolitik. Hrsg.: Lammert. 1994, S. 22.