Herbizidtoleranz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Herbizidtoleranz bezeichnet man die Unempfindlichkeit einer Nutzpflanze gegenüber einem Wirkmechanismus eines Herbizids. Herbizidtoleranz kann entweder durch konventionelle Züchtung (z. B. Clearfield-System) oder durch Genmodifikation (z. B. Roundup-Ready-System) in die Pflanzen eingebracht werden. In Europa ist nur konventionell gezüchtetes, herbizidtolerantes Saatgut zugelassen.

Die Begriffe Herbizidtoleranz und Herbizidresistenz werden in der Regel gleichwertig verwendet, obwohl die Weed Science Society of America (WSSA) die beiden Begriffe unterschiedlich definiert.[1] Herbizidresistenz wird als eine genetische Eigenschaft definiert, die das Überleben einer Pflanze nach Herbizidgabe erlaubt, bei der eine Wildpflanze normalerweise abstirbt. Diese Herbizidresistenz kann natürlicherweise auftreten oder durch Genmanipulation erfolgen. Im Gegensatz dazu wird unter Herbizidtoleranz die inherente Eigenschaft einer Pflanze bezeichnet, eine Herbizidbehandlung zu überleben, wobei diese Toleranz natürlicherweise vorliegt und weder durch Selektion noch durch Genmanipulation ausgelöst wird.

Systeme mit konventionell gezüchtetem Saatgut

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clearfield-System

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Clearfield-System wird seit 1995 von BASF vermarktet. Es handelt sich um eine spezifische Resistenz gegenüber ALS-Hemmern (Imidazolinone) wie z. B. Imazamox. Clearfield-Sorten gibt es bei Mais, Raps, Reis, Sonnenblumen, Weizen und Linsen.[2]

Duo-Mais-System

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Duo-System besteht aus Cycloxydim-resistenten Maissorten und ist seit dem Jahr 2000 auf dem Markt. Es erleichtert die Bekämpfung von Ungräsern,[3] hat bisher aber keine nennenswerte Bedeutung erlangt.[4]

ExpressSun-System

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ExpressSun-System in Sonnenblumen umfasst Sulfonylharnstoff-tolerante Sorten, womit das Herbizid Tribenuron-methyl zur Unkrautkontrolle verwendet werden kann.[5] Es hat ebenso keine große Bedeutung erlangt.[4]

Systeme mit genmodifiziertem Saatgut

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Roundup Ready handelt es sich um ein System von Monsanto, das Glyphosat-tolerante Nutzpflanzen umfasst. Es ist global das wichtigste aller Herbizidtoleranz-Systeme und umfasst Mais-, Baumwolle-, Sojabohnen-, Zuckerrüben- und Erdnuss-Sorten.[6] Aufgrund von glyphosatresistenten Unkräutern wird es zunehmend durch Roundup Ready Xtend ersetzt, wobei es ich um eine Erweiterung um Toleranz gegenüber Dicamba handelt.[7]

LibertyLink wurde von Bayer CropScience in Konkurrenz zu Roundup Ready entwickelt und bietet eine Toleranz gegenüber Glufosinat (Liberty, Basta).[8][9] Das System wurde 2004 in den USA eingeführt.[10]

Cholinsalz von 2,4-D

Enlist wurde von Dow AgroSciences entwickelt. Es umfasst gegen Glyphosat und 2,4-D tolerante Pflanzen. Das dazu passende Herbizid (Enlist Duo) enthält 2,4-D als Cholinsalz, welches eine geringere Volatilität als andere Ester und Salze von 2,4-D aufweist und damit Schäden durch Abdrift verhindern soll.[11]

Vor- und Nachteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbizidtolerante Anbaupflanzen bieten eine Möglichkeit zur Bekämpfung von „Problem-Unkräutern“, die gegen mehrere selektive Herbizide resistent geworden sind. Außerdem können bestimmte Herbizide durch die Herbizidtoleranz überhaupt erst oder über einen längeren Zeitraum (auch im Nachauflauf) eingesetzt werden.[12]

In den USA und Südamerika wird herbizidtolerantes Saatgut meist zum Anbau derselben Kultur in jedem Jahr (ohne Fruchtfolge) genutzt. Dies sorgt für einen hohen Selektionsdruck auf die Unkräuter, was bei nicht ausreichenden Refugiumsflächen zur Entwicklung von Herbizidresistenzen führt.[13]

Außerdem kann es zu Problemen mit übrig gebliebenen Samen der Anbaukultur vom letzten Jahr kommen, die aufgrund der (im Vorjahr gewünschten) Herbizidtoleranz schwieriger bekämpfbar sind (z. B. bei Ausfallraps).[14]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. http://wssa.net/wssa/weed/resistance/herbicide-resistance-and-herbicide-tolerance-definitions/
  2. Das Clearfield®-Produktionssystems im Rapsanbau, LfL Bayern
  3. DUO-System: die Versicherung im Mais gegen schwer zu bekämpfende Ungräser (Memento des Originals vom 16. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ragt.de
  4. a b Catrin Hahn, Hermann Krauß: Clearfield-Raps: Sinnvolle Alternative oder Totalschaden? In: agrarheute.com. 29. April 2015 (online).
  5. For Sunflower Weed Control Use DuPont™ ExpressSun® Herbicide
  6. roundupreadyplus.com: Products
  7. Don't Confuse RoundupReady Xtend and Enlist Crop Systems, 2. Oktober 2014
  8. LibertyLink® Cotton System
  9. Weed Management in LibertyLink® and Glyphosate-Tolerant Soybeans
  10. Darrin M. Dodds, Christopher L. Main, L. Thomas Barber, Charles Burmester, Guy D. Collins, Keith Edmisten, Daniel O. Stephenson, Jared R. Whitaker, Deborah L. Boykin: Response of LibertyLink and WideStrike Cotton to Varying Rates of Glufosinate. In: Weed Technology. Band 29, Nr. 4, 1. Oktober 2015, S. 665–674, doi:10.1614/WT-D-15-00012.1.
  11. Additional research shows Colex-D technology greatly reduces drift (Memento des Originals vom 16. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/deltafarmpress.com, 9. April 2012
  12. CLEARFIELD Winterraps: Nutzen und Risiko
  13. Siehe z. B. Weeds Resistant to EPSP synthase inhibitors (G/9)
  14. Cord Buhre, Hagen Bremer, Erwin Ladewig: Bekämpfung von Clearfield®-Ausfallraps in Zuckerrüben. In: Julius-Kühn-Archiv. Nr. 434, 13. März 2012, S. 443, doi:10.5073/jka.2012.434.054 (PDF).