Hermann Platz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Platz (* 19. Oktober 1880 in Offenbach an der Queich; † 4. Dezember 1945 in Düsseldorf) war ein deutscher Romanist, Autor und Kulturphilosoph.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz machte in Landau in der Pfalz Abitur und studierte in Würzburg, München und Münster zuerst Theologie, dann Philologie (Germanistik, Anglistik, Romanistik). Er promovierte 1905 germanistisch in Münster mit der Dissertation Über lautlich-begriffliche Wortassimilationen. Beiträge zur sogenannten Volksetymologie besonders aus dem Gebiete des Rheinfränkischen und war Gymnasiallehrer in Düsseldorf und Bonn. Er habilitierte sich mit der Sammelschrift Geistige Kämpfe im modernen Frankreich 1922 und war ab 1926 ordentlicher Honorarprofessor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit einem Lehrauftrag für französische Geistes- und Gesellschaftsgeschichte, der ihm am 23. März 1935 von den Nationalsozialisten entzogen wurde.

Unter dem Einfluss von Marc Sangnier, Carl Sonnenschein und Herman Schell war Platz ein bedeutender demokratisch-pazifistischer Reformkatholik mit dem Ideal der europäischen Einigung. Er engagierte sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und war nach Mai 1945, unter Besatzungsrecht, für eine kurze Zeit Leiter der Kulturabteilung der Provinz Nordrhein mit Dienstsitz in Düsseldorf.[1]

Unter Einwirkung von Alois Dempf gründete Platz 1925 die Zeitschrift Abendland. Deutsche Monatshefte für europäische Kultur, Politik und Wirtschaft, die bis 1930 bestand. Ab 1929 gab er die Reihe „Studien zur abendländischen Geistes- und Gesellschaftsgeschichte“ heraus.

Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Markomannia Würzburg (seit 1900) sowie zeitweise der KDStV Aenania München und der VKDSt Saxonia Münster, alle im CV.[2]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Früchte einer sozialstudentischen Bewegung, Mönchengladbach 1913
  • Im Ringen der Zeit. Sozialethische und sozialstudentische Skizzen, Mönchengladbach 1914
  • Krieg und Seele. (3 Kapitel) Mönchengladbach 1916; 2. Auflage: Zeitgeist und Liturgie, 1921
  • Zwischen heute und morgen. Hinweise und Hoffnungen, Habelschwerdt 1923
  • Deutschland – Frankreich und die Idee des Abendlandes, Köln 1924
  • Um Rhein und Abendland, Burg Rothenfels 1924
  • Großstadt und Menschentum, Kempten 1924
  • Aspects religieux de la France contemporaine, (2 Bände), Bielefeld 1927
  • Das Religiöse in der Krise der Zeit, Einsiedeln 1928
  • L' Eglise et l'état en France, Bielefeld 1929
  • Le Moyen âge français, Münster 1929
  • Deutschland und Frankreich. Versuch einer geistesgeschichtlichen Grundlegung der Probleme, Frankfurt a. M. 1930
  • (Hrsg.) Poésies religieuses des modernes, Bielefeld 1931
  • (Hrsg. mit Maria Beermann) Die Wissenschaft als Religion im 19. Jahrhundert in Frankreich, Düsseldorf 1932
  • (Hrsg. mit Maria Beermann) Religiöse Stimmen aus dem modernen Frankreich (1880–1914), Düsseldorf 1932
  • (mit Artur Poch und Paul Kämmer) Erwerbung, Einübung, Befestigung des Wortschatzes, Frankfurt a. M./Marburg 1932
  • Der geistige Umbruch in Frankreich, Breslau 1932
  • Pascal. Der um Gott ringende Mensch, Dülmen 1937
  • Freundschaft als Leben, Limburg 1940
  • Pascal in Deutschland, Colmar 1900, 1944, Salzburg 1990

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Platz. Die Welt der Ahnen. Werden und Wachsen eines Abendländers im Schosse von Heimat und Familie, dargestellt für seine Kinder. Hg. Rudolf Platz, Nürnberg 1948.
  • Hermann Platz, 1880–1945. Eine Gedenkschrift. Hg. Vincent Berning; Beiträge von August Heinrich Berning [et al.] und ausgewählten Texten von Hermann Platz, Düsseldorf 1980
  • Vincent Berning: Platz, Hermann Peter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 519–521 (Digitalisat).
  • Anne-Marie Saint-Gille: La „Paneurope“. Un débat d’idées dans l’entre-deux-guerres. Paris 2003, ISBN 978-2-84050-286-9, S. 259.
  • Winfried Becker: Marc Sangnier und Hermann Platz. Eine frühe Wahrnehmung und Würdigung des „Sillon“ in der Münchener Zeitschrift „Hochland“. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Band 68, 2005, S. 1009–1028
  • Hans Manfred Bock: Der Abendlandkreis und das Wirken von Hermann Platz im katholischen Milieu der Weimarer Republik. In: Michel Grunewald, Uwe Puschner (Hrsg.): Das katholische Intellektuellenmilieu in Deutschland (= Convergences. Band 40). Lang, Bern 2006, ISBN 978-3-03910-857-2, S. 337–362
  • Winfried Becker: Wegbereiter eines abendländischen Europa. Der Bonner Romanist Hermann Platz 1880–1945. In: Rheinische Vierteljahrsblätter Band 70, 2006, S. 236–260 (online).
  • Winfried Becker: Hermann Platz (1880–1945). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 12, Aschendorff Münster 2007, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 23–34 (Digitalisat online).
  • Frank-Rutger Hausmann: „Vom Strudel der Ereignisse verschlungen“. Deutsche Romanistik im „Dritten Reich“. Frankfurt 2008, S. 145–146, S. 725.
  • Hans Manfred Bock, in: Charles Maurras et l‘étranger. Hgg. Olivier Dard, Michel Grunewald. Lang, Bern 2009, S. 362–364.
  • Bernhard Grün: Kreise in Zeiten der Krise. Am Romanisten Hermann Platz (Markomannia Würzburg) zeigt sich die unterschätzte Wirkung der katholisch geprägten Kulturarbeit. In: Academia, Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen 3 (2019), S. 18–19.
  • Bernhard Grün: ‚Amicitia‘ als Lebensprinzip – der Romanist, Publizist und Politiker Hermann Platz (1880–1945). Annäherungen an einen großen Unbekannten. In: Rheinische Vierteljahrsblätter. Band 83, 2019, S. 193–221 (online).
  • Dominik Burkard: „... erschreckt in der Mitte und berufen...“ Frankreich, Deutschland und der katholische Abendlandgedanke bei Hermann Platz. In: Franziska Metzger u. a. (Hrsg.): Abendlanddiskurse und Erinnerungsräume Europas im 19. und 20. Jahrhundert (= Erinnerungsräume, Geschichte – Literatur – Kunst. Band 4). Böhlau, Wien u. a. 2022, ISBN 978-3-412-52612-2, S. 37–78.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus-Peter Eich: Schulpolitik in Nordrhein-Westfalen 1945-1954. Schwann, Düsseldorf 1987, S. 31.
  2. Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen: Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des CV, des Cartell-Verbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen. - Wien, 1931, S. 715.