Iam lucis orto sidere (Bruckner)

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Iam lucis orto sidere, WAB 18, ist eine Motette von Anton Bruckner aus dem Jahr 1868. Das Werk ist auch als In S. Angelum custodem (In der Obhut des heiligen Engels) bekannt. Bruckner überarbeitete das Stück in 1886.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bruckner komponierte diese Motette im Sommer 1868 für die Schutzengelbruderschaft des Stifts Wilhering. Bruckner widmete das Stück Adolf Dorfer, dem Abt des Stifts.[1] Bruckner vertonte einen Text von Robert Riepl, einem der in der Abtei tätigen Priester.[2] Die Motette wurde in derselben aufgeführt Jahr im Stift.

Riepls Text ist eine Adaptation des Textes von Orlande de Lassus.[3]

Bruckners Originalmanuskript, das im Stift aufbewahrt wurde, ist verschollen. Eine Kopie davon befindet sich im Archiv des Stifts Kremsmünster, zwei weitere Exemplare befinden sich in der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Motette wurde 1868 vom Stift Wilhering veröffentlicht.[1][4]

1886 schuf Bruckner eine Neufassung der Motette für Männerchor, die in der Zeitschrift An den schönen blauen Donau, Band 1, Nr. 8, S. 240, F. Mamroth, Wien, veröffentlicht wurde.[5]

Die Gesamtausgabe enthält die zwei Vertonungen der Fassung von 1868 in Band XXI/24 und die Fassung von 1886 in Band XXI/35.[6]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Fassung im phrygischen Modus, die Bruckner 1868 komponierte, ist 24 Takte lang. Zwei Vertonungen sind erhalten: eine erste mit allen acht Strophen von Riepls Text für gemischten Chor a cappella, und eine zweite mit nur einer Strophe eines anderen Textes für gemischten Chor und Orgel.[4] Die Motette ist ein einfaches, modal inspiriertes Stück und durchgehend homophon.[1]

Die Neufassung der Motette in g-Moll, die Bruckner 1886 komponierte, verwendet die Verse 1, 2, 7 und 8 von Riepls Text. Sie ist für Männerchor a cappella gesetzt.[5]

Text der ersten Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iam lucis orto sidere
Dignare, custos Angele!
Mentis fugare nubila
Et alma ferre lumina;
Me recta prudens edoce,
Ur exsequar, me commone.

Fidus venis qui coelitus
Illuc redisque nuntius!
Preces, labores, lacrimas
Ad Regis aulam perferas;
Donum clientis parvulum
Reddas Datori munerum.

Miserrimum dulcissimo
Blandus fove solacio;
Salutis ad negotia
Me dormitantem concita.
Quando reluctor, argue;
Vires labanti suffice.

Puro refulgens lumine,
Quod emicat de Numine!
Me sanctitatis aemulum
A labe serves integrum.
Ne castitatis candida
Contaminentur lilia.

Firma repelle dextera
Vim daemonis sub tartara;
Carnis retunde fomitem,
Superbiae propaginem,
Tuis ut armis protegar
Palmamque victor consequar.

Cordis rigentis ferream
Perfringe pertinaciam;
Culpae gravatum sacrina
Manu potenti subleva
Poenasque sonti debitas
Fac suplicans ut arceas.

Fuga ruant quum turbida
Mortalis aevi tempora:
Caduca fac me temnere,
Aeterna semper quaerere,
Ut heareat mens fervida
Sublimis inter sidera.

Urgente pugna lugubri
Fortis paventi subveni;
Per mortis umbram dirige
Defende coram Judice
Laetaque de sententia
Fruar perenni gloria. Amen.

Text der zweiten Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iam lucis orto sidere
O Angele piissime!
Caecas mentis caligines
Splendore tuo dissipes;
Quae recta sunt, me edoce,
Ut faciam, me admone.

Anmerkung: Neben dem lateinischen Text gibt es auch eine deutsche Version nach einem Text von Margarete Hemleben mit dem Titel „Du Herr der Herren“, in einem vermutlich evangelisch orientierten Gesangbuch.[7]

Du Herr der Herren, Jesus Christ,
Lass leuchten uns dein Angesicht,
Dass deiner Liebe heller Schein
Verwandle unser irdisch Sein,
Zu tragen durch der Erde Nacht
Dein Licht, Dein Leben, Deine Macht.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Aufnahme erfolgte 1976:

Fassung 1868[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein paar andere Aufnahmen, alle mit Abweichungen von der Partitur:

  • Balduin Sulzer, Chor des Musikgymnasiums Linz,[2] Musik aus der Stifterstraße – LP: Extempore AD-80.01/2, 1980 – Strophen 1, 2 und 3
  • Robert Jones, Chor der St. Bride’s Church, Bruckner: Motets – CD: Naxos 8.550956, 1994 (alle 8 Strophen)
  • Lionel Sow, Choeur de Filles Caecilia und Maîtrise des Petits Chanteurs de Saint-Christophe de Javel, Johannes Brahms – Anton Bruckner Jardins secrets – CD: Studio SM Collection Blanche D3029, 2004 – Strophen 1, 2 und 3

Zweite Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur eine Aufnahme:

  • Balduin Sulzer, Mozart Chor Linz, Ensemble Pro Brass, Bruckner – CD: AtemMusik Records ATMU 97001, 1997 – mit Blechbläserbegleitung

Fassung 1886[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dieser Fassung gibt es zwei Aufnahmen:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXI: Kleine Kirchenmusikwerke, Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Hans Bauernfeind und Leopold Nowak (Hrsg.), Wien 1984/2001.
  • Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.
  • Crawford Howie: Anton Bruckner – A documentary biography, online überarbeitete Auflage.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c C. Howie, Kapitel III, S. 95.
  2. a b Musikgeschichte des Zisterzienserstiftes Wilhering
  3. Jam lucis orto sidere (Orlando di Lasso) on ChoralWiki
  4. a b C. van Zwol, S. 705.
  5. a b C. van Zwol, S. 708–709.
  6. Gesamtausgabe – Kleine Kirchenmusikwerke
  7. Diskografie von Hans Roelofs