Ilka Quindeau

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Ilka Quindeau (* 1962 in Duisburg) ist eine deutsche Soziologin, Psychologin und Psychoanalytikerin (DPV/IPV). Sie ist Lehranalytikerin und Professorin für Klinische Psychologie an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quindeau studierte Psychologie an der Universität Erlangen und Soziologie an der Universität Frankfurt am Main. Sie wurde an der Gesamthochschule Kassel (seit 2003 Universität Kassel) in Psychologie promoviert und habilitierte sich an der Universität Flensburg im Fach Soziologie. Seit 2004 hat sie eine Professur für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Frankfurt University of Applied Sciences inne und unterrichtet außerdem als Privatdozentin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Als Psychoanalytikerin arbeitet sie in eigener Praxis. Seit 2012 ist Quindeau Vorsitzende der Sigmund Freud Stiftung e.V. Von Oktober 2018 bis Juli 2020 war sie zudem Präsidentin der International Psychoanalytic University Berlin (IPU).[1][2]

Ilka Quindeau ist verheiratet und hat zwei Kinder.[3]

Arbeitsschwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Arbeitsschwerpunkte sind psychoanalytische Theoriebildung sowie Geschlechter-, Trauma- und Biographieforschung. Sie entwarf eine psychoanalytische Genealogie der Sexualität. Damit wendet sie sich gegen die reduktionistische Auffassung von Sexualität als biologischem Programm und siedelt deren Entstehung in einer sozialen Beziehung, in der Beziehung zwischen Eltern und Kind an. Darüber hinaus kritisiert sie die Heteronormativität vieler psychologischer Theorien und schlägt vor, auf die gängige Unterscheidung einer männlichen und einer weiblichen Sexualität sowie von Hetero- und Homosexualität zu verzichten.[4]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2005 wurde Quindeau an der Universität Tübingen mit dem Wolfgang-Loch-Preis, der für herausragende psychoanalytische Arbeiten vergeben wird, ausgezeichnet.[5][6]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Trauma und Geschichte. Interpretationen autobiographischer Erzählungen von Überlebenden des Holocaust. Frankfurt am Main: Brandes & Apsel, 1995.
  • Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung in der Psychoanalyse. München: Fink, 2004.
  • Psychoanalyse. Paderborn: UTB, 2008.
  • Verführung und Begehren … die psychoanalytische Sexualtheorie nach Freud. Stuttgart: Klett-Cotta, 2008.
  • Sexualität. Gießen: Psychosozial-Verlag, 2014.

Herausgeberschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Lothar Bayer: Die unbewusste Botschaft der Verführung. Interdisziplinäre Studien zur Verführungstheorie von Jean Laplanche. Gießen: Psychosozial, 2004.
  • mit Volkmar Sigusch: Freud und das Sexuelle. Psychoanalytische und sexualwissenschaftliche Perspektiven. Frankfurt am Main: Campus, 2005.
  • mit Micha Brumlik: Kindliche Sexualität – Konzepte und Kontroversen. Weinheim: Beltz-Juventa, 2012.

Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Neue Konzepte von Männlichkeit in der klinischen Praxis. In: Zeitschrift für Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Heft 148, XLI. Jg., 4/2010
  • Wie wird man heterosexuell? Neues vom Sexuellen aus psychoanalytischer Sicht. In: Schriftenreihe `queer lectures´ der Initiative Queer Nations, 4. Jg., Heft 10, 2011, Hamburg: Männerschwarm-Verlag
  • „Das weiße Band“ (Michael Haneke). In: Psyche 3/2012
  • An den Grenzen des Sagbaren – Zur sprachlichen Repräsentation traumatischer Erfahrungen. In: Küchenhoff, Joachim & Angehrn, Emil (Hrsg.): Macht und Ohnmacht der Sprache. Frankfurt am Main: Velbrück 2012
  • Geschlechtsentwicklung und psychosexuelle Zwischenräume aus der Perspektive neuerer psychoanalytischer Theoriebildung. In: Schweizer, Katinka & Richter-Appelt, Hertha (Hrsg.): Intersexualität kontrovers. Grundlagen. Erfahrungen, Positionen. Gießen: Psychosozial 2012
  • „Sie küssten und sie schlugen sich …“ – Gewalt in Intimpartnerschaften. In: Buchheim, Anna & Walter, Henrik (Hrsg.): Liebe und Persönlichkeitsstörungen. PTT 1/2012
  • Erfahrungen jüdischer Antragsteller mit der Entschädigung für Zwangsarbeit. In: Goschler, Constantin (Hrsg.): Die Entschädigung von NS-Zwangsarbeit am Anfang des 21. Jahrhunderts. Göttingen: Wallstein 2012
  • Mechanismen der transgenerationalen Weitergabe elterlicher Traumatisierungen. In: Rauwald, Marianne (Hrsg.): Transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen. Weinheim: Beltz 2013

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Caroline Fetscher: Auf dem Campus der Analyse. In: Der Tagesspiegel. 19. September 2018, abgerufen am 21. Januar 2019.
  2. Prof. Dr. Ilka Quindeau. Abgerufen am 13. August 2020.
  3. Biografie bei Psyalpha (Memento vom 19. Oktober 2011 im Internet Archive)
  4. Gespräch mit Quindeau über Psychoanalyse und Homosexualität. Wo keine Krankheit, da auch keine Heilung,[1].
  5. Wolfgang Loch Stiftung
  6. Laudatio für Prof. Ilka Quindeau, gehalten von Dr. Johann-Peter Haas, PDF