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Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gedenkkundgebung von Jetzt Zeichen setzen! am Wiener Heldenplatz, 27. Januar 2015
70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz (2015)
Der Chor Gegenstimmen beim Singen des Dachaulieds (2015)

Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) am 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.

Der Tag, der auf den Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 verweist, wurde vor der UNO-Proklamation unter anderem bereits in Großbritannien und Deutschland (Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 1996) als Gedenktag begangen. Israel begeht seit 1951 mit dem Jom haScho’a einen eigenen jährlichen Gedenktag am 27. Nisan des jüdischen Kalenders.

Am 18. Oktober 2002[1] beschlossen die Bildungsminister der im Europarat vertretenen Staaten einen Tag des Gedenkens an den Holocaust und der Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuführen, wobei den Mitgliedsstaaten die Wahl des Tages überlassen blieb. Der 27. Januar wurde von den meisten Staaten, darunter Deutschland und der Schweiz, ausgewählt.[2] Im Zusammenhang mit dem Gedenktag sollen im Schulunterricht Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und speziell der Holocaust thematisiert werden, wozu der Europarat Unterrichtsmaterialien bereithält.[3]

Nachdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen bereits mit ihrer 28. Sondersitzung am 24. Januar 2005 des 60. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager gedacht hatte,[4] erklärte sie den 27. Januar während ihrer 42. Plenarsitzung am 1. November 2005 durch ihre Resolution 60/7 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.[5] Seit 2006 wird er weltweit begangen.

In Deutschland findet am oder um diesen Tag im Deutschen Bundestag die Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Außerdem ist an diesem Tag an Dienstgebäuden des Bundes die Dienstflagge auf halbmast (Trauerbeflaggung) zu setzen.[6]

In Österreich veranstaltet die Plattform Jetzt Zeichen setzen! an diesem Tag seit 2012 alljährlich eine Gedenkkundgebung am Wiener Heldenplatz, auf welcher Überlebende des Holocausts sprechen, weiters auch antifaschistische Aktivisten und Politiker der Regierungsparteien in Bund und Land.

Die Zeugen aus der Opferperspektive

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2025, also 80 Jahre nach der Befreiung der noch nicht von der SS weiter deportierten KZ-Häftlinge aus den Auschwitz-Konzentrationslagern, sind die meisten der wenigen die Verbrechen überlebenden ehemaligen Häftlinge an natürlichen Todesursachen gestorben.[7][8][9] Die Erinnerung und Mahnung vor den Gefahren des Rassismus und Nationalismus können also nicht mehr von direkten Augenzeugen der NS-Verbrechen aus den Lagern den später Geborenen persönlich weitergesagt werden. Dass damit ein sehr wichtiges Element der Kultur gemeinsamen Gedenkens verloren geht, wird seit ca. zehn Jahren von Organisationen und politischen Parteien bedauert.[10] Es wird überlegt, wie sich die Weitergabe dieser persönlichen Zeugen verändern könnte. Begriffe, die dabei eine Rolle spielen können, sind Oral History, Zeitzeugen der Verbrechen an den Juden, Holocaust-Erziehung, dagegen ist ein Satz wie Zeitzeugen im Gespräch seien aus der 'Bewältigung' der Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr wegzudenken keine Realität mehr, wie sollen Gedenkveranstaltungen und Gedenkkultur zu der deutschen Judenverfolgung unter der Naziherrschaft künftig gestaltet werden.[11]

Commons: Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Declaration by the European Ministers of Education (18 October 2002). In: Website des Europarates. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2007; abgerufen am 1. Februar 2013 (englisch).
  2. Links. In: Website des Europarates. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2007; abgerufen am 1. Februar 2013 (englisch).
  3. 27. Januar – Holocaust-Gedenktag. In: Website des Europarates. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2013; abgerufen am 1. Februar 2013.
  4. 28th Special Session of the General Assembly. Commemoration of the sixtieth anniversary of the liberation of the Nazi concentration camps. Abgerufen am 23. November 2012 (arabisch, chinesisch, englisch, französisch, russisch, spanisch).
  5. Resolution adopted by the General Assembly on 1 November 2005. (PDF; 28 kB) 60/7. Holocaust remembrance. United Nations, 1. November 2005, abgerufen am 23. November 2012 (englisch). / General Assembly Decides to Designate 27 January as Annual International Day of Commemoration to Honour Holocaust Victims. United Nations, 1. November 2005, abgerufen am 23. November 2012 (englisch, Pressemitteilung der Generalversammlung der Vereinten Nationen GA/10413).
  6. Erlass der Bundesregierung über die Beflaggung der Dienstgebäude des Bundes vom 22. März 2005. In: juris. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  7. Interview mit der 103-jährigen Überlebenden Margot Friedländer im Januar 2025 Was gibt Ihnen Hoffnung?2005, Video 5:05 Min. Gesendet von der ARD-tagesschau in der Hauptnachrichtensendung am 27. Januar 2025
  8. Erst spät begann man in Deutschland wie in Israel, den Überlebenden des Holocaust zuzuhören. Nun sterben die letzten Zeitzeugen. In der taz vom 27. Januar 2025
  9. Wolfgang Meseth: Holocaust-Erziehung und Zeitzeugen. Bei Bundeszentrale für politische Bildung 2008
  10. Endet die Erinnerung, wenn die Zeitzeugen sterben? In der FAZ am 31. Januar 2024
  11. Geschichte und Erinnerung - Themendossier der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (Redaktion Christoph Classen, Klaus Hillenbrand u. a.). Das fortlaufend ergänzte Dossier aus 2008 bietet insbesondere einen Überblick über die Geschichte der Erinnerungskultur in den zwei früheren deutschen Staaten nach 1950.