Irische-See-Tunnel
Als Irische See-Tunnel werden verschiedene Projekte bezeichnet, die eine Tunnelverbindung zwischen Irland und Großbritannien unter der Irischen See herstellen sollen.
Sie wurden in der Vergangenheit meist aus politischen Gründen vorgeschlagen. Während die Erstellung technisch möglich scheint, ist die Wirtschaftlichkeit in naher Zukunft kaum zu erwarten.
Varianten
Insgesamt werden vier Varianten diskutiert; die beiden nördlichen werden als Nordkanallinien bezeichnet.
Es handelt sich um die
- Kintyrelinie (Campbeltown-North East (County Antrim))
- Gallowaylinie (Stranraer-Belfast)
- Irish Mail-Linie (Holyhead-Dublin)
- Tuskarlinie (Fishguard-Rosslare)
Eine fünfte Linie über die Isle of Man würde aus zwei Tunneln bestehen, wurde jedoch wegen der Länge und der ungünstigen Geologie nie ernsthaft in Erwägung gezogen.[1]
Nordkanallinie I (Kintyre-Variante)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5a/Antrim_Coast_from_Mull_of_Kintyre_on_a_Sunny_Day.jpg/220px-Antrim_Coast_from_Mull_of_Kintyre_on_a_Sunny_Day.jpg)
Die Nordkanallinie ist mit ungefähr 19 km (12 mi) die kürzeste Variante und führt von Mull of Kintyre nach County Antrim. Sie wäre jedoch nur schlecht angebunden und müsste den Firth of Clyde durch gebirgiges Terrain umrunden; zudem wären weitere Tunnel nötig.
Sollte der Tunnel verwirklicht werden, müsste bereits auf der Strecke London-Belfast ein Umweg über Glasgow mit etwa 250 km in Kauf genommen werden. Selbst nach der Fertigstellung von High Speed 2 läge die Reisezeit per Zug nicht unter vier Stunden.
Nordkanallinie II (Galloway-Variante)
Diese Linie würde von Portpatrick an eine Küste der Bucht von Belfast führen.
Sie wäre 34 km (21 mi) lang und würde durch das Vereinigte Königreich, die Irische Regierung und durch die EU finanziell unterstützt. Durch den Beaufort's Dyke-Seegraben mit etwa 200-300 m Tiefe wäre dieser Tunnel tiefer als die anderen.
Vor allem Reisende nach Belfast würden von der Linie profitieren: Die Strecke London-Belfast wäre dann ca. 750 km lang und könnte mit Hochgeschwindigkeitszügen in 3½ Stunden bewältigt werden. Auch nach Dublin wäre diese Linie für viele britische Städte vorteilhaft; mit 5 Stunden Reisezeit ab London wäre es jedoch schwer, auf jener Strecke mit dem Flugverkehr zu konkurrieren.
Irish Mail Linie
Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, den traditionellen Postschifffahrtswegen von Nordwales (Holyhead) nach Dublin (Dún Laoghaire) zu folgen. Der Tunnel für diese Strecke müsste etwa 100 km (60 miles) lang werden.
Die Hauptachse London–Dublin wäre direkt angebunden und könnte im Hochgeschwindigkeitsbetrieb auch mit dem Flugverkehr konkurrieren. Zudem liegen Manchester und Birmingham an dieser Linie. Die Strecke würde etwa 550 km betragen und könnte in etwa 2½ Stunden zurückgelegt werden.
Tuskarlinie
Das Institute of Engineers of Ireland empfahl 2004 in “Vision of Transport in Ireland 2050” einen Tunnel zwischen den Häfen von Fishguard (Wales) und Rosslare (Irland)[2]. Der Bericht schlägt einen neuen Umschlaghafen auf der Shannon Estuary vor, um eine Schifffahrtslinie nach Europa einzubinden, und eine Hochgeschwindigkeitszugverbindung Belfast–Dublin–Cork.
Einige der Vorschläge von Dammbauten für ein geplantes Severn-Gezeitenkraftwerk beinhalten die Möglichkeit, eine Straßen- und Schienenverbindung zwischen Cardiff und Bristol zu tragen. Dies könnte die Tuskarlinie verkürzen und begünstigen.
Obwohl die Strecken London–Dublin und London–Belfast mit dem Luftverkehr konkurrieren könnten, wäre die Verbindung für viele weiter im Norden liegende britische Städte eher uninteressant.
Historie
Irland und Großbritannien über einen Tunnel zu verbinden, wurde erstmals 1879 vorgeschlagen[3], die Briten sollten sich mit 15.000 £ beteiligen, um zu prüfen, ob der Tunnel realisierbar sei. Die Verbindung hätte zum damaligen Zeitpunkt einen starken Handelsvorteil eingebracht und war kriegsstrategisch sehr interessant.
Sechzig Jahre später forderte Harford Hyde, ein Parlamentarier für Nordbelfast, erneut den Bau der Tunnelverbindung.[4]
Mit der Fertigstellung des Eurotunnels 1994 wurden die technischen Hürden eines solchen Tunnels gemeistert. Auch wenn die Kosten um mehr als 100 % überschritten wurden und die Frequentierung nicht die Prognosen erreicht, ist die Realisierbarkeit gezeigt. Der Bau des Tunnels wurde mehrfach im irischen Parlament[5][6][7][8] und im britischen Parlament[9] diskutiert.
Einzelnachweise
- ↑ The Great Manx Tunnel. 30. Juli 2007.
- ↑ A Vision of Transport in Ireland in 2050. IEI report (pdf), The Irish Academy of Engineers, 21. Dezember 2004.
- ↑ Tunnel Under the Sea. In: The Washington Post. 2. Mai 1897. (Archive link)
- ↑ Wesley Boyd: An Irishman's Diary In: The Irish Times Februar 2004 (Abonnement erforderlich)
- ↑ Written Answers. - Sea Transport, (Link), Dáil Éireann - Volume 384 - 16 November 1988
- ↑ Written Answers. - Irish Sea Railway Ferry, (Link), Dáil Éireann - Volume 434 - 19 October 1993
- ↑ Written Answers. - Ireland-UK Tunnel, (Link), Dáil Éireann - Volume 517 - 29 March 2000
- ↑ Written Answers - Transport Projects, (Link), Dáil Éireann - Volume 597 - 15 February 2005
- ↑ IRISH CHANNEL TUNNEL.