Jochen Hasenmayer

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Jochen Hasenmayer (* 28. Oktober 1941 in Pforzheim)[1] ist ein Höhlentaucher aus Birkenfeld in Baden-Württemberg, der durch seine spektakulären Tauchgänge immer wieder für Schlagzeilen sorgte.

Höhlenforschung

Bereits seit den 1960er Jahren hat er viele Karstquellen in Süddeutschland betaucht, so die Wimsener Höhle, den Aachtopf, den Blautopf und die Falkensteiner Höhle. Bekannt wurde er 1985 vor allem durch die Entdeckung der ersten lufterfüllten Halle des Blautopfes, des Mörikedoms, nach etwa 1250 m (siehe auch Blautopfhöhle).

Dazu musste er in einem jahrzehntelangen Prozess die nötige Tauchtechnik entwickeln. Der als Sicherheitsfanatiker bekannte Höhlentaucher hat gleichzeitig auch das Alleintauchen beim Höhlentauchen eingeführt. Diese Praxis wird von manchen Höhlentauchern als sicherer empfunden, widerspricht aber den Grundregeln des normalen Tauchens.

Wegen fehlerhafter Tiefenmesser kehrte er 1989 nach einem Tauchgang im Bergsee Wolfgangsee (Österreich) zu schnell an die Wasseroberfläche zurück. Durch eine deshalb zu kurze Dekompression erlitt er Durchblutungsstörungen, seine Kollegen legten ihn jedoch umgehend in eine bereitstehende Druckkammer und konnten vorerst die Lähmung rückgängig machen. Allerdings nahmen die Notärzte in den Krankenhäusern von Graz und Köln erneut den Druck zu schnell weg, so dass Hasenmayer heute querschnittgelähmt ist. Er gab jedoch nicht auf und entwickelte und baute mit dem Orgelbauer Konrad Gehringer ein Plexiglas-Höhlen-U-Boot (Speleonaut). Mit diesem neuartigen Tauchboot unternahm er weitere Tauchgänge und entwickelte dadurch eine in der Lehrmeinung umstrittene Theorie zur Verkarstung Süddeutschlands.

Nach dieser Theorie entstand die Blautopfhöhle bereits in der Kreidezeit und damit viel früher, als derzeit angenommen wird. Daher könne die Blautopfhöhle nicht zum Ur-Donautal abgeflossen sein, dem heutigen Blautal. Daraus folge weiter, dass sie viel weiter südlich entwässert haben müsse und in diesem Gebiet mit einer sehr tiefen Verkarstung zu rechnen sei. Da diese Höhlen tief genug seien, um Thermalwasser zu enthalten, könnten diese zur Gewinnung von Geowärme genutzt werden. Als Indiz wurde von Hasenmayer das Alter von Unterwasser-Tropfsteinen im hinteren Teil der Unterwasserhöhle mit mehreren Millionen Jahren angegeben, während die wissenschaftliche Untersuchung eines Tropfsteins ein Alter von deutlich unter 10.000 Jahren ergab.

1986 wurde Hasenmayers Theorie veröffentlicht.[2] Sie stieß in der Fachwelt überwiegend auf Ablehnung. In der Öffentlichkeit ist dagegen die Faszination für die charismatische Persönlichkeit Hasenmayers noch ungebrochen, nicht zuletzt auch aufgrund der überwiegend positiven Berichterstattung in den Medien.

Jochen Hasenmayer wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.[3]

Zitate

  • Höhleneingänge und das dunkle Höhleninnere selbst sind Sperrzonen für das Sporttauchen. Höhlentauchen überschreitet klar die Grenzen der Sporttaucherei, was Ausrüstungs-, Ausbildungs- und Sicherheitsrichtlinien angeht. Ausnahmen bilden nur Felsüberhänge und Brandungsgrotten, die noch voll im Tageslicht liegen – allerdings nur für erfahrene Taucher mit zwei getrennten Atemgeräten; denn der zuvor direkte Notaufstieg wird unter dem Grottenüberhang zum Schrägaufstieg. Er ist nicht mehr paniksicher, führt nicht automatisch zum Wasserspiegel, erfordert kontrollierte Tauchleistungen. Für Wechselatmung ist er zu lang.
  • Höhlentauchen ist wie Schachspielen; nur der König ist nicht aus Holz.

Weblinks

  • Jürgen Bohnert: Chronik des Höhlenforschungstauchens in Deutschland. Archiviert vom Original am 4. März 2012; abgerufen am 12. Juni 2013.
  • Ulrich Schnabel: Der Mann im Blautopf. In: DIE ZEIT. Nr. 10, 1. März 1996 (zeit.de [PDF; abgerufen am 12. Juni 2013] 47 kB PDF).
  • Jochen Hasenmayer: Auf den Grund gegangen. In: FOCUS Magazin. Nr. 13, 25. März 1996, S. 168–172 (focus.de [abgerufen am 12. Juni 2013]).

Einzelnachweise

  1. Hasenmayer, Jochen. In: Personendatenbank. Landesbibliographie Baden-Württemberg, abgerufen am 12. Juni 2013.
  2. Hansmartin Decker-Hauff und Immo Eberl (Hrsg.): Blaubeuren. Die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland. Thorbecke, Sigmaringen 1986, S. 19–50, ISBN 3-7995-4082-2
  3. Werner Pohl: Die wahren Abenteuer finden nicht in den Beinen statt, sondern im Kopf. In: RehaTreff. Nr. 2. AWS Medienverlag, Ettlingen 2007, S. 27–30 (268 kB PDF [abgerufen am 14. April 2011]).