Johann Friedrich Eosander

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Johann Friedrich Eosander von Göthe, Kupferstich von Wolffgang nach Antoine Pesne

Johann Friedrich Nilsson Eosander Freiherr von Göthe, genannt Eosander von Göthe (* 1669, getauft 23. August 1669 in Stralsund; † 22. Mai 1728 in Dresden) war ein schwedisch/deutscher Baumeister des Spätbarocks.

Leben

Rathaus Charlottenburg um 1705

Eosander wuchs als Sohn eines Generalquartiermeisters im damals schwedischen Stralsund, Schleswig und in Riga auf. 1693 begann er in Riga seine Ausbildung, wurde 1690 Kondukteur-Leutnant und nahm an den Feldzügen gegen Frankreich als Ingenieur teil. In Stettin erlernte er das Baumeisterhandwerk. Sein erstes Werk, ein Landhaus für den Grafen Bielke, gestaltete er so vorzüglich, dass ihn sein Auftraggeber dem Kurfürsten Friedrich III. empfahl. Zu dessen Krönungsfeier zum König in Preußen am 16. Januar 1701 entwarf Eosander die Ausgestaltung der Schlosskirche in Königsberg.

Als Baumeister wirkte Eosander zur selben Zeit in Berlin wie Andreas Schlüter. Nach seinen Plänen erfolgte der Umbau der Schlösser Charlottenburg in Berlin, des Schlosses Monbijou in Berlin sowie des Schlosses Oranienburg in Oranienburg und des ersten Rathauses Charlottenburg in der Schloßstraße.

Eosanderportal des Berliner Stadtschlosses 1950 vor der Zerstörung

1699 ernannte ihn der Kurfürst zum Hofbaumeister. Eosander war damit bis zu Schlüters Entlassung dessen Konkurrent. 1707 löste er Schlüter als Leiter des Stadtschlossbaus in Berlin ab, wo er jedoch künstlerisch nicht gänzlich frei das Werk Andreas Schlüters zu vollenden hatte. Der zweite Schlosshof erhielt mit dem Eosanderportal einen repräsentativen Zugang von der Westseite. Die Gestaltung des Westportales (Portal III, spreekanalseitig, unter der später erbauten Kuppel von August Stüler und Albert Dietrich Schadow), mit ihren drei Rundbögen und vier Säulen, war eine Anlehnung an den Triumphbogen des Septimius Severus in Rom.

Bedeutsamer ist die Erweiterung von Schloss Charlottenburg, welche er 1701–1713 leitete. Sein spätbarocker Stil hat gewisse Verwandtschaften zu dem Filippo Juvaras. Wie diesen zeichnet Eosander von Göthe ein Hang zum Klassizismus aus und er verzichtet auf hochbarockes Pathos. Die unter seiner Leitung entstandene Innendekoration von Schloss Charlottenburg zeugt von nordischer Strenge.

Nach dem Tode König Friedrichs I. legte Eosander 1713 sein Amt nieder und trat in schwedische Dienste. Im gleichen Jahr wurde er in Stockholm durch Karl XII. zum Freiherrn von Göthe erhoben. Bei der Belagerung Stralsunds kam der Generalmajor 1715 in preußische Gefangenschaft.

Nach seiner Freilassung ging Eosander von Göthe nach Sachsen in die Dienste Augusts des Starken. Nordwestlich von Dresden errichtete er zwischen 1724 und 1726 für Jakob Heinrich von Flemming das Schloss Übigau. Bei diesem direkt an der Elbe gelegenen Barockbau konnte er all seine Pläne verwirklichen und es wurde zu seinem bedeutendsten Werk.

Nach Johann Friedrich Eosander von Göthe sind auch die Eosanderstraße sowie der Eosanderplatz im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf benannt.

Literatur