Johanniterburg Lagow
Johanniterburg Lagow | ||
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Burg Lagow | ||
Staat | Polen | |
Ort | Łagów | |
Entstehungszeit | Erste Hälfte 14. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Wesentliche Teile erhalten | |
Geographische Lage | 52° 20′ N, 15° 18′ O | |
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Die Johanniterburg Lagow (polnisch Zamek joannitów w Łagowie) befindet sich auf einer zwischen dem Tschetschsee (Ciecz) und dem Lagower See (Jezioro Łagowskie) gelegenen Halbinsel in Łagów, Woiwodschaft Lebus. Die ältesten Teile der heutigen Höhenburg entstanden auf dem Burgberg am Lagower Fließ in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestand am Ort eine unter den Askaniern gegen Polen errichtete Grenzburg, um die Handelsstraße von Frankfurt (Oder) über Reppen (Rzepin) und Schwiebus nach Posen zu sichern.
Lagow ging 1347 zunächst als Pfandbesitz, dann 1350 als Eigentum an den Johanniterorden. Zu Lagow gehörten 23 Ortschaften; ein Teil davon bildete eine Kette von Dörfern, die sich am Nordufer der Pleiske von der Mündung des Lagower Fließes flussabwärts bis nach Sandow erstreckte. Nach 1318 bildete sich eine Komturei des Johanniterordens, zu der außer Lagow noch Zielenzig gehörte.
Nach 1351 wurde eine neue Burg errichtet, die zwei etwa gleich große rechteckige Areale umfasste. Im östlichen Areal wurde die Ordensburg errichtet, im westlichen Areal ein Wirtschaftshof. Für 1357 ist ein Komtur von Lagow bezeugt, 1372 wird erstmals der Name eines Komturs genannt: Heinrich von Wedel.
Für 1367 ist überliefert, dass der Konvent von Lagow aus sieben Ritterbrüdern und einem Priesterbruder bestand. Als 1433 die Burg Lagow von einem polnisch-hussitischen Heer bedroht wurde, wechselte Komtur Balthasar von Schlieben auf die polnisch-hussitische Seite. Im Jahr 1435 war Nicolaus von Colditz Komtur, der zuvor Komtur von Tempelhof war, bis diese Kommende an die Städte Berlin und Cölln verkauft wurde. Von 1449 bis 1458 war Liborius von Schlieben Komtur von Lagow. In den Jahren 1460, 1464 und 1467 diente die Burg als Versammlungsort brandenburgischer Räte, um Verhandlungen mit Polen vorzubereiten.
Mit der Einführung der Reformation in der Neumark im Jahr 1538 wurden auch die Johanniter der Ballei Brandenburg protestantisch. Da die Komture nun Familie hatten, wurden die Innenräume der Burg Lagow umgebaut. Um 1552 hieß der Komtur Andreas von Schlieben.[1] Für 1570 war Abraham von Grüneberg der Leiter der Kommende.[2] Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1640 von schwedischen Truppen eingenommen und ging nach Kriegsende an Brandenburg-Preußen. Zwischenzeitlich galt Konrad von Burgsdorff als Komtur. 1710 war vor Ort der Prinz Carl Albrecht Friedrich von Preußen in den Johanniterorden aufgenommen worden mit der Expectanz auf Lagow. Er folgte seinem Vater Prinz Albrecht Friedrich von Preußen, verheiratet mit der Herzogin Maria Dorothea von Kurland, in der Investitur des Herrenmeisters und in der Einführung in Sonnenburg. Christian Ludwig Prinz von Preußen war Kommendator zu Lagow und mit dem hohen Orden vom Schwarzen Adler hochdekorierter Generalleutnant und Statthalter des Fürstentums Halberstadt.[3] Desgnierter Kommendator zu Lagow war nach 1731 unter anderem Christian David von Sydow.[4] und von 1760 bis zu seinem Tod 1790 Oberstleutnant Friedrich Wilhelm von Pannwitz, Herr auf Schönfließ.
Durch ein königliches Edikt wurde der Johanniterorden 1810 aufgehoben und dessen Güter anschließend säkularisiert. Als die Grenze weiter nach Osten vorrückte, wurde die Grenzburg nicht mehr benötigt und als Lehen zusammen mit umliegenden Dörfern und auch der Burg in Groß Gandern (Gadków Wielki) an die Familie von Klepzig verliehen. Lagow wurde Teil eines Ritterguts, das bis 1945 bestand. Gegenwärtig befindet sich die Burg im Besitz der Gemeinde und ist als Hotel und Restaurant sowie Tagungsstätte verpachtet.
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Blick über den Tschetschsee zur Burg
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Burg von Nordosten gesehen
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Torturm
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Mauer
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm von Obernitz: Lagow. Ein Buch der Heimat. Festschrift zum 700 jährigen Bestehen und zur 200. Jahrfeier als Stadt am 10. Juli 1927. Trowitzsch, Frankfurt an der Oder 1927.
- Wilhelm von Obernitz: Führer durch Lagow und Umgebung. Trowitzsch, Frankfurt an der Oder, 2., verbesserte Aufl. 1927.
- Christian Gahlbeck: Lagow (Łagów) oder Sonnenburg (Słońsk). Zur Frage der Residenzbildung in der Ballei Brandenburg der Johanniter von 1317 bis 1527. In: Christian Gahlbeck, Heinz-Dieter Heimann, Dirk Schumann (Hg.): Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen (=Schriften der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg). Lukas Verlag, Berlin 2014, S. 271–337. ISBN 978-3-86732-140-2.
- Christian Gahlbeck, Dirk Schumann: Lagow/Łagów. (Reihe Schlösser und Gärten der Neumark/Zamki i Ogrody Nowej Marchii. Heft 6), in: Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. 3. Auflage, Hrsg. Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2019, ISBN 978-3-941675-94-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Georg Schmidt: Die Familie von Zabeltitz (Zobeltitz). Achtes Capitel. Güterbesitz der Familie., 91. Spiegelberg. Max Babenzien in Commission, Rathenow 1888, S. 152–161 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 11. Oktober 2022]).
- ↑ Adolf von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. XII. Geschichte der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, 1. Die Berufung der Templer und Johanniter in die Marken und die Ausdehnung der Ersteren daselbst, wie in den angrenzenden Landen. Martin Berendt, Berlin 1859, S. 643–752 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 11. Oktober 2022]).
- ↑ Graf Stillfried: Liste der Ritter des Königlich Preußischen Ordens vom Schwarzen Adler. I. Von Seiner Majestät dem Könige Friedrich I. ernannte Ritter:, Nr. 4. Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 17. Januar 1701, S. 1–2 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 11. Oktober 2022]).
- ↑ Ludw. A. Clericus, Hans von Sydow: Genealogie der Familie von Sydow. In: Herold Verein zu Berlin (Hrsg.): Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. 4. Auflage. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1876, S. 332 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 11. Oktober 2022]).