Jungfrau in der Glorie

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Hl. Jungfrau in der Glorie (Robert Campin)

Jungfrau in der Glorie, Jungfrau in der Herrlichkeit, Hl. Jungfrau in der Glorie oder Glorie der Jungfrau Maria usw. sind Bezeichnungen für ein Thema in der christlichen Kunst, das die Jungfrau Maria in Glorie – d. h. in (himmlischer) Herrlichkeit[1] – als idealisierte Votivfigur darstellt.

Es ist nicht zu verwechseln mit anderen ähnlichen Marienthemen wie der Maestà, der Himmelfahrt oder der Krönung der Jungfrau. Die so genannte Deësis impliziert auch theologisch die Verortung der Jungfrau in der Glorie.

Ikonografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regina Martyrum bzw. Virgen en gloria y mártires (Goya), Skizze der Haupthälfte, Museo Pilarista, Basílica del Pilar (Saragossa, Spanien)[2][3]
La Virgen en gloria y santos mártires (Die Jungfrau in der Glorie und die heiligen Märtyrer), Detail mit dem hl. Valerius von Saragossa (Goya)

Die konventionelle Ikonografie des Themas zeigt die Jungfrau gewöhnlich auf einer „oberen“ oder „himmlischen“ Ebene, meist in Begleitung des Jesuskindes (Madonna) und umgeben von Engeln, in der so genannten Rompimiento de gloria[4]. Auf der „unteren“ oder „irdischen“ Ebene sind gewöhnlich andere Heilige zu sehen, die nicht aufgrund ihrer Beziehung zu einer Szene des Evangeliums ausgewählt wurden, sondern nach den Vorlieben des Auftraggebers, wie im Genre der Sacra conversazione, der Darstellung der thronenden Madonna mit dem Jesusknaben in Gesellschaft mit Heiligen.

Der katholische Theologe und Bischof Joseph Georg von Ehrler (1833–1905) fasste es im 19. Jahrhundert so zusammen:

„Auch die Jungfrau in Glorie hat die Kunst uns dargestellt, die Gebenedeite, wie sie in Verklärung zu den Höhen des Himmels empor getragen wird und dort aus der Hand der heiligsten Dreifaltigkeit die Krone der Herrlichkeit empfängt, und ewig an der Seite ihres Sohnes regiert. In diesen Darstellungen der Jungfrau in der Glorie erblicken wir Himmelsgnade und Himmelsseligkeit die menschliche Natur und die Erscheinungen der Erde verklärend.[5]

Zu den Künstlern, die sich dieses Themas angenommen haben, gehört mehrfach Perugino, aber auch viele weitere, darunter der Maitre de Flemalle, i.e. Robert Campin (um 1378–1444) in seinem Werk La Vierge en gloire entre Saint Pierre et Saint Augustin (Musée Granet, Aix en Provence).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Corinna Gramatke: Drei spanische maltechnische Texte des Barock: kommentierte Übersetzung ins Deutsche der Passagen aus Vicente Carducho, Diálogos de la pintura (1633), Francisco Pacheco, Arte de la pintura (1649) und Antonio Palomino, El museo pictórico y escala óptica (1715–24). 2008 (Dresden, Hochsch. für Bildende Künste, Diss., 2009)
  • Joseph Georg von Ehrler: Das Kirchenjahr. Eine Reihe von Predigten über die vorzüglichsten Glaubenswahrheiten und Sittenlehren, gehalten in der Metropolitankirche zu Unserer Lieben Frau in München von Dr.Joseph Georg von Ehrler. 7 Bände, Herder, Freiburg.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. „Gloria“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Gloria>, abgerufen am 18. Juni 2023.
  2. Regina Martyrum (boceto de la mitad principal) - fundaciongoyaenaragon.com
  3. 19. Virgen en gloria y mártires (Boceto) (1780) - Goya - Universidad de Zaragoza
  4. Zum Begriff Rompimiento de gloria, siehe Antonio Palomino (1653–1726), zitiert in Diego Antonio Rejón de Silva: Diccionario de las nobles artes: Para instruccion de los aficionados, y uso de los profesores: contiene todos los terminos... De la Pintura, Escultura, Arquitectura y Grabado... Segun el método del Diccionario de la Lengua Castellana compuesto por la Real Academia Española, imprenta de D. Antonio Espinosa, Segovia 1788, S. 185: "Grupo de nubes, ráfagas, Angeles y Serafines" (Gruppe von Wolken, Lichtstrahlen, Engeln, Seraphinen). - Vgl. Theresius von Seckendorf-Aberdar: Wörterbuch der deutschen und spanischen Sprache. 1831, S. 348 ("von Wolken, Lichtstrahlen, Engeln"). - Und last not least merkt Corinna Gramatke in ihrer Übersetzung des Buches von Palomino zum Thema „Wolken und geöffnete erleuchtete Himmel“ an (2009, S. 197, Anm. 467):

    „Die Bezeichnung rompimiento de gloria bedeutet nach Schmid 1795 „in der Malerey die Ferne oder Vorstellung eines offenen Himmels oder einer Wolke, die sich zu theilen scheint“, nach Tollhausen 1913 „ein offener Himmel mit Engeln oder ein erleuchteter Wolkenhimmel, mit den Personen der Gottheit, den Engeln und den Auserwählten“.“

  5. Joseph Georg von Ehrler: Das Kirchenjahr: eine Reihe von Predigten über die vorzüglichsten Glaubenswahrheiten und Sittenlehren gehalten in der Metropolitankirche zu Unserer Lieben Frau in München. Band 1, 1871, S. 27 (Abschnitt: Maria, die Jungfrau vom Siege)