Königin von Saba

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Salomon trifft die Königin von Saba. Relief auf der Kopie der Paradiespforte am Baptisterium San Giovanni.

Die Königin von Saba ist nach allgemeiner Auffassung eher eine legendäre denn eine geschichtliche Figur. Sie soll im 10. Jahrhundert vor Christus eine Reise nach Jerusalem unternommen haben, deren älteste schriftliche Erwähnungen in der Bibel zu finden sind. Heutigen Erkenntnissen zufolge lag ihr Reich Saba im heutigen Jemen, partiell wohl auch im Raum Aksum in Äthiopien.

Die israelitische Königin von Saba

Im Alten Testament finden sich Verweise im 1. Kön. 10, 1-13 (ca. 6. Jh. v. Chr.) und im 2. Chron. 9, 1-9,12 (ca. 5. Jh. v. Chr.). Sie findet sich am Hofe von König Salomo ein und erfährt von seiner Weisheit. Davon beeindruckt schenkt sie ihm „hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine“.

Im Neuen Testament wird die Königin von Saba als „Königin des Südens“ bezeichnet. In der Endzeit soll sie erneut erscheinen, um über die Menschen Gericht zu halten (Mt 12,42; Lk 11,31).

Bei Flavius Josephus wird sie als Königin des Südens, Königin von Äthiopien, bezeichnet, die den Samen des Weihrauchbaums nach Palästina brachte (Antiquitates Judaicae, 94 n. Chr.).

Im Targum Sheni (vermutlich 8. Jh. n. Chr.) wird, ausgehend vom Talmud, die biblische Geschichte durch ältere mündliche Überlieferungen ergänzt. Hier erscheint Salomo als Herr der Tiere, dem ein Wiedehopf die Nachricht von einer sagenhaft reichen Königin von Saba übermittelt.

Die arabische Königin von Saba (Bilqis)

Weitere Angaben über die Königin von Saba, die im Islam aufgrund ihrer Weisheit sehr geschätzt wird, finden sich im Koran (27. Sure). Im islamischen Kulturkreis trägt sie den Namen Bilqîs (andere übliche Transkription Bilkis oder Balkis, auch Aziz). (Nach ihr ist auch die ausgestorbene Jemen-Gazelle (Gazella bilkis) benannt.)

Die äthiopische Königin von Saba (Makeda)

Besondere Bedeutung hat die Geschichte in der äthiopischen Geschichte. Dort wird die Legende im 14. Jahrhundert in Aksum in dem Werk Der Ruhm der Könige (Kebra Nagast) festgehalten. Die Königin trägt den Namen Mâkedâ und soll Salomo in Jerusalem besucht haben. Es soll dann zu einer sexuellen Vereinigung gekommen sein, bei der Menelik, der Stammvater der äthiopischen Könige, gezeugt worden sein soll. Es heißt, dass Menelik später selbst nach Jerusalem gereist sei und dass er von dort die Bundeslade mit den Tafeln der Zehn Gebote nach Äthiopien entführt habe. Die Dynastie der Salomoniden, die von 1270 bis 1975 über Äthiopien herrschte, führte sich auf diese Verbindung zwischen Makeda und Salomo zurück. Der letzte Kaiser Haile Selassie bezeichnete sich als 225. Nachfolger des Sohnes der Königin von Saba.

Historizität der Königin von Saba

Es bleibt offen, ob die Königin von Saba wirklich existiert hat, da noch keine Nennung der Königin in sabäischen Inschriften aus dieser Zeit gefunden wurden. Als biblische Erzählung können die Ursprünge auch auf ältere Traditionen der sumerischen und chaldäischen Mythologie zurückgehen. Belegt ist, dass es arabische Königinnen gab (Zabibê Königin von Aribi, 744-727 v. Chr.). Der schriftliche biblische Text entstand vermutlich erst zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert v. Chr. Es ist denkbar, dass König Salomo zwar Verbindungen zu einer arabischen Königin unterhielt, dass der Name Saba aber eingefügt wurde, um die Bedeutung Salomons hervorzuheben. Nach einer anderen Theorie basiert die Erzählung der Königin von Saba auf dem kanaanäischen Brauch der Heiligen Hochzeit. Das würde insbesondere erklären, warum die christlichen Äthiopier den Ursprung ihres Herrscherhauses aus einer unehelichen Beziehung zwischen Makeda und Salomo ableiten.

Literatur

  • Rolf Beyer: Die Königin von Saba, Engel und Dämon. Der Mythos einer Frau. Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 3-7857-0449-6
  • Nicholas Clapp: Die Königin von Saba. Rütten und Loening, Berlin 2002, ISBN 3-352-00639-3
  • Werner Daum (Hrsg.): Die Königin von Saba: Kunst, Legende und Archäologie. Belser, Stuttgart 1988, ISBN 3-7630-1748-8
  • Daniel Friedmann: Les enfants de la reine de Saba - les juifs d'Éthiopie (Falachas): histoire, exode et intégration. Éd. Métailié, Paris 1994, ISBN 2-86424-185-4
  • Oleg V. Volkoff: D'où vint la reine de Saba ? Institut Français d'Archèologie Orientale, Le Caire 1971
  • Annelies Glander: The Queen of Sheba's Round Table, a Study of the Most Favoured Daughters of Eve. Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-52939-2
  • Alice Jankowski (Hrsg.): Die Königin von Saba und Salomo. Buske, Hamburg 1987, ISBN 3-87118-792-5
  • Dierk Lange: Äthiopien im Kontext der semitischen Welt. Die Königin von Saba als kanaanäische Liebesgöttin. In: H. P. Hahn, G. Spittler: Afrika und die Globalisierung. Münster 1999, 269-277
  • Jacob Lassner: Demonizing the Queen of Sheba. Boundaries of Gender & Culture in Postbiblical Judaism & Medieval Islam. University of Chicago Press, Chicago 1993, ISBN 0-226-46915-8
  • H. St. John Philby: The Queen of Sheba. Quartet Books, London 1981
  • James B. Pritchard (Hrsg.): Solomon and Sheba. Phaidon, London 1977, ISBN 0-7148-1613-2
  • Roswitha G. Stiegner: Die Königin von Saba in ihren Namen. dbv, Graz 1977 (Dissertation der Universität Graz 1977)

Siehe auch