Kümmernitz (Havelberg)

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Kümmernitz
Hansestadt Havelberg
Koordinaten: 52° 51′ N, 12° 13′ OKoordinaten: 52° 51′ 27″ N, 12° 13′ 12″ O
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 21,62 km²[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Vehlgast-Kümmernitz
Postleitzahl: 39539
Vorwahl: 039387
Kümmernitz (Sachsen-Anhalt)
Kümmernitz (Sachsen-Anhalt)

Lage von Kümmernitz in Sachsen-Anhalt

Forstamt
Forstamt

Kümmernitz gehört zur Ortschaft Vehlgast-Kümmernitz und ist ein Ortsteil der Hansestadt Havelberg im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt zehn Kilometer nordöstlich von Havelberg am Königsfließ im Landschaftsschutzgebiet „Untere Havel“.[3]

Die Nachbarorte sind Breddin im Norden, Sophiendorf im Nordosten, Hörning im Osten, Voigtsbrügge im Südosten, Waldfrieden im Süden, Theerofen im Südwesten, Waldgehöft im Westen sowie Damelack im Nordwesten.[3]

Innerhalb des nördlichen Siedlungsteiles von Kümmernitz liegt die zu Brandenburg gehörige Enklave Breddin-Abbau; bestehend aus 8 Häusern mit 20 Bewohnern.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem momentanen Stand der Forschung ist der Ortsname 1284 ersterwähnt als kummeruiz uillam Sclauiccalem.[5] Im 13. Jahrhundert gehörte Kümmernitz zu einer villae slavicales, einer Form des Rechts der slawischen Bevölkerung, welches mehrfach in der Prignitz vorkam.[6]

1835 kam es zu einem bemerkenswerten Vorfall in Kümmernitz. In der Nacht vom 16. auf 17. Dezember 1835 hackten unbekannte Täter den Bock der Bockwindmühle des Gutsbesitzers Müller um. Die Bockwindmühle stürzte um und wurde gänzlich zerstört.[7]

Im Ort bestand viele Jahrzehnte ein Gut, welches nicht den Status eines landtags- oder kreistagsfähigen Rittergutes hatte. Im 1879 erstmals veröffentlichten amtlichen Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg ist ein Herr Müller als Gutsinhaber aufgeführt, auf 468 Hektar. Pächter war jener Zeit Oberamtmann Hoffmann. Für den Ort wird auch eine Wassermühle und eine Windmühle (nördlich des Guts auf dem Ückerberg) verzeichnet.[8]

1907 kommt neben der Dampf- und Wassermühle eine Brennerei in Erwähnung, Besitzer Reserveleutnant Friedrich Müller, Gut Kümmernitz mit Anteile in Lütow.[9] Sieben Jahre später ist Müller im Dienstgrad eines Oberleutnants.[10] Kurz vor der großen Wirtschaftskrise vor 1930 gehörte es einem Major a. D. Graf Max von Itzenplitz (1878–1950),[11] der es an einem Gutsbesitzer Wilke in Herzfelde verpachtete, respektive durch einen Verwalter leiten ließ. Das Gut umfasste eine Größe von immerhin 536 ha.[12] Letzter Gutseigentümer war der Oberst Hanscarl von Bose (1885–1965). Der Offizier stammte aus der Familienlinie Unter-Frankleben-Beucha, verheiratet mit Hildegard von Schnitzler-Klink.[13] Bose war jahrzehntelang im Johanniterorden aktiv und übte dort das hohe Ehrenamt eines Ehrenkommendators aus.[14]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gut gehörte anfangs zum Plattenburgischen Kreis in der Prignitz, ab 1816 zum Landkreis Westprignitz in Brandenburg.[1]

Der Gutsbezirk Kümmernitz wurde zum 1. Januar 1929 mit Teilen des Havelberger Forst und der Förstereien Kümmernitz und Todtenkopf zur neuen Landgemeinde Kümmernitz vereinigt.[15]

1932 gehörten zur damaligen Gemeinde die Wohnplätze Haus Lütow, Mühle, Obermühle (heute zu Brandenburg), Todtenkopf später Waldfrieden genannt, heute ein eigener Ortsteil, sowie die Forsthäuser Kümmernitz und Todtenkopf.[16]

Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Kümmernitz zum Kreis Havelberg im Bezirk Magdeburg. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde aufgelöst und mit Vehlgast zur Gemeinde Vehlgast-Kümmernitz zusammengeschlossen.[17] Seit deren Eingemeindung nach Havelberg am 1. Januar 2002 gehört der Ortsteil Kümmernitz zu Havelberg und zur Ortschaft Vehlgast-Kümmernitz.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1734 1791 1801 1817 1837 1858 1871 1895 1900 1910 1925
Gut Kümmernitz 24 50 76 78 139 109 101 92 92 92 135
Lütow 012 5
Wohnhäuser des Amtes Dom Havelberg bei Breddin 014
Försterei, Gutsbezirk Havelberger Forst 019 020 18
Jahr Einwohner
1939 173
1946 298
1964 212
1971 214

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelischen Christen aus Kümmeritz gehören zur Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast im Pfarrsprengel Breddin-Barenthin im Kirchenkreis Prignitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Forstamt in Kümmeritz steht unter Denkmalschutz.[3]
  • Das Flächennaturdenkmal „Kümmernitzer Schweiz“ ist seit 1971 geschützt. Das Gebiet um den Mühlenberg mit dem Wasserfall am Königsfließ wird auch „Breddiner Schweiz“ genannt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – A–M. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-032-6, S. 444 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kümmernitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Lieselott Enders (Bearbeitung): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. (= Friedrich Beck, Klaus Neitmann [Hrsg.]: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil I; Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 3). 2., überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1997, ISBN 978-3-7400-1016-4, S. 444–446 doi:10.35998/9783830542995
  2. Hauptsatzung der Hansestadt Havelberg. 25. März 2021, § 1 Name, Bezeichnung und § 13 Ortschaftsverfassung, S. 1 und 5 (havelberg.de [PDF; 103 kB; abgerufen am 14. August 2021]).
  3. a b c d Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Stoppt Datenautobahn an Landesgrenze?
  5. Sophie Wauer: Brandenburgisches Namenbuch: Die Ortsnamen der Prignitz. In: Brandenburgisches Namenbuch. Hermann Böhlau Nachf., Weimar 1989, ISBN 978-3-7400-0123-0, S. 148–185 (google.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  6. Eckart Henning und Wolfgang Neugebauer: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. JBLG. Band 46–51. In: Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg 1884 e.V. (Hrsg.): Standardreihe. Verlag JBLG, Berlin 1995, S. 19–79 (google.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  7. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Extrablatt zum 50. Stück, vom 4. Dezember 1835, S. 595. Online bei Google Books
  8. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedel: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lieferung 1: Die Provinz Brandenburg. Hrsg.: Nach amtlichen Quellen. 1. Auflage. Reprint der Humboldt-Universität zu Berlin. Nicolaische Verlags-Buchhandlung Rudolf Stricker, Berlin 1879, S. 276–277, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  9. Nach amtlichen Quellen auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Niekammer’s Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg, 1907. 1. Auflage. Paul Niekammer, Stettin 1907, S. 110–111 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  10. Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher, VII, Provinz Brandenburg, 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhaltes der einzelnen Kulturen. Hrsg.: Mit Unterstützung vieler Behörden. Handbuch der Königlichen Behörden. 2. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 190–191 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  11. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser A (Uradel) 1958. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände/ Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015; Nachfolge "des Gotha". Band III, Nr. 18. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1958, S. 216–217 (d-nb.info [abgerufen am 23. August 2021]).
  12. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 156 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  13. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1966. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände/ Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015; Nachfolge "des Gotha". Band VIII, Nr. 38. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1966, S. 135–138 (d-nb.info [abgerufen am 23. August 2021]).
  14. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958–1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 64 (kit.edu [abgerufen am 23. August 2021]).
  15. Auflösung von Gutsbezirken mit Wirkung vom 1. Dezember 1928 bzw. 1. Januar 1929. In: Regierungspräsident in Potsdam (Hrsg.): Amtsblatt für den Regierungsbezirk Potsdam. 1928, S. 423, Nr. 967 / 2 / IX.
  16. Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band III, Provinz Brandenburg. Nach Ergebnis der Volkszählung vom 1. Juni 1925 bearbeitet und zusammengestellt vom Preußischen Statistischen Landesamt. Berlin 1932, S. 115.
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 345.
  18. Die Kirche in Vehlgast. In: kirchenkreis-prignitz.de. Abgerufen am 27. Dezember 2022.