KZ Lichtenburg
Das KZ Lichtenburg befand sich in einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert in Prettin.
Bereits ab 1812 wird es als Zuchthaus genutzt und 1928 wegen mangelhafter baulicher und sanitärer Zustände geschlossen.
Das KZ Lichtenburg hatte nationale Bedeutung und als eines der ersten Konzentrationslager Vorlauffunktion für das Lagersystem im NS-Staat.
Am 13. Juni 1933 wird es ein "Konzentrationslager für männliche Schutzhäftlinge".
Wolfgang Langhoff, ehemaliger Häftling, der am 6. Dezember 1933 eintrifft, findet hier ungefähr 70 Prozent Kommunisten, 20 Prozent Sozialisten und 10 Prozent politisch unorganisierte Häftlinge vor.
Zunächst obliegt die Bewachung der Polizei, ab Mitte August wird sie von der SS übernommen. Ab dem 1. Juni 1934 gilt die Dachauer Lagerordnung. Arthur Liebehenschel war ab 1934 Adjutant im KZ Lichtenburg. 1940 stand er im Dienstrang eines Stabsführers und Vertreters des Inspekteurs der Konzentrationslager.
Ab 1934 werden auch als homosexuell Verfolgte in die "Lichte" gebracht und nach dem Erlass der Nürnberger Rassegesetze im September 1935 wegen "Rasseschande" verfolgte jüdische Häftlinge.
Durch die Errichtung des KZ Sachsenhausen und Buchenwald wird das Männer KZ im August 1937 aufgelöst und ab Dezember 1937 für weibliche Häftlinge genutzt.
Am 15. Dezember treffen die ersten 200 weiblichen Häftlinge aus dem Frauen-Konzentrationslager Moringen ein. Bis 1939 sind 1415 Häftlingsnummern belegt. Das Frauenlager untersteht der Inspektion der Konzentrationslager.
Neben den politischen Häftlingen, die zum Teil schon seit 1933 inhaftiert sind, werden seit 1935 verstärkt die "Bibelforscherinnen" genannten Zeuginnen Jehovas, zurückkehrende Emigrantinnen, wegen "Rassenschande" verfolgte Frauen jüdischer Herkunft und sogenannte Asoziale und Kriminelle ins KZ verschleppt.
Im Oktober 1938 trat Maria Mandel als Aufseherin in das Personal des Konzentrationslagers Lichtenburg ein. Sie arbeitete dort mit etwa fünfzig anderen Frauen, die wie sie der SS angehörten. Im Mai 1939 wurde sie mit den anderen Wärterinnen in das neu eröffnete KZ Ravensbrück bei Berlin gesandt. Die Misshandlung von Lagerinsassen rückte Mandel bei Ihren Vorgesetzten in ein gutes Licht - sie wurde zur Oberaufseherin befördert. Im KZ überwachte sie den täglichen Ablauf und den Einsatz der ihr unterstellten Aufseherinnen. Unter ihnen waren die Insassen grausamen Misshandlungen (z. B. Schläge und Auspeitschungen) ausgesetzt.
Im Oktober 1942 wurde Mandel ins KZ Auschwitz-Birkenau versetzt. Dort wurde sie SS-Lagerführerin, allgemein bekannt als "die Bestie". Sie wählte Gefangene für den Tod in den Gaskammern aus (Selektion) und war an Misshandlungen beteiligt. Besonderes Vergügen soll Mandel an der Selektion von Kindern zur Tötung gezeigt haben. Sie schuf das bekannte Lagerorchester von Auschwitz
Nachdem die Frauen 1939 in das neugebaute Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verlegt wurden, nutzt die SS das Schloss bis 1945.
Nach 1945
1995 mußte die Lagergemeinschaft um den Erhalt der Gedenkstätte ringen. Im Spätsommer 2000 soll die Lichtenburg als Eigentum des Bundes durch die Oberfinanzdirektion Magdeburg verkauft werden. Unter dem Motto "KZ zu verkaufen" bricht im In- und Ausland Protest los. An den Bundestag werden Anfragen gestellt. Im November 2004 drohte der Gedenkstätte erneut die Schließung. Erst nach massivem Protest erklärte sich die sachsen-anhaltische Landesregierung zur Kostenbeteiligung bereit.
Bekannte Häftlinge
- Wolfgang Langhoff Schauspieler, Mitarbeiter an dem Lied Moorsoldaten
- Ernst Reuter Bürgermeister von Berlin
- Albert Kuntz
- Ernst Busse
- Walter Czollek Übersetzer und Sprecher der deutschsprachigen "Stimme der Sowjetunion in Shanghei"
- Carlo Mierendorff Sekretär der SPD-Reichstagsfraktion, Pressereferent des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner
- Lisa Ullrich KPD Abgeordnete
- Susi Benesch verhungert im Bunker
- Stefanie Curow
- Steffi Kunke
- Olga Benario deutsch-brasilianische Widerstandskämpferin
Literatur
- Klaus Drobisch: Das Konzentrationslager im Schloss Lichtenburg , Cottbus 1987
- Hans Hesse, Jürgen Harder: Und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müsste..., Essen 2001
Siehe auch: Liste der Konzentrationslager