Karl Lohmann (Biochemiker)

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Hans Karl Heinrich Adolf Lohmann (* 10. April 1898 in Bielefeld; † 22. April 1978 in Berlin) war ein deutscher Biochemiker. Er entdeckte 1929 das Adenosintriphosphat (ATP).

Leben

Lohmann studierte in Münster und Göttingen Chemie und wurde 1924 in Göttingen promoviert. Von 1924 bis 1937 war er Assistent von Otto Fritz Meyerhof, zuerst in der Abteilung für Allgemeine Physiologie des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin und dann ab 1930 zugleich Oberassistent am Institut für Physiologie des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Medizinische Forschung in Heidelberg. In Heidelberg schloss er sein Medizinstudium 1935 mit der Promotion ab.

Von 1937 bis 1952 war er Professor für Physiologische Chemie und Ordinarius an der Humboldt-Universität Berlin. Ab 1942 arbeitete er mit dem Kinderpsychiater Gerhardt Kujath zusammen, der im selben Jahr die Leitung einer Nervenklinik für Kinder in Berlin-Reinickendorf übernommen hatte. Im Rahmen der wissenschaftlichen Forschungen Lohmanns auf dem Gebiet der „differentialdiagnostischen Bedeutung des Liquorcholesterins im Hinblick auf angeborenen oder erworbenen Schwachsinn“ wurden an 124 Kindern der „Kinderfachabteilung“ (in der damals üblichen Verklausulierung der Führung des NS-Staates bedeutete dies nichts anderes, als dass Menschenversuche mit Todesfolge durchgeführt wurden) medizinische Versuche durchgeführt. 1944 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat des Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen (Karl Brandt) berufen.

1948 wurde er Dekan der Humboldt-Universität und baute im Auftrag der Sowjetunion in Berlin-Buch das Institut für Medizin und Biologie auf, das 1947 an die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DDR) übergeben wurde. Lohmann selbst wurde 1949 als ordentliches Mitglied in die Akademie der Wissenschaften berufen. Im Jahr 1950 wurde er zunächst Stellvertreter, dann Leiter des Medizinisch-Biologischen Instituts.[1] 1957 wurde er Präsident des Akademie-Instituts für Ernährung in Potsdam-Rehbrücke. Vier Jahre später kehrte er nach Berlin-Buch zurück und würde Direktor des Instituts für Biochemie, das 1961 aus dem Institut für Medizin und Biologie entstanden war.

Karl Lohmann erhielt 1951 den Nationalpreis der DDR und wurde 1955 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Zu seinem 60. Geburtstag erhielt er 1958 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Er war langjähriger Vorsitzender der Biochemischen Gesellschaft der DDR. Diese verlieh ihm zu Ehren den Karl-Lohmann-Preis, der seit der deutschen Wiedervereinigung von der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie weitergeführt wird.

Er verstarb 1978 in Berlin.

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Personenlexikon des Dritten Reiches, Frankfurt a.M., 2003 (2. überarb. Aufl.), S.378