Karolinenstraße 15 (Augsburg)

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Das Haus Karolinenstraße 15 in Augsburg (August 2021)

Das Bürgerhaus Karolinenstraße 15 (ehemals Litera D 41) befand sich in der Innenstadt von Augsburg und war als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen.[1] Es wurde im September 2021 durch einen Brand zerstört und anschließend bis auf wenige verbleibende Reste abgebrochen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kern stammte das Haus an der Karolinenstraße aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Fassade bis zur Traufe wurde um 1800 mit klassizistischem Stuckdekor (sogenannter Zopfstil)[3] gestaltet.

In den 1890er Jahren wurde die Fassade umgestaltet und das Eingangsportal im Erdgeschoss, über dem sich eine Nische (der ursprüngliche Standort der Hausmadonna) befand, entfernt. Den Zwerchgiebel in barockisierendem Neorenaissancestil ergänzte man 1912. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Anwesen Verlagshaus des Papierwaren- und Postkartenherstellers C. Holfelder & Cie.[4] Bei den Luftangriffen auf Augsburg im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zwar getroffen, die Fassade blieb jedoch weitgehend erhalten.[5]

1984/85 wurde das Haus saniert. In diesem Zuge ersetzte man die Hausmadonna durch eine Kopie aus Gussstein. Das aus Holz geschnitzte Original wurde 2013 auf einer Auktion versteigert und befindet sich seither in der Studiensammlung der Diözese Augsburg.[6]

Brandzerstörung 2021[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingerüstete Fassade nach der Brandzerstörung, Foto der Baustelle von 2023

Am Freitag, dem 10. September 2021, brach in den Abendstunden im Dachstuhl des Hauses ein Feuer aus. Laut Kriminalpolizei wurde der Brand „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch einen technischen Defekt beim Aufladen eines privaten E-Scooters verursacht“, welcher sich bei Brandausbruch im Eingangsbereich einer Wohnung im dritten Stock befand.[7][8]

Bis Sonntagmorgen gelang es der Berufsfeuerwehr Augsburg zusammen mit weiteren Stadtteilfeuerwehren, den Brand zu löschen und ein Übergreifen auf die Nachbarbebauung zu verhindern. Drei Personen wurden bei dem Brand leicht verletzt und auch mehrere Feuerwehrleute mussten ärztlich behandelt werden.[9] Die tragenden Strukturen des Gebäudes wurden bei dem Brand so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass seitens der Stadt Augsburg entschieden wurde, das Gebäude abzubrechen. Die Kopie der Hausmadonna konnte zuvor noch gerettet werden.[2]

Bis zur Zerstörung handelte es sich um das älteste erhaltene historische Gebäude an der Augsburger Karolinenstraße.[10] Über eine Rekonstruktion der in den Untergeschossenen noch teilweise erhaltenen Fassade wird diskutiert.[11][12][13]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem Gebäude handelte es sich um einen dreigeschossigen Traufseitbau mit Satteldach. An der Fassade zur Karolinenstraße hin waren ein Zwerchgiebel und ein Flacherker angeordnet. Im Zwerchgiebel befand sich eine Nische für die barocke Holzskulptur der Maria Immaculata, die von einem unbekannten Bildhauer im 18. Jahrhundert geschaffen wurde.[6] Ursprünglich stand die Figur in einer Nische über dem Eingangsportal im Erdgeschoss. Die Fassade war mehrfarbig gestaltet und mit reichhaltigen Ornamenten verziert. Dazu zählten eckige Voluten, Perlstäbe, aufwändige Fensterumrandungen sowie Tuch- und Lorbeergirlanden mit mittig angeordneten Medaillons.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernt von Hagen, Angelika Wegener-Hüssen: Stadt Augsburg (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VII.83). Karl M. Lipp Verlag, München 1994, ISBN 3-87490-572-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karolinenstraße 15 (Augsburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Denkmalliste für Augsburg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-7-61-000-536
  2. a b Brand in Karolinenstraße gelöscht, Abbruch des Hauses hat begonnen. In: Augsburger Allgemeine, erschienen am 12. September 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  3. Sieben historische Häuser: Ein Rundgang durch Augsburgs Geschichte. In: Augsburger Allgemeine, erschienen am 28. März 2021, abgerufen am 13. September 2021.
  4. Franz Häußler: Das ausgebrannte Haus in der Karolinenstraße war ein Stück Augsburger Geschichte. Abgerufen am 19. September 2021.
  5. Norbert Lieb und Ludwig Ohlenrot: Kriegsschadenplan 1944.
  6. a b Gerettete Hausmadonnen. Gesellschaft zur Erhaltung Augsburger Kulturdenkmale e. V., abgerufen am 12. September 2021.
  7. Ina Marks: Polizei bestätigt: Akku hat Großbrand in der Karolinenstraße ausgelöst. Abgerufen am 6. Oktober 2021.
  8. Bayerische Polizei - Pressemeldung vom 20.09.2021. Abgerufen am 8. Oktober 2021.
  9. Feuer in Karolinenstraße: „Plötzlich hat jemand geschrien: Es brennt, alle raus hier“. In: Augsburger Allgemeine, erschienen am 12. September 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  10. Perishable: Ein Stück Augsburger Stadtgeschichte vernichtet – Ältestes Haus in der Karolinenstraße nach Brand abgebrochen | Presse Augsburg. Abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  11. Nach dem Brand in der Karolinenstraße stellt sich die Frage nach dem Wiederaufbau des Gebäudes, Bayerischer Rundfunk, Christian Wagner, 13. September 2021
  12. Eva Maria Knab: Das planen die Eigentümer für die Brandruine der Karolinenstraße. Abgerufen am 19. September 2021.
  13. Eva Maria Knab: Wird nur die Fassade des Hauses in der Karolinenstraße wieder aufgebaut? Abgerufen am 19. September 2021.
  14. Karl Fieger: Historismus in Augsburg. Wißner Verlage, 2016, ISBN 978-3-95786-025-5, Seite 25–27.

Koordinaten: 48° 22′ 11,5″ N, 10° 53′ 52,1″ O