Kastelorizo

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Gemeinde Megisti
Δήμος Μεγίστης (Μεγίστη)
Kastelorizo (Griechenland)
Kastelorizo (Griechenland)
Basisdaten
Staat: Griechenland Griechenland
Region: Südliche Ägäis
Regionalbezirk: Rhodos
Geographische Koordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ OKoordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ O
Fläche: 11,978 km²
Einwohner: 492 (2011[1])
Bevölkerungsdichte: 41,1 Ew./km²
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Megisti
Gemeindelogo von Gemeinde Megisti
Sitz: Kastelorizo (Megisti)
LAU-1-Code-Nr.: 6902
Gemeindebezirke: keinef7
Lokale Selbstverwaltung: f12f12keinef7
Website: www.megisti.gr
Lage in der Region Südliche Ägäis
Datei:2011 Dimos Megistis.png
Datei:2011 Dimos Megistis.png
f9f8

Kastelorizo (griechisch Καστελόριζο (n. sg.), auch Kastellorizo Καστελλόριζο, ital. Castelrosso ‚rote Festung‘, sowie Megisti Μεγίστη ‚[die] Größte‘ und davon türk. Meis) ist eine griechische Insel im östlichen Mittelmeer,[2] rund drei Kilometer vor der türkischen Küste. Sie liegt 120 km östlich von Rhodos und bedeckt 9,113 km².[3] Mit einigen umliegenden Inseln und Felsen bildet sie die mit rund 12 km² zweitkleinste Gemeinde der Region Südliche Ägäis und die östlichste Gemeinde Griechenlands. Sie erhebt sich mit dem Gipfel des Vigla bis auf eine Höhe von 273 m ü. d. M.

Nach dem Anschluss des Dodekanes und damit Kastelorizos an das moderne Griechenland wurde der antike Name der Insel, Megisti (Vorlage:ELSalt, nach einem mythischen ersten Siedler namens Megisteas) als offizielle Bezeichnung eingeführt.[4] Aufgrund der geografischen Nähe wurde sie auch von der Türkei beansprucht.

Geschichte

Die Insel war bereits in antiker Zeit besiedelt, wie die Ruinen der im Landesinneren gelegenen alten Stadt Paleokastro (ital. Alte Burg) bezeugen. Mit dem übrigen Griechenland gehörte Kastelorizo zum Reich Alexanders des Großen, zum Römischen Reich und zum Byzantinischen Kaiserreich. 1306 wurde die Insel durch Ritter des Johanniterordens aus Rhodos erobert, die die Insel zu einer mächtigen Festung ausbauten.[5] Einer von mehreren Theorien zur Etymologie zufolge soll das Kastell der Insel ihren jüngeren Namen gegeben haben. Denn das Gestein ihrer Mauern war von rötlicher Färbung.

Bei ihrem gescheiterten Versuch, die Johanniter aus Rhodos zu vertreiben, griffen Soldaten des Mamluken-Sultans Az-Zahir Saif ad-Din Dschaqmaq von Ägypten 1440 die Johanniter-Festung auf Kastelorizo an und beschädigten die Verteidigungsanlagen. Im Verlauf der Kämpfe verloren die Mamluken zwei Drittel ihrer dort eingesetzten Schiffe und sämtliche auf Kastelorizo angelandeten Truppen.[6] 1450 ließ sich König Alfons V. von Aragón, Sizilien und Neapel von Papst Nikolaus V. die Insel überschreiben.[7] 1451/1452 ließ er die Festung instandsetzen.[8] 1552 fiel Kastelorizo an das Osmanische Reich. In der Folge erfreuten sich die griechischen Bewohner religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Privilegien, und so stieg die Handelsflotte der Insel zur größten des Dodekanes auf.

Versenkung der Ben-my-Chree

Im Ersten Weltkrieg wurde die Insel am 28. Dezember 1915 von französischen Truppen besetzt. Bis Kriegsende wurde die Insel häufig vom türkischen Festland aus beschossen. Am 11. Januar 1917 wurde dabei das englische Flugzeugmutterschiff HMS Ben-my-Chree versenkt; 1921 wurde es geborgen und verschrottet.[9]

1922 kam die Insel unter italienische Verwaltung. Die Italiener, die bereits seit 1912 über die anderen Inseln des Archipels herrschten, traten auf Kastelorizo als Kolonialherren auf und waren unter der Bevölkerung entsprechend unbeliebt. In dieser Zeit wanderte ein großer Teil der Bewohner der Insel aus, vor allem nach Australien. Unter der italienischen Besatzung diente die Hafenbucht Kastelorizos Wasserflugzeugen der Alitalia und Air France in den 1930er-Jahren als Zwischenstopp auf Flügen nach Afrika und in den Nahen Osten.

Im Zweiten Weltkrieg versuchten die Briten Anfang 1941 erfolglos mit der Operation Abstention die Insel zu erobern. Erst im September 1943 nach der Kapitulation Italiens konnten sie Kastelorizo besetzen. Die italienischen Siedler wurden evakuiert bzw. zum Verlassen der Insel genötigt und über Zypern, Ägypten und Palästina verstreut. Im Sommer 1944 mussten die Briten nach einem deutschen Angriff die Insel wieder räumen. Bei ihrem Rückzug fing ein Munitionslager Feuer; die Explosion zerstörte mehr als die Hälfte der Häuser.

1947 wurde Kastelorizo zusammen mit dem übrigen Dodekanes ein Teil Griechenlands. Rund 300 der ursprünglichen Bewohner wollten im Oktober desselben Jahres auf die Insel zurückkehren. Bei einem Feuer auf ihrem Schiff kamen jedoch 35 Menschen um. Als die Überlebenden zwei Monate später die Insel erreichten, fanden sie ihre Häuser zerstört und geplündert vor. Deshalb entschlossen sich viele endgültig zur Auswanderung.

Im Jahr 1920 hatte Kastelorizo noch rund 20.000 Einwohner, heute sind es etwa 400. Sie werden mit beträchtlichen Subventionen vom griechischen Staat unterstützt, um türkischen Gebietsansprüchen entgegenzutreten. Zum Symbol griechischer Beharrlichkeit wurde Despina Achladioti, die „Frau von Ro“. Diese Schäferin war die einzige Bewohnerin der winzigen Insel Ro, die westlich von Kastelorizo liegt. Bis zu ihrem Tod 1982 hisste sie jeden Morgen in Sichtweite der türkischen Küste die griechische Fahne und holte sie abends wieder ein.

In Australien leben heute rund 10.000 Nachkommen der Inselbewohner und sind dort als „Kassies“ bekannt.

Kastelorizo heute

Kastelorizo

Der Hauptort der Insel glich noch vor zwei Jahrzehnten größtenteils einer Geisterstadt. Seitdem wurden auf der Insel aber viele alte zerfallene Bauten wieder zu neuem Leben erweckt, da die Regierung viel investierte, um diesen östlichsten Außenposten Griechenlands zu fördern. Unter den zugezogenen Ausländern sind erneut viele Italiener. In jüngster Zeit läuft auch ein (bislang noch bescheidener) Tourismus auf der Insel an. Der Ortskern am Hafen ist zum Teil aufwändig restauriert – auch mit Hilfe staatlicher Mittel –, die Ruinen um ihn herum sind überwuchert und fallen kaum ins Auge. Auf Kastelorizo wurde der Film Mediterraneo gedreht.

Gerade in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts hat der griechische Staat aus politischen Gründen (Hoheitskonflikt mit der Türkei) unverhältnismäßig viel Geld in die Insel investiert, so dass beispielsweise die Betreuung der wenigen Schüler und die ärztliche Versorgung besser waren als auf vielen größeren griechischen Inseln. Auch die Fähr- und Flugverbindungen waren bzw. sind subventioniert, um den Verkehr zur Insel und deren Versorgung sicherzustellen, um das Eiland trotz seiner abgelegenen Lage attraktiv zu machen.

Am 26. April 2010 wählte der damals amtierende Ministerpräsident Papandreou einen Aufenthalt auf Kastelorizo, um von dort die drohende Zahlungsunfähigkeit des griechischen Staates zu offenbaren.[10]

Liste der Inseln der Gemeinde

Lage der Inseln vor der türkischen Küste

Verkehrsverbindungen

Ein kleiner, 1986 eröffneter Flugplatz ermöglicht mit einer knapp 800 Meter langen Landebahn die Landung kleinerer Turboprop-Maschinen. Seit 2006 gibt es eine tägliche Flugverbindung nach Rhodos. Spontane Ausfälle bei starkem Wind sind jedoch möglich.

Zudem besteht eine unregelmäßige Fährverbindung nach Rhodos, die zwei bis drei Mal pro Woche verkehrt. Die Überfahrt dauert etwa fünf Stunden.

Seit Juni 2007 ist die offizielle Ein- und Ausreise von Kastelorizo in die Türkei (Kaş) bzw. umgekehrt möglich. Seitdem fährt die Meis Express werktags von Kaş in der Türkei morgens nach Kastelorizo, nachmittags wieder zurück. Sie wird für Mehrtagesausflüge in die Türkei genutzt, andererseits kamen viele Tagesgäste aus Kaş, um hier ihr türkisches Touristenvisum wieder für 90 Tage zu verlängern. Dies ist jedoch seit Anfang 2012 nicht mehr möglich, da die Aufenthaltsbestimmungen der Türkei diesbezüglich geändert wurden. Die meisten der Türken wie auch der Griechen haben sich mit der politischen Lage arrangiert und bauen auf ein friedliches Miteinander, nicht zuletzt weil dadurch die touristische Entwicklung beider Gebiete profitieren kann.

Sehr beliebt ist der Ort auch bei Seglern, die hier während eines Türkei-Törns zur Abwechslung einen Abend mit griechischem Flair und Essen genießen.

Philatelie

Griechische (1912), französische und italienische Briefmarken aus Kastelorizo

Nach 1920 gaben die französischen Besatzer Briefmarken der französischen Amtspost in der Türkei heraus, die erst mit dem Schriftzug „O.N.F. / Castellorizo“, dann mit „B.N.F. / CASTELLORIZO“ und schließlich mit „O F / CASTELLORISO“ überdruckt waren. Sie sind heute begehrte Sammlerstücke. Häufiger und billiger sind italienische Briefmarken mit dem Aufdruck „CASTELROSSO“, die seit 1922 erschienen.

Persönlichkeiten

Trivia

Das Album On an Island von David Gilmour ist durch diese Insel inspiriert.[11] Er verbrachte dort unter anderem eine Nacht, die letztlich zu dem Song On An Island führte.[12] Gilmour besaß bis 2014 eine Villa auf der Nachbarinsel Rhodos.[13]

Literatur

  • Marina Pitsonis: Capture Kastellorizo. A walking guide and insight. 2. Auflage. South Coast Printing (Australien), Juni 2002.
  • Ivonne und Horst Imhof: Moments on Kastellorizo. Fotobildband 72 Seiten Vorwort GR/DE/EN/FR. 2008, ISBN 978-3-9810001-3-9.
Commons: Kastelorizo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011, Griechisches Statistisches Amt (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Limits of Oceans and Seas, 3rd edition. (PDF; 994 kB) International Hydrographic Organization, 1953, abgerufen am 7. Februar 2010.
  3. Ελληνική Στατιστική Αρχή [ΕΛΣΤΑΤ] (Hrsg.): Στατιστική Επετηρίδα της Ελλάδος (Statistical Yearbook of Greece) 2009 & 2010. Piräus 2011, S. 47.
  4. Darstellung auf den Seiten der Gemeinde (griechisch)
  5. Ernle Bradford: Kreuz und Schwert. Der Johanniter/Malteser-Ritterorden. Universitas-Verlag, Berlin 1974, ISBN 3-8004-0812-0, S. 68.
  6. Ernle Bradford: Kreuz und Schwert. Der Johanniter/Malteser-Ritterorden. Universitas-Verlag, Berlin 1974, S. 94.
  7. Daniel Duran Duelt: Kastellórizo, una isla griega bajo dominio de Alfonso el Magnánimo (1450–1458). Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Barcelona 2003, ISBN 84-00-08152-8, S. 26–27.
  8. Daniel Duran Duelt: Kastellórizo, una isla griega bajo dominio de Alfonso el Magnánimo (1450–1458). Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Barcelona 2003, S. 32–33.
  9. Geschichte der Ben-my-Chree
  10. FAZ.net vom 26. April 2010
  11. davidgilmour.com
  12. windmillstravel.com
  13. klatsch-tratsch.de