Klinik Waldhaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klinik Waldhaus Chur
Logo
Logo
Trägerschaft Psychiatrische Dienste Graubünden
Ort 7000 Chur
CEO Josef Müller
Betten 107
Fachgebiete Psychiatrie
Gründung 1892
Website www.pdgr.ch/standorte/klinik-waldhaus-chur/
Vorlage:Coordinate/Wartung/Krankenhaus
Vorlage:Infobox_Krankenhaus/Mitarbeiter_fehlt
Vorlage:Infobox_Krankenhaus/Ärzte_fehlt
Klinik Waldhaus Chur

Die Klinik Waldhaus Chur im Loequartier der Bündner Kantonshauptstadt Chur ist neben der Klinik Beverin bei Cazis eines der beiden akutpsychiatrischen Spitäler und als solches in der Spitalliste des Kantons Graubünden.[1] Es wird betrieben von den Psychiatrischen Diensten Graubünden.

Klinik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klinik Waldhaus hat einen kantonalen Leistungsauftrag für Akutpsychiatrie, Psychotherapiestation, Rehabilitationspsychiatrie und Gerontopsychiatrie. Daneben unterhält das Waldhaus ein ambulantes Leistungsangebot, wie auch die Memory-Klinik zur Abklärung von Symptomen chronischer Vergesslichkeit. Im Klinikareal sind ebenfalls das Wohnheim Montalin, ein Wohnangebot für psychisch Beeinträchtigte sowie die ARBES, die geschützte Werkstätte der Psychiatrischen Diensten Graubünden, mit einer Textilwerkstätte, einer Gärtnerei[2] sowie ein Verkaufsladen integriert.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klinik Waldhaus ist in Chur einer der markantesten Exponenten der Gründerzeitarchitektur Ende des 19. Jahrhunderts. Bedeutsam ist besonders die Landschaftsarchitektur: Auf jegliche Überdachungen wurde verzichtet, und die Parkwege wurden bogenförmig angelegt, um einerseits ein neues Raumerlebnis jenseits von Engegefühlen zu ermöglichen und um andererseits die – seinerzeit nicht unumstrittene – Öffnung der Klinik hin zur Stadt und zur Gesellschaft zu veranschaulichen. Die Aussenanlagen stammen von Dieter Kienast und Günter Vogt.[3] Eine Erweiterung zeichnet Churer Architekt Conradin Clavuot.[4]

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stigmatisierung Jenischer Familien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jenische Familie, Schweiz 1928

Drei ärztliche Direktoren der «Klinik Waldhaus» werden mit der erbbiologischen Auswertung und Bewertung von Patientenakten der Klinik in Verbindung gebracht:

Indem er «con amore die Lebendigen verfolgte, den Toten in Urkunden und Gerichtsakten nachstöberte und so Elend über Elend auf einen Namen häufte» begann Jörger 1886 seine erbbiologischen Studien über die Mitglieder Jenischer Familien aus seiner Heimatgemeinde Vals. Eine nach seiner Einschätzung durch «Abirrungen vom gewöhnlichen Familientypus» wie «Vagabundismus» – «Alkoholismus» – «Verbrechen» – «Unsittlichkeit» – «Geistesschwäche» – «Geistesstörung» – «Pauperismus» charakterisierte Gruppe der Jenischen nannte er die «Familie Zero». 1905 konnte Jörger diese Studie im Münchener «Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie» veröffentlichen.[5][6]
Eine zweite Studie Jörgers - über eine «Familie Markus» - wurde 1918 in der «Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie» abgedruckt und 1919 zusammen mit der Studie über die «Familie Zero» unter dem Titel «Psychiatrische Familiengeschichten» als Buch vom Springer-Verlag herausgegeben.[7][8] Jörger kam zum Schluss, dass die «Familie Markus» eine ursprünglich aus dem Deutschen Reiche stammende, im 18. Jahrhundert aus Österreich nach Graubünden gekommene, vagabundierende Familie sei, die auf einen Bauernstamm, die «Familie Zero» aufgepfropft wurde: eine «Bastardierung von Bauer und Vagantin».
Pflugfelder legte während seiner Amtszeit im «Waldhaus» ein sogenanntes «Sippenarchiv» an, in dem er parallel zu den herkömmlichen Patientenakten nach Grossfamilien geordnete Stammbäume und psychiatrische Patientengutachten zu einzelnen Familienmitgliedern archivierte.[9]
Fontana promovierte 1967 mit einer Arbeit zur Fragestellung, ob die Neigung zu Nomadentum oder zu Sesshaftigkeit als psychisches Erbgut oder als Umweltprägung zu deuten seien.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unabhängige Expertenkommission (UEK) zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der administrativen Versorgung. Bericht 2019 (Digitalisat)
  • Silas Gusset, Loretta Seglias, Martin Lengwiler: Versorgen, behandeln, pflegen - Geschichte der Psychiatrie in Graubünden (= Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte. Band 38. Herausgegeben vom Staatsarchiv Graubünden. Redaktion: Florian Hitz), Schwabe Verlag, Basel 2021 (Verlagsanzeige - kostenloser Download)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klinik Waldhaus (Chur) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Spitalliste Psychiatrie des Kantons Graubünden. (PDF) In: Gesundheitsamt Graubünden. Abgerufen am 16. Januar 2021.
  2. Philipp Wyss: Eine halbe Million für eine neue Gartenanlage suedostschweiz.ch, abgerufen am 26. November 2021.
  3. Psychiatrische Klinik Waldhaus, Chur. Abgerufen am 4. August 2022 (englisch).
  4. Klinik Waldhaus Chur. Abgerufen am 30. März 2021.
  5. Dr. J. Jörger (Waldhaus-Chur): Die Familie Zero. In: «Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie», München, 2. Jg. 1905, S. 494–559 (Digitalisat)
  6. 1905 bis 1907 war Ernst Rüdin hauptamtlicher Redakteur des «Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie».
  7. Dr. J. Jörger: Die Familie Markus. In: «Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie» 43 (1918), S. 76–116 (Digitalisat)
  8. Dr. J. Jörger: Psychiatrische Familiengeschichten. Springer, Berlin 1919 ISBN 978-3-662-42100-0 (Digitalisat)
  9. Carmen Aliesch: Das Waldhaus, die Eugenik und die Jenischen im 20. Jahrhundert. Eine Untersuchung des sogenannten «Sippenarchivs» der Psychiatrischen Klinik Waldhaus. In: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft (von) Graubünden, 147 (2017), S. 101–144. Zitiert nach: Silas Gusset, Loretta Seglias, Martin Lengwiler: Versorgen, behandeln, pflegen - Geschichte der Psychiatrie in Graubünden, Schwabe Verlag, Basel 2021, S. 197
  10. Benedikt Fontana: Nomadentum und Sesshaftigkeit als psychologische und psychopathologische Verhaltensradikale: Psychisches Erbgut oder Umweltsprägung. Ein Beitrag zur Frage der Psychopathie. In: Psychiatria clinica. Bd. 1. (1968), H. 6, S. 340–366 (Dissertation, Universität Bern, 27. Juli 1967)

Koordinaten: 46° 52′ 9,5″ N, 9° 32′ 24″ O; CH1903: 760194 / 193053