Kloster Engelberg

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Benediktinerabtei Engelberg
Ort
Staat Schweiz
Kanton Obwalden
Kirchenprovinz Exemtion
Kirchenregion Bistum Chur
Gemeinschaft
Gründung 1120
Abt Abt Christian Meyer OSB
Emeritierter Abt P. Berchtold Müller OSB
Mönche 19 (Stand: März 2021)
Priester 12
Brüder 7
Kirche und Liturgie
Klosterkirche Kirche Unserer Lieben Frau von Engelberg
Patrozinium Maria Himmelfahrt (15. August)
Patrone Hl. Nikolaus, Hl. Leonhard, Hl. Theodor, Hl. Eugen
Ritus Römischer Ritus
-
Website www.kloster-engelberg.ch
Im Hof des Klosters Engelberg
Das Wappen des 59. Abtes der Benediktinerabtei Engelberg, Abt Christian Meyer OSB
Klosterkirche, Innenansicht
Klosterkirche, Altarraum
Hauptorgel in der Klosterkirche, grösste Orgel der Schweiz

Das Kloster Engelberg (Abtei zur seligen Jungfrau Maria und zum heiligen Nikolaus) ist eine Benediktinerabtei in Engelberg im Kanton Obwalden in der Schweiz. Das Kloster wurde 1120 von Konrad von Sellenbüren gegründet und mit Mönchen aus dem Kloster Muri besiedelt. Die Gebäude entstanden nach dem verheerenden Klosterbrand von 1729 und gehören zu den grössten Barockanlagen der Zentralschweiz. In der Klosterkirche befindet sich die grösste Orgel der Schweiz.

In seinen insgesamt elf Betrieben, zu welchen auch seit 2017 ein Weinberg am Bielersee, eine eigene externe Hotellerie und die Stiftsschule Engelberg gehören, beschäftigt das Kloster Engelberg um 120 weltliche Angestellte und ist nach den Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis zweitgrösster Arbeitgeber in Engelberg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mittelalterliche Kloster wurde mehrfach von Bränden zerstört. Ausserdem suchten die Pest und politische Streitigkeiten im Hoch- und Spätmittelalter mehrfach das Engelbergertal heim.

Neben dem Männerkonvent entstand ein Frauenkonvent. Die geschichtlichen Quellen können jedoch nicht wiedergeben, ob die beiden Gemeinschaften gemeinsam oder nacheinander gegründet worden sind. Das sogenannte Doppelkloster existierte bis ins Jahr 1615. Am 18. Februar 1615 wurde der Frauenkonvent nach Sarnen umgesiedelt, wo das Benediktinerinnen-Kloster St. Andreas bis heute besteht.

1690 entstand das Herrenhaus Grafenort im unteren Engelberger Tal als Erholungshaus für Abt und Mönche.[1] Es wird heute vom Kloster auch für Tagungen und Seminare genutzt. Das Kloster in seiner heutigen Form wurde 1730 bis 1745 erbaut.

Nach dem Einmarsch der Franzosen und der Errichtung der Helvetischen Republik wurde der Abt 1798 gezwungen, auf die Besitzrechte über das Tal zu verzichten. Das ehemalige Herrschaftsgebiet des Klosters schloss sich 1803 zunächst dem Kanton Nidwalden, dann 1815 dem Kanton Obwalden an.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein; im 20. Jahrhundert wurde dieser zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor im Tal. Mit dieser Öffnung nach aussen wurde auch der soziale Einfluss des Klosters zurückgedrängt. 2021 zählte der Konvent 19 Mitglieder.

Betriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt elf Klosterbetriebe und ihre vornehmlich weltlichen Angestellten arbeiten nicht nur für das Kloster. Neben der Verwaltung gehören die Klosterschreinerei, die Gastbetriebe mit dem Hotel St. Josefshaus, Hotel Sonnwendhof und der Wirtschaft Grafenort, eine Gärtnerei, das eigene Wasserkraftwerk Tagenstal sowie die in Pacht betriebene Schaukäserei dazu. Seit 2005 werden die Klostergeschäfte von einem weltlichen Angestellten als Geschäftsführer der Verwaltung geleitet. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den 16 landwirtschaftlichen Pachtbetrieben sowie die Immobilienbetreuung des Klosters. Die Aufgabe des Geschäftsführers führte zuvor der Grosskellner aus.

Bildungseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Regierungszeit von Abt Frowin entstanden im 12. Jahrhundert eine Schreibschule und eine Bibliothek. Seit 1851 besteht die als eigenständiger Betrieb zum Kloster gehörende Stiftsschule Engelberg, welche von einem Rektor geführt wird. Dieser leitet die Stiftsschule sowie das Internat im Auftrag des Abts. Von 2009 bis 2020 führten erstmals weltliche Rektoren die Schule. Die Stiftsschule Engelberg bietet einen Doppelabschluss mit zweisprachiger Maturität (D/E) und dem International Baccalaureate (IB) an.

Klosterkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die barocke Stiftskirche wurde nach einem Brand in den Jahren 1730–1737 von Johannes Rueff erbaut.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptorgel der Stiftskirche Engelberg gilt als die grösste Orgel der Schweiz. Sie geht auf ein Instrument von Friedrich Goll aus den Jahren 1876/1877 zurück. Nach Erweiterungsumbauten verfügt das Instrument heute über 137 Register auf vier Manualen und Pedal. In der gleichen Kirche vorhanden ist eine Chororgel von 1902 mit 26 Registern.[2]

Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Turm der Klosterkirche Engelberg erklingt ein siebenstimmiges Geläut. Die Glocken füllen die Glockenstube fast ganz aus. Gegossen wurden sie 1964 von Emil Eschmann. Sie weisen den firmentypischen, kernigen «Eschmann-Klang» auf. Das Geläute wurde im sogenannten «ausgefüllten und erweiterten Moll-Dur-Motiv» abgestimmt, welches von vielen Schweizer Türmen zu hören ist. Die beiden noch vorhandenen Chorglocken sowie die Konventglocke gehören nicht zum Hauptgeläute.

Nr. Name Schlagton Gewicht
1 Dreifaltigkeitsglocke Gis° 4810 kg
2 Kreuzglocke 2890 kg
3 Muttergottesglocke cis′ 2010 kg
4 Engelsglocke dis′ 1430 kg
5 Johannesglocke fis′ 840 kg
6 Apostelglocke gis′ 540 kg
7 Benediktusglocke h′ 360 kg

Verbundene Klöster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benediktinerinnenkloster St. Andreas: Ehemaliger Frauenkonvent des Klosters Engelberg (bis 1615). Der Abt von Engelberg ist zuständiger Ordinarius
  • Abtei Conception (Missouri): Tochtergründung 1873
  • Mount Angel Abbey in St. Benedict, (Oregon): Tochtergründung des 19. Jh.
  • Kloster Melchtal: Der Abt von Engelberg ist zuständiger Ordinarius
  • Kloster Maria-Rickenbach in Niederrickenbach: Der Abt von Engelberg ist zuständiger Ordinarius
  • Kloster Marienburg, Wikon: Der Abt von Engelberg ist zuständiger Ordinarius; 2019 verlegt nach Kloster St. Andreas (Sarnen)
  • Prieuré de Mont Fébé, in Yaoundé, Kamerun: Abhängiges Priorat. Der Abt von Engelberg ist zugleich Abt vom Mont Fébé

Äbte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Mönche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Br. Konrad von Sellenbüren († 1126), Gründer und später Mönch des Klosters Engelberg
  • Abt Adelhelm († 1131), Heiliger und 1. Abt des Klosters
  • Abt Frowin († 1178), Heiliger und 2. Abt des Klosters
  • Mönch Richene († 12. Jh.), Künstler im Skriptorium unter Abt Frowin
  • Abt Berchtold I. († 1197), Heiliger und 3. Abt des Klosters
  • Abt Heinrich I. († 1223), 4. Abt des Klosters und Stifter des Heiligen Kreuzes von Engelberg
  • Abt Barnabas Bürki († 1546), 28. Abt des Klosters und Präsident der Badener Disputation
  • Marianus Rot (1597–1663), Bühnenautor
  • Abt Joachim Albini (1666–1724), ab 1694 Abt des Klosters.[3]
  • P. Wolfgang Iten (1712–1769), Komponist[4]
  • Abt Emanuel Crivelli († 1749), 46. Abt des Klosters und Erbauer der barocken Klosteranlage
  • P. Frowin Conrad (1833–1923), 1. Abt des Tochterklosters Conception (Missouri)
  • Br. Franz Xaver Ruckstuhl (1911–1979), Künstler
  • P. Karl Stadler (1921–2012), Künstler
  • P. Basil Studer (1925–2008), Theologe
  • P. Eugen Bollin (* 1939), Künstler
  • P. Roman Hofer (1942–2011), Kirchenmusiker und Komponist

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gallus Heer: Aus der Vergangenheit von Kloster und Tal Engelberg. 1120–1970. Verlag Benediktinerkloster Engelberg, Engelberg 1975.
  • Helene Büchler-Mattmann, Gallus Heer: Kloster Engelberg. In: Helvetia Sacra. Abt. III, Bd. 1. Bern 1986.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kloster Engelberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel Schneller, Eduard Müller, Rolf De Kegel: Das Herrenhaus Grafenort. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 601). Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1996, ISBN 978-3-85782-601-6.
  2. Disposition
  3. Rolf De Kegel: Joachim Albini. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. April 2001, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  4. Joseph Willimann: Wolfgang Iten. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Koordinaten: 46° 49′ 14″ N, 8° 24′ 35″ O; CH1903: 674103 / 185947