„Kloster Obermarchtal“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
Fampf (Diskussion | Beiträge) Erstellen eines Artikels über die Glocken mit Bildern.; Benutzen der selbst erstellen Bilder im Mai 2011 und 2012; Quellen: http://www.youtube.com/watch?v=74Gknl9yOrI; http://www.youtube.com/watch?v=hxUYGpjDUbs; http://www.youtube.com/user/glockenfampf; |
Fampf (Diskussion | Beiträge) →Die Glocken des Münsters: Erweiterung um weiteres Bild und einige Details Rund um die große Glocke und die Entwicklung der letzten Jahre; |
||
Zeile 97: | Zeile 97: | ||
Die Glocken wurden über einige Jahrhunderte angeschafft. Die älteste ist auch die kleinste. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und hängt zusammen mit den beiden großen Glocken im Südturm. Zu ihr gesellte sich noch in die alte Basilika 1491 die drittgrößte Glocke e', die heute als eine der schönsten gotischen Glocken Süddeutschlands gilt. Zum Ende der Bauarbeiten am heutigen Münster wurden ein Großteil der kleineren Glocken angeschafft. Sie stammen von den lothringischen Wandergießern Gebrüder Rosier. |
Die Glocken wurden über einige Jahrhunderte angeschafft. Die älteste ist auch die kleinste. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und hängt zusammen mit den beiden großen Glocken im Südturm. Zu ihr gesellte sich noch in die alte Basilika 1491 die drittgrößte Glocke e', die heute als eine der schönsten gotischen Glocken Süddeutschlands gilt. Zum Ende der Bauarbeiten am heutigen Münster wurden ein Großteil der kleineren Glocken angeschafft. Sie stammen von den lothringischen Wandergießern Gebrüder Rosier. |
||
Während man in anderen Oberschwäbischen Klöstern gerade den Neubau ihrer Kirchen im Barocken Stil plante, fasste das Stiftskonvent von Obermarchtal die Anschaffung der größten Glocke weit und breit ins Auge. 1688 konnte schließlich die 5t schwere Hosanna gegossen werden, die bis Weingarten die größte Glocke der Gegend war und auch heute noch eine der größten und schönsten erhaltenen Barockglocken. |
Während man in anderen Oberschwäbischen Klöstern gerade den Neubau ihrer Kirchen im Barocken Stil plante, fasste das Stiftskonvent von Obermarchtal die Anschaffung der größten Glocke weit und breit ins Auge. 1688 konnte schließlich die 5t schwere Hosanna gegossen werden, die bis Weingarten die größte Glocke der Gegend war und auch heute noch eine der größten und schönsten erhaltenen Barockglocken. |
||
[[Datei:Hosanna Obermarchtal.jpeg|miniatur|Die mächtige Hosanna im Südturm des Münsters]] |
[[Datei:Hosanna Obermarchtal.jpeg|miniatur|Die mächtige Hosanna im Südturm des Münsters]] |
||
Sie trägt am Hals die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a.D. 1688." |
Sie trägt am Hals die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a.D. 1688." |
||
Ihre Inschrift lautet: "BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI OSANNA IN EXCELSIS DEO" |
Ihre Inschrift lautet: "BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI OSANNA IN EXCELSIS DEO" |
||
Interessant ist die Form dieser Glocke. Die Gewichtsverteilung ist dabei nicht überall gleich. Die Glocke ist einseitig ungefähr 10-20% schwerer, was das beidseitige Anschlagen während des Läutens immer schon schwierig machte und ihr unter den Läutebuben den Namen "krätschigs Mädle" einbrachte. Auch heute ist diese Gewichtsverteilung beim elektrischen Läuten ein gewisses Problem. |
|||
Zeile 109: | Zeile 111: | ||
Auszug Inschrift: "O MARIA O GLORIOSA DOMINA EXCELSA SVPER SYDERIA ..." |
Auszug Inschrift: "O MARIA O GLORIOSA DOMINA EXCELSA SVPER SYDERIA ..." |
||
Die Gesamtkosten dieser Anschaffung belief sich auf ungefähr 7000 Gulden. |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
[[Datei:Moderne Bachertglocke Obermarchtal.jpeg|miniatur| Die kleine Bachertglocke ist die modernste der 13 Glocken]] |
|||
⚫ | |||
Um die neue kleine Glocke im Nordturm unterzubringen wurde die kleinste und älteste Glocke in den Südturm über die großen beiden gehängt. Bei dieser gelegenheit wurden bei allen Glocken die historischen Klöppel durch damals moderne Ellipsoidkogelklöppel getauscht. Da diese Klöppelform bei einem guten Klang allerdings zu starken Abnutzungen an den Glocken führte entschied man sich 2009 alle Klöppel restlos durch neue moderne Runballenklöppel zu ersetzen. Zudem wurden bei den ältesten Glocken die Schlagringe von der Glockenschweißerei Lachenmayer wieder "aufgeschweißt", das bedeutet ausgeschlagenes Material wurde mittels autogenen Schweißens wieder hergestellt. Ein Problem mit der Verankerung des Glockenstuhls unter Glocke2 konnte Anfang 2011 endgültig behoben werden. |
|||
== Heutige Nutzung der Anlage == |
== Heutige Nutzung der Anlage == |
Version vom 17. Januar 2013, 20:13 Uhr
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/90/Obermarchtal-1907.jpg/220px-Obermarchtal-1907.jpg)
Das Kloster Obermarchtal liegt in der Gemeinde Obermarchtal zwischen Ehingen und Riedlingen, östlich von Zwiefalten im Alb-Donau-Kreis. In Nachbarschaft liegt der Ort Untermarchtal mit Vinzentinerinnen-Kloster.
Geschichte
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/27/Klosterkirche-obermarchtal.jpg/220px-Klosterkirche-obermarchtal.jpg)
Im Jahr 776 übertrugen die Nachkommen des Halaholf († vor 776) (Ahalolfinger) das von diesem und seiner Ehefrau gestiftete Petrus-Kloster der Abtei Sankt Gallen. 993 bestand das Kloster als ein von Hermann II., Herzog von Schwaben und seiner Ehefrau Gerberga den Aposteln Petrus und Paulus gewidmetes Kanonikerstift.
Im 12. Jahrhundert war Marchtal im Besitz einer Reihe von schwäbischen Adligen, darunter auch den Staufern und insbesondere Kaiser Friedrich I., wobei die häufigen Besitzwechsel einen Niedergang des Klosters zur Folge hatten.
1171 wurde das Kloster von Pfalzgraf Hugo II. von Tübingen als Prämonstratenserdoppelstift für Männer und Frauen neu gegründet und mit ausreichendem Besitz ausgestattet, die Chorherren des neuen Klosters wurden aus der Abtei Mönchsrot in Rot an der Rot geholt.
- Erster Propst der Neugründung wurde Eberhard von Wolfegg aus dem Kloster Mönchsrot.
- Propst Meinhardt ließ 1204-1208 die Klostermauern erneuern.
- Propst Konrad (1226-1275) verbot 1273 die Neuaufnahme von Frauen, so dass das Doppelkloster bald zum Männerkloster wurde.
- Propst Walther II. ließ die alte Stiftskirche zu einer dreischiffigen Basilika erweitern, die am 2. Mai 1239 von Bischof Heinrich I. von Konstanz geweiht wurde.
Im Jahr 1440 wurde Marchtal zur Abtei erhoben und erhielt 1500 die Reichsunmittelbarkeit. 1701 wurde ein weiterer Neubau der Klosterkirche geweiht, die eines der bekanntesten Beispiele des deutschen Frühbarock ist.
Bei der Säkularisation ging Marchtal 1803 in den Besitz der Thurn und Taxis über, die es als Teil des Reichsfürstentum Buchau verwalteten, bevor es 1806 im Zuge der Mediatisierung an das Königreich Württemberg fiel.
Pröpste und Äbte von Marchtal
Pröpste
|
Äbte
|
Die Glocken des Münsters
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6e/Gotikglocke_Obermarchtal.jpeg/220px-Gotikglocke_Obermarchtal.jpeg)
In den beiden hochaufragenden Glockentürmen des Obermarchtaler Münsters hängt ein wahrer Glockenschatz. Mit insgesamt 13 Glocken, 12 davon historisch, ist es nicht nur das zahlenmäßig größte Geläut der Diözese Rottenburg-Stuttgart sondern eines der letzten vollständig erhaltenen Großgeläute der Oberschwäbischen Barockstraße da es als eines der wenigen bei der Säkularisation nicht abgenommen wurde. Es bildet sich die etwas seltsam anmutende Gesamtdisposition: As°- c'- e'- g'- a'- h'- c²- d²- dis²- e²- fis²- a²- a²
Die Glocken wurden über einige Jahrhunderte angeschafft. Die älteste ist auch die kleinste. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und hängt zusammen mit den beiden großen Glocken im Südturm. Zu ihr gesellte sich noch in die alte Basilika 1491 die drittgrößte Glocke e', die heute als eine der schönsten gotischen Glocken Süddeutschlands gilt. Zum Ende der Bauarbeiten am heutigen Münster wurden ein Großteil der kleineren Glocken angeschafft. Sie stammen von den lothringischen Wandergießern Gebrüder Rosier.
Während man in anderen Oberschwäbischen Klöstern gerade den Neubau ihrer Kirchen im Barocken Stil plante, fasste das Stiftskonvent von Obermarchtal die Anschaffung der größten Glocke weit und breit ins Auge. 1688 konnte schließlich die 5t schwere Hosanna gegossen werden, die bis Weingarten die größte Glocke der Gegend war und auch heute noch eine der größten und schönsten erhaltenen Barockglocken.
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f0/Hosanna_Obermarchtal.jpeg/220px-Hosanna_Obermarchtal.jpeg)
Sie trägt am Hals die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a.D. 1688."
Ihre Inschrift lautet: "BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI OSANNA IN EXCELSIS DEO"
Interessant ist die Form dieser Glocke. Die Gewichtsverteilung ist dabei nicht überall gleich. Die Glocke ist einseitig ungefähr 10-20% schwerer, was das beidseitige Anschlagen während des Läutens immer schon schwierig machte und ihr unter den Läutebuben den Namen "krätschigs Mädle" einbrachte. Auch heute ist diese Gewichtsverteilung beim elektrischen Läuten ein gewisses Problem.
Mit ihr kam auch die heute zweitgrößte Glocke in den Nordturm. Die Gloriosa ist eine außerordentlich schöne und warm klingende Barockglocke.
Auch sie trägt die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a. D. 1688."
Auszug Inschrift: "O MARIA O GLORIOSA DOMINA EXCELSA SVPER SYDERIA ..."
Die Gesamtkosten dieser Anschaffung belief sich auf ungefähr 7000 Gulden.
Bis heute hängen alle Glocken in den originalen Glockenstühlen, die nur an einigen Stellen mit neuen Planken und Streben ausgebessert wurden Siehe hier
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4e/Moderne_Bachertglocke_Obermarchtal.jpeg/220px-Moderne_Bachertglocke_Obermarchtal.jpeg)
Bis 1989 wurden die Glocken noch teilweise mit Seilen von Hand geläutet. In dem Jahr stiftete die Glockengießerei Bachert die drittkleinste Glocke. Beim Einbau dieser Glocke wurden auch die anderen Glocken elektrifiziert und mit einer neuen Steuerung versehen. Um die neue kleine Glocke im Nordturm unterzubringen wurde die kleinste und älteste Glocke in den Südturm über die großen beiden gehängt. Bei dieser gelegenheit wurden bei allen Glocken die historischen Klöppel durch damals moderne Ellipsoidkogelklöppel getauscht. Da diese Klöppelform bei einem guten Klang allerdings zu starken Abnutzungen an den Glocken führte entschied man sich 2009 alle Klöppel restlos durch neue moderne Runballenklöppel zu ersetzen. Zudem wurden bei den ältesten Glocken die Schlagringe von der Glockenschweißerei Lachenmayer wieder "aufgeschweißt", das bedeutet ausgeschlagenes Material wurde mittels autogenen Schweißens wieder hergestellt. Ein Problem mit der Verankerung des Glockenstuhls unter Glocke2 konnte Anfang 2011 endgültig behoben werden.
Heutige Nutzung der Anlage
Die von einer Mauer umgebene Klosteranlage Obermarchtal mit der Kirche St. Peter und Paul, der ehemaligen Klausur und mit seinen Wirtschaftshäusern wird heute von der Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Ihr Innenhof ist Ort der Ausstellung „Marchtaler Fenster - Neue Kunst“.[1] Der Nordflügel der Anlage beherbergt die Realschule und das Gymnasium des Studienkollegs.
-
Putte im Münster
-
Fenster mit Rocaille-Schmuck am Kloster
-
Chorgestühl im Münster
Literatur
- Manuela Oberst: Exercitium, Propaganda und Repräsentation. Die Dramen-, Periochen- und Librettosammlung der Prämonstratenserreichsabtei Marchtal (1657 bis 1778) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. Bd 179). Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020984-8.
Weblinks
- Kloster Obermarchtal. In: archINFORM.
- offizielle Website des Klosters Obermarchtal
- Hexenverfolgung in der Reichsabtei Marchtal 1586-1757
- Prämonstratenserabtei St. Peter Obermarchtal in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg des Landesarchivs Baden-Württemberg
- Geschichte und 300-Jahr-Feier (Bischöfliches Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart)
- Marchtaler Fenster - Neue Kunst
- Studienkolleg Obermarchtal
Einzelnachweise
- ↑ Marchtaler Fenster - Neue Kunst. Website der Ausstellungsreihe im Klosterinnenhof von Obermarchtal
Koordinaten: 48° 14′ 11,4″ N, 9° 34′ 15,5″ O