„Kloster Obermarchtal“ – Versionsunterschied

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Zusammenstellung über die Glocken des Münsters Obermarchtal
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* 1802 Friedrich II. Walter
* 1802 Friedrich II. Walter
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== Die Glocken des Münsters==
[[Datei:Gotikglocke Obermarchtal.jpeg|miniatur| Die gotische Glocke e' ist die größte Glocke des Nordturms]]
In den beiden hochaufragenden Glockentürmen des Obermarchtaler Münsters hängt ein wahrer Glockenschatz. Mit insgesamt 13 Glocken, 12 davon historisch, ist es nicht nur das zahlenmäßig größte Geläut der [[Diözese Rottenburg-Stuttgart]] sondern eines der letzten vollständig erhaltenen Großgeläute der Oberschwäbischen Barockstraße da es als eines der wenigen bei der [[Säkularisation]] nicht abgenommen wurde. Es bildet sich die etwas seltsam anmutende Gesamtdisposition: As°- c'- e'- g'- a'- h'- c²- d²- dis²- e²- fis²- a²- a²


Die Glocken wurden über einige Jahrhunderte angeschafft. Die älteste ist auch die kleinste. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und hängt zusammen mit den beiden großen Glocken im Südturm. Zu ihr gesellte sich noch in die alte Basilika 1491 die drittgrößte Glocke e', die heute als eine der schönsten gotischen Glocken Süddeutschlands gilt. Zum Ende der Bauarbeiten am heutigen Münster wurden ein Großteil der kleineren Glocken angeschafft. Sie stammen von den lothringischen Wandergießern Gebrüder Rosier.

Während man in anderen Oberschwäbischen Klöstern gerade den Neubau ihrer Kirchen im Barocken Stil plante, fasste das Stiftskonvent von Obermarchtal die Anschaffung der größten Glocke weit und breit ins Auge. 1688 konnte schließlich die 5t schwere Hosanna gegossen werden, die bis Weingarten die größte Glocke der Gegend war und auch heute noch eine der größten und schönsten erhaltenen Barockglocken.
[[Datei:Hosanna Obermarchtal.jpeg|miniatur|Die mächtige Hosanna im Südturm des Münsters]]
Sie trägt am Hals die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a.D. 1688."

Ihre Inschrift lautet: "BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI OSANNA IN EXCELSIS DEO"

Interessant ist die Form dieser Glocke. Die Gewichtsverteilung ist dabei nicht überall gleich. Die Glocke ist einseitig ungefähr 10-20% schwerer, was das beidseitige Anschlagen während des Läutens immer schon schwierig machte und ihr unter den Läutebuben den Namen "krätschigs Mädle" einbrachte. Auch heute ist diese Gewichtsverteilung beim elektrischen Läuten ein gewisses Problem.


Mit ihr kam auch die heute zweitgrößte Glocke in den Nordturm. Die Gloriosa ist eine außerordentlich schöne und warm klingende Barockglocke.
Auch sie trägt die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a. D. 1688."

Auszug Inschrift: "O MARIA O GLORIOSA DOMINA EXCELSA SVPER SYDERIA ..."

Die Gesamtkosten dieser Anschaffung belief sich auf ungefähr 7000 Gulden.


Bis heute hängen alle Glocken in den originalen Glockenstühlen, die nur an einigen Stellen mit neuen Planken und Streben ausgebessert wurden [http://www.youtube.com/watch?v=74Gknl9yOrI/ Siehe hier]
[[Datei:Moderne Bachertglocke Obermarchtal.jpeg|miniatur| Die kleine Bachertglocke ist die modernste der 13 Glocken]]
Bis 1989 wurden die Glocken noch teilweise mit Seilen von Hand geläutet. In dem Jahr stiftete die [[Glockengießerei Bachert]] die drittkleinste Glocke. Beim Einbau dieser Glocke wurden auch die anderen Glocken elektrifiziert und mit einer neuen Steuerung versehen.
Um die neue kleine Glocke im Nordturm unterzubringen wurde die kleinste und älteste Glocke in den Südturm über die großen beiden gehängt. Bei dieser gelegenheit wurden bei allen Glocken die historischen Klöppel durch damals moderne Ellipsoidkogelklöppel getauscht. Da diese Klöppelform bei einem guten Klang allerdings zu starken Abnutzungen an den Glocken führte entschied man sich 2009 alle Klöppel restlos durch neue moderne Runballenklöppel zu ersetzen. Zudem wurden bei den ältesten Glocken die Schlagringe von der Glockenschweißerei Lachenmayer wieder "aufgeschweißt", das bedeutet ausgeschlagenes Material wurde mittels autogenen Schweißens wieder hergestellt. Ein Problem mit der Verankerung des Glockenstuhls unter Glocke2 konnte Anfang 2011 endgültig behoben werden.


== Heutige Nutzung der Anlage ==
== Heutige Nutzung der Anlage ==
Die von einer Mauer umgebene Klosteranlage Obermarchtal mit der Kirche St. Peter und Paul, der ehemaligen Klausur und mit seinen Wirtschaftshäusern wird heute von der [[Kirchliche Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal | Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal]] der [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Diözese Rottenburg-Stuttgart]] als Tagungshaus genutzt. Ihr Innenhof ist Ort der Ausstellung „Marchtaler Fenster - Neue Kunst“.<ref>[http://www.marchtaler-fenster.de/ ''Marchtaler Fenster - Neue Kunst'']. Website der Ausstellungsreihe im Klosterinnenhof von Obermarchtal</ref> Der Nordflügel der Anlage beherbergt die Realschule und das Gymnasium des Studienkollegs.
Die von einer Mauer umgebene Klosteranlage Obermarchtal mit der Kirche St. Peter und Paul, der ehemaligen Klausur und mit seinen Wirtschaftshäusern wird heute von der [[Kirchliche Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal | Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal]] der [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Diözese Rottenburg-Stuttgart]] als Tagungshaus genutzt. Ihr Innenhof ist Ort der Ausstellung „Marchtaler Fenster - Neue Kunst“.<ref>[http://www.marchtaler-fenster.de/ ''Marchtaler Fenster - Neue Kunst'']. Website der Ausstellungsreihe im Klosterinnenhof von Obermarchtal</ref> Der Nordflügel der Anlage beherbergt die Realschule und das Gymnasium des Studienkollegs.

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Datei:Putto_Kloster_Obermarchtal.jpg|Putte im Münster
Datei:Putto_Kloster_Obermarchtal.jpg|Putte im Münster

Version vom 17. Januar 2013, 20:25 Uhr

Obermarchtal 1907

Das Kloster Obermarchtal liegt in der Gemeinde Obermarchtal zwischen Ehingen und Riedlingen, östlich von Zwiefalten im Alb-Donau-Kreis. In Nachbarschaft liegt der Ort Untermarchtal mit Vinzentinerinnen-Kloster.

Geschichte

Münster

Im Jahr 776 übertrugen die Nachkommen des Halaholf († vor 776) (Ahalolfinger) das von diesem und seiner Ehefrau gestiftete Petrus-Kloster der Abtei Sankt Gallen. 993 bestand das Kloster als ein von Hermann II., Herzog von Schwaben und seiner Ehefrau Gerberga den Aposteln Petrus und Paulus gewidmetes Kanonikerstift.

Im 12. Jahrhundert war Marchtal im Besitz einer Reihe von schwäbischen Adligen, darunter auch den Staufern und insbesondere Kaiser Friedrich I., wobei die häufigen Besitzwechsel einen Niedergang des Klosters zur Folge hatten.

1171 wurde das Kloster von Pfalzgraf Hugo II. von Tübingen als Prämonstratenserdoppelstift für Männer und Frauen neu gegründet und mit ausreichendem Besitz ausgestattet, die Chorherren des neuen Klosters wurden aus der Abtei Mönchsrot in Rot an der Rot geholt.

  • Erster Propst der Neugründung wurde Eberhard von Wolfegg aus dem Kloster Mönchsrot.
  • Propst Meinhardt ließ 1204-1208 die Klostermauern erneuern.
  • Propst Konrad (1226-1275) verbot 1273 die Neuaufnahme von Frauen, so dass das Doppelkloster bald zum Männerkloster wurde.
  • Propst Walther II. ließ die alte Stiftskirche zu einer dreischiffigen Basilika erweitern, die am 2. Mai 1239 von Bischof Heinrich I. von Konstanz geweiht wurde.

Im Jahr 1440 wurde Marchtal zur Abtei erhoben und erhielt 1500 die Reichsunmittelbarkeit. 1701 wurde ein weiterer Neubau der Klosterkirche geweiht, die eines der bekanntesten Beispiele des deutschen Frühbarock ist.

Bei der Säkularisation ging Marchtal 1803 in den Besitz der Thurn und Taxis über, die es als Teil des Reichsfürstentum Buchau verwalteten, bevor es 1806 im Zuge der Mediatisierung an das Königreich Württemberg fiel.

Pröpste und Äbte von Marchtal

Pröpste

  • 1171–1179 Eberhard I.
  • 1179–1187 Udalrich
  • 1187 bis? Gerlach
  • 1191–1204 Mangold
  • 1204–1208 Meinrad
  • 1209–1210 Heinrich I. von Suppingen
  • 1210–1214 Walther I. von Westernach
  • 1214–1217 Rüdiger
  • 1217–1229 Rudolph von Ertingen
  • 1229–1243 Walther II. von Schmalstetten
  • 1243–1251 Theodorich von Wittenhausen
  • 1251–1252 Friedrich
  • 1252–1266 Heinrich II.
  • 1266–1275 Konrad I. von Taugendorf
  • 1275–1281 Wernher I.
  • 1281–1282 Engelher
  • 1282–1292 Berchtold I.
  • 1292–1299 Heinrich III.
  • 1299–1304 Burchhard I.
  • 1304–1308 Sigfried
  • 1308–1310 Wernher II.
  • 1310–1312 Konrad II.
  • 1312–1322 Burchhard II.
  • 1322–1329 Konrad III.
  • 1329–1333 Hermann
  • 1333–1340 Heinrich IV.
  • 1340–1344 Eberhard II.
  • 1344–1348 Konrad IV.
  • 1348–1367 Konrad V.
  • 1368–1377 Berchtold II.
  • 1377–1399 Ludwig Leo
  • 1399–1401 Stephanus Wucherer
  • 1401–1409 Jakob I. Kupferschmid
  • 1409–1424 Jakob II. Klingler
  • 1424–1436 Albert Pfluoger
  • 1436–1440 Heinrich V. Mörstetter

Äbte

  • 1440–1461 Heinrich I. Mörstetter
  • 1461–1482 Jodokus Blank
  • 1482–1514 Simon Götz
  • 1514–1518 Johannes I. Haberkalt
  • 1518–1538 Heinrich II. Stölzlin
  • 1538–1550 Johannes II. Gudin
  • 1550–1559 Christoph I. Boner
  • 1559–1571 Christoph II. Schenz
  • 1571–1591 Konrad I. Frei
  • 1591–1599 Johannes III. Riedgasser
  • 1600–1614 Jakob Heß
  • 1614–1637 Johannes IV. Engler
  • 1637–1660 Konrad II. Kneer
  • 1660–1661 Godefried Dorner
  • 1661–1691 Nikolaus Wierith
  • 1691–1705 Adalbert Rieger
  • 1705–1711 Friedrich I. Herlin
  • 1711–1719 Edmund I. Dilger
  • 1719–1746 Ulrich Blank
  • 1746–1768 Edmund II. Sartor
  • 1768–1772 Ignaz Stein
  • 1772–1796 Paulus Schmid
  • 1796–1802 Bernard Kempter
  • 1802 Friedrich II. Walter


Die Glocken des Münsters

Die gotische Glocke e' ist die größte Glocke des Nordturms

In den beiden hochaufragenden Glockentürmen des Obermarchtaler Münsters hängt ein wahrer Glockenschatz. Mit insgesamt 13 Glocken, 12 davon historisch, ist es nicht nur das zahlenmäßig größte Geläut der Diözese Rottenburg-Stuttgart sondern eines der letzten vollständig erhaltenen Großgeläute der Oberschwäbischen Barockstraße da es als eines der wenigen bei der Säkularisation nicht abgenommen wurde. Es bildet sich die etwas seltsam anmutende Gesamtdisposition: As°- c'- e'- g'- a'- h'- c²- d²- dis²- e²- fis²- a²- a²


Die Glocken wurden über einige Jahrhunderte angeschafft. Die älteste ist auch die kleinste. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und hängt zusammen mit den beiden großen Glocken im Südturm. Zu ihr gesellte sich noch in die alte Basilika 1491 die drittgrößte Glocke e', die heute als eine der schönsten gotischen Glocken Süddeutschlands gilt. Zum Ende der Bauarbeiten am heutigen Münster wurden ein Großteil der kleineren Glocken angeschafft. Sie stammen von den lothringischen Wandergießern Gebrüder Rosier.

Während man in anderen Oberschwäbischen Klöstern gerade den Neubau ihrer Kirchen im Barocken Stil plante, fasste das Stiftskonvent von Obermarchtal die Anschaffung der größten Glocke weit und breit ins Auge. 1688 konnte schließlich die 5t schwere Hosanna gegossen werden, die bis Weingarten die größte Glocke der Gegend war und auch heute noch eine der größten und schönsten erhaltenen Barockglocken.

Die mächtige Hosanna im Südturm des Münsters

Sie trägt am Hals die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a.D. 1688."

Ihre Inschrift lautet: "BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI OSANNA IN EXCELSIS DEO"

Interessant ist die Form dieser Glocke. Die Gewichtsverteilung ist dabei nicht überall gleich. Die Glocke ist einseitig ungefähr 10-20% schwerer, was das beidseitige Anschlagen während des Läutens immer schon schwierig machte und ihr unter den Läutebuben den Namen "krätschigs Mädle" einbrachte. Auch heute ist diese Gewichtsverteilung beim elektrischen Läuten ein gewisses Problem.


Mit ihr kam auch die heute zweitgrößte Glocke in den Nordturm. Die Gloriosa ist eine außerordentlich schöne und warm klingende Barockglocke. Auch sie trägt die Umschrift: "Von Claudius II., Joannes, Joannes II. & Nicolaus Rosier in Rottenburg gegossen a. D. 1688."

Auszug Inschrift: "O MARIA O GLORIOSA DOMINA EXCELSA SVPER SYDERIA ..."

Die Gesamtkosten dieser Anschaffung belief sich auf ungefähr 7000 Gulden.


Bis heute hängen alle Glocken in den originalen Glockenstühlen, die nur an einigen Stellen mit neuen Planken und Streben ausgebessert wurden Siehe hier

Die kleine Bachertglocke ist die modernste der 13 Glocken

Bis 1989 wurden die Glocken noch teilweise mit Seilen von Hand geläutet. In dem Jahr stiftete die Glockengießerei Bachert die drittkleinste Glocke. Beim Einbau dieser Glocke wurden auch die anderen Glocken elektrifiziert und mit einer neuen Steuerung versehen. Um die neue kleine Glocke im Nordturm unterzubringen wurde die kleinste und älteste Glocke in den Südturm über die großen beiden gehängt. Bei dieser gelegenheit wurden bei allen Glocken die historischen Klöppel durch damals moderne Ellipsoidkogelklöppel getauscht. Da diese Klöppelform bei einem guten Klang allerdings zu starken Abnutzungen an den Glocken führte entschied man sich 2009 alle Klöppel restlos durch neue moderne Runballenklöppel zu ersetzen. Zudem wurden bei den ältesten Glocken die Schlagringe von der Glockenschweißerei Lachenmayer wieder "aufgeschweißt", das bedeutet ausgeschlagenes Material wurde mittels autogenen Schweißens wieder hergestellt. Ein Problem mit der Verankerung des Glockenstuhls unter Glocke2 konnte Anfang 2011 endgültig behoben werden.

Heutige Nutzung der Anlage

Die von einer Mauer umgebene Klosteranlage Obermarchtal mit der Kirche St. Peter und Paul, der ehemaligen Klausur und mit seinen Wirtschaftshäusern wird heute von der Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Ihr Innenhof ist Ort der Ausstellung „Marchtaler Fenster - Neue Kunst“.[1] Der Nordflügel der Anlage beherbergt die Realschule und das Gymnasium des Studienkollegs.

Literatur

  • Manuela Oberst: Exercitium, Propaganda und Repräsentation. Die Dramen-, Periochen- und Librettosammlung der Prämonstratenserreichsabtei Marchtal (1657 bis 1778) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. Bd 179). Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020984-8.
Commons: Kloster Obermarchtal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Marchtaler Schulordnung 1748 – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Marchtaler Fenster - Neue Kunst. Website der Ausstellungsreihe im Klosterinnenhof von Obermarchtal

Koordinaten: 48° 14′ 11,4″ N, 9° 34′ 15,5″ O