Kloster Oberzell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Februar 2012 um 04:19 Uhr durch PM3 (Diskussion | Beiträge) (-kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Kloster Oberzell ist ein Kloster in Zell am Main in Bayern in der Diözese Würzburg. Das Kloster liegt am linken Mainufer etwa 6 km von Würzburg entfernt.

Geschichte

Das St. Michael geweihte Kloster der Prämonstratenser wurde 1128 durch Johannes, einen Domkanoniker, und seinen Bruder Heinrich auf Veranlassung des Ordensgründers der Prämonstratenser, des Hl. Norbert von Xanten gegründet. Nach wechselvoller Geschichte erlebte das Kloster unter Abt Oswald Loschert (1747 bis 1785) seine Blütezeit. Balthasar Neumann, der berühmte Baumeister der Würzburger Residenz schuf den herrlichen barocken Neubau. Nach Neumanns Tod wurde unter der Leitung seiner Söhne im Jahre 1760 das Stiegenhaus fertiggestellt, aber der Abteibau blieb weiterhin ohne Flügel zur Kirche hin.

Die Abtei wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Kirche wurde profaniert, die Bibliothek erhielt die Universität Würzburg. Der gesamte Klosterbesitz wurde enteignet: 90 Morgen Weinberg, 637 Morgen Wiesen, 22 Morgen Garten, 8.180 Morgen Wald, die Höfe und Häuser in Waldbrunn, Moos, Eßfeld und Würzburg. Die meisten Bilder Onghers aus der Gemäldegalerie sind verschollen, das Mobiliar wurde in alle Winde verstreut und selbst ein Teil der Urkunden und Handschriften ging verloren.

1817 richteten Friedrich Koenig und Andreas Friedrich Bauer im Kloster eine Druckmaschinenfabrik ein. Dieses Unternehmen, die Firma Koenig & Bauer, Würzburg, hat heute Weltruf.

Am 2. Juli 1901 erwarb die von Antonie Werr gegründete Kongregation der Hlg. Kindheit Jesu unter der Leitung der damaligen Generaloberin Sr. M. Philomena Wenninger das Kloster. Die Kaufsumme betrug 400.000 Mark, wovon die eine Hälfte sofort, die andere nach sieben Jahren zu zahlen war. Die Wiederherstellung der Kirche begann am 27. August 1903 und konnte bereits am 28. Juli 1905 wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen. 1924 wurde Balthasar Neumanns Bau das Mutterhaus der "Zeller Schwestern", einer apostolisch tätigen franziskanischen Frauengemeinschaft.

Klosterstudie

Das Kloster nahm an der Klosterstudie teil. Nach den Ergebnissen leben Nonnen und Frauen der Allgemeinbevölkerung annähernd gleich lang, dicht gefolgt von Mönchen die eine im Schnitt ein bis zwei Jahre kürzere Lebenserwartung haben als beide Frauengruppen. Deutlich abgeschlagen Männer der Allgemeinbevölkerung die im Schnitt sechs Jahre kürzer leben als Nonnen und Frauen der Allgemeinbevölkerung und bis zu viereinhalb Jahre kürzer als Mönche.[1][2]

Literatur

  • Helmut Flachenecker, Wolfgang Weiß (Hg.): Oberzell. Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, Bd. LXII). Ferdinand Schöningh. Würzburg 2006.

Einzelnachweise

  1. Marc Luy: Warum Frauen länger leben. Erkenntnisse aus einem Vergleich von Kloster- und Allgemeinbevölkerung. In: Materialien zur Bevölkerungswissenschaft. Nr. 106. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2002, ISSN 0178-918X, DNB 965668789, S. 117 ff. (online [PDF; abgerufen am 1. Februar 2012] Zugl. Diplomarbeit 1998).
  2. Marc Luy: Geschlechterdifferenz – und kein Ende? Sozial- und geisteswissenschaftliche Beiträge zur Genderforschung. Hrsg.: H. Ehlers, H. Kahlert, G. Linke, D. Raffel, B. Rudlof, H. Trappe. 1. Auflage. Band 8. LIT Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8258-1647-6, 10 Jahre Klosterstudie – gewonnene Erkenntnisse und offene Fragen zu den Ursachen für die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern, S. 251–273 (online [abgerufen am 2. Februar 2012]).

Koordinaten: 49° 48′ 3,7″ N, 9° 52′ 44″ O