Kloster Paradies (Schweiz)

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Das Kloster Paradies liegt in Schlatt TG im Schweizer Kanton Thurgau. Ursprünglich als ein Frauenkloster von Klarissen gegründet, beherbergen die Gebäude heute ausser der Kirche die Eisenbibliothek und das Ausbildungszentrum der Georg Fischer AG.

Geschichte

St. Michaelskirche

Der Orden der Klarissen wurde von Klara von Assisi gegründet und gehört zu den franziskanischen Orden. Dank einer Spende von Graf Hartmann IV. von Kyburg an das «Kloster in Schwarzach» (etwa um 1250) übersiedelten die Nonnen aus ihrem bisherigen claustrum Paradysi apud Constantiam im heutigen Konstanzer Stadtteil Paradies hierher. Bald kam auch hier der Name «Paradies» auf.

Ab 1324 gehörte das Kloster der Schirmvogtei Schaffhausen. Später übernahm das Städtchen Diessenhofen die Rechtsansprüche der Truchsessen auf die Klostervogtei. In den Wirren der Reformation musste der Klosterbetrieb eingestellt werden. Um 1574 gingen die Hoheitsrechte an die Eidgenössischen Orte über. 1578 wurde das Kloster neugegründet.

Anfangs 19. Jahrhundert verbot die Thurgauer Regierung die Aufnahme neuer Novizinnen. 1818 hielten sich nur noch vier Frauen und vier Torschwestern im Kloster auf. 1830 wollte das Dorf das Kloster zu einem Lehr- und Erziehungsheim umbauen, die Kantonsregierung willigte jedoch nicht ein. Als die Äbtissin starb, war das Schicksal des Klosters entschieden und das Thurgauer Parlament liess 1834 das Kloster nach weiteren Streitigkeiten versteigern. Im Zuge der Aufhebung der Klöster im Jahr 1836 wurde das Kloster geschlossen.

1918 kaufte die Georg Fischer AG das Klostergut. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums von Georg Fischer wurde 1952 die gesamte Klosteranlage umfassend restauriert. Heute befindet sich dort die «Eisenbibliothek», die einzige Fachbibliothek der Schweiz zum Thema Eisenverarbeitung, und ein Ausbildungszentrum. Die Kirche Paradies ist nun die Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Paradies. Die übrigen Gebäude gehören der Georg Fischer AG in Schaffhausen.

Landwirtschaftlicher Gutsbetrieb

Gutsbetrieb

Früher waren die meisten Klöster Selbstversorger und somit auf einen oder mehrere landwirtschaftliche Gutsbetriebe angewiesen. Der Gutsbetrieb des Klosters Paradies umfasste vor der Säkularisation um 1803 rund 500 Hektar Wald, Äcker und Wiesen und auch verschiedene Gebäude wie eine Stallung, eine Mühle und eine Säge. Heute umfasst der Gutsbetrieb noch 65 Hektar Wiesen und Äcker, jedoch keinen Wald mehr. Die Hälfte davon wird landwirtschaftlich genutzt. Die Wiesen ernähren 50–60 Simmentaler Fleckvieh und geben ihnen Auslauf. Es werden auch Pferde, Schweine und Hühner gehalten. Der Verwalter dieser Ackerfläche wohnte mit seiner Familie im Südwestflügel des Klosters. Nach seinem Weggang blieb die Wohnung lange Zeit leer. Von Januar 2010 bis August 2010 wurde diese komplett renoviert, nun dient der eine Teil als Büro, der andere Teil als Wohnung.

Kirche

Innenraum

Die Kirche wurde 1587 nach franziskanischen Bauvorschriften erbaut, die eine möglichst einfache Bauweise fordern. Deshalb durfte sie keinen Turm, sondern nur einen Dachreiter aufweisen. Durch eine Spitzbogentüre betritt man das lang gestreckte Kirchenschiff. In der dem hl. Erzengel Michael geweihten Kirche konnten auch Laien an den Gottesdiensten teilnehmen. Die Klausurvorschriften erforderten daher, dass für die Nonnen eine Empore gebaut wurde, die sie direkt aus dem Kreuzgang betreten konnten.

Literatur

  • H. W. Salathé (Fotos), Werner Raths: Der Thurgau. Ein Augenblick in Zeit und Raum. Niggli, Sulgen TG 1993, ISBN 3-7212-0278-3.(?!) – (Bildband).
  • Karl Schib, Hans Rippmann (Illustrator): Geschichte des Klosters Paradies. Georg Fischer AG, Schaffhausen 1951.
  • Alfons Raimann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band V: Der Bezirk Diessenhofen. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1992 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 85). ISBN 3-909158-73-0 S. 318–404.
  • Raphael Sennhauser, Peter Niederhäuser, Betty Sonnberger, in Zusammenarbeit mit dem Verein der Freunde der Klosterkirche Paradies und der Katholischen Kirchgemeinde Paradies: Die Kloster- und Pfarrkirche St. Michael, Paradies. In: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK (Hrsg.): Schweizer Kunstführer. Nummer 746 / Serie 75. GSK, Bern 2003, ISBN 3-85782-746-7.
Commons: Klostergut Paradies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 41′ 2,9″ N, 8° 40′ 34,9″ O; CH1903: 692935 / 282235