Kompetenzbasierte Hochschullehre

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Kompetenzbasierte Hochschullehre oder kompetenzorientierte Hochschullehre ist ein Rahmenwerk für Curricula und Lernbewertung. Es wird auch als eine Art von Bildung beschrieben, die auf vorbestimmten "Kompetenzen" basiert und sich auf Ergebnisse und reale Leistungen konzentriert. Kompetenzbasierte Lehre wird manchmal als Alternative zu reiner Benotung von Kenntnissen vorgestellt.

Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der kompetenzbasierten Bildung demonstrieren die Studierenden ihr erlerntes Wissen und ihre Fähigkeiten, um bestimmte vorbestimmte "Kompetenzen" zu erreichen.[1] Der Kompetenzsatz für einen bestimmten Kurs oder an einer bestimmten Bildungseinrichtung wird manchmal als Kompetenzraster bezeichnet.[2] Die Studierenden werden in der Regel in verschiedenen Kompetenzen zu verschiedenen Zeitpunkten während eines Kurses bewertet[3] und haben in der Regel die Möglichkeit, eine bestimmte Kompetenz mehrmals zu versuchen und kontinuierliches Feedback von den Lehrenden zu erhalten.[4]

Zu den Schlüsselkonzepten, die das Rahmenwerk der kompetenzbasierten Bildung ausmachen, gehören die nachgewiesene Beherrschung einer Kompetenz, sinnvolle Bewertungsarten, individuelle Unterstützung für Schüler und die Erstellung und Anwendung von Wissen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Vereinigten Staaten wurde kompetenzbasierte Lehre ("Competency-based instruction") als spezielle Form des beherrschungsbasierten Lernens ("Mastery Learning"[5]) durch das US Office of Education erstmals in den 1960er Jahren gefördert;[6] der Fokus auf kompetenzorientierte Bildung im Rahmen weit greifender Bildungsreformen wurde dabei häufig als Reaktion auf den Sputnikschock angesehen.[7] Kompetenzorientierung wurde an europäischen Hochschulen und Universitäten besonders durch den Bologna-Prozess vorangetrieben.[8]

Methodik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem kompetenzbasierten Lernmodell muss der Lehrende spezifische Lernergebnisse in Bezug auf Verhalten und Leistung festlegen,[9] einschließlich des entsprechenden Kriteriums, das zur Bewertung des Erreichens verwendet wird. Erfahrungsbasiertes Lernen ist ebenfalls ein grundlegendes Konzept; kompetenzbasiertes Lernen ist lernerzentriert und oft lernergeleitet.[10]

Die Methodik des kompetenzbasierten Lernens erkennt an, dass Lehrende einige individuelle Fähigkeiten oder Kompetenzen schwieriger finden als andere. Aus diesem Grund ermöglicht der Lernprozess in der Regel, dass verschiedene Studierende in einem Kurs unterschiedliche Geschwindigkeiten haben.[11] Darüber hinaus verwenden viele traditionelle Lernmethoden summative Tests, während sich das kompetenzbasierte Lernen auf die Beherrschung individueller Lernergebnisse durch die Studierenden konzentriert.[12] Studierende und Lehrende können die Unterrichtsstrategien dynamisch überarbeiten und basierend auf der Leistung der Schüler in bestimmten Kompetenzen anpassen.[13]

Was es bedeutet, eine Kompetenz gemeistert zu haben, hängt vom Fachgebiet und den Kriterien des Lehrers ab. Im abstrakten Lernen, wie z. B. Algebra, muss der Lerner möglicherweise nur nachweisen, dass er mit einer gewissen Zuverlässigkeit eine geeignete Formel identifizieren kann; in einem Fachgebiet, das die Sicherheit beeinflussen könnte, wie z. B. ein Fahrzeug bedienen, kann ein Lehrender eine gründlichere Demonstration der Beherrschung verlangen.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Western Governors University verwendet seit ihrer Gründung im Jahr 1996 ein kompetenzbasiertes Bildungsmodell. Die ETH Zürich hat ein Kompetenzraster, welches überfachliche Kompetenzen definiert.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SAEZ Schweizerische Ärztezeitung: Kompetenzbasierte Bildung – eine Einführung. 8. Februar 2022, abgerufen am 16. November 2023.
  2. Matthias von Saldern: Schulleistung 2.0: von der Note zum Kompetenzraster (= Schule in Deutschland). Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8423-7607-6.
  3. Carola Iller, Alexander Wick: Prüfungen als Evaluation der Kompetenzentwicklung im Studium. In: Das Hochschulwesen. Band 5, Nr. 6, 2009, S. 195–201.
  4. Silvia Sippel: Zur Relevanz von Assessment-Feedback in der Hochschullehre. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung. 2009, ISSN 2219-6994, doi:10.3217/zfhe-4-01/02 (zfhe.at [abgerufen am 16. November 2023]).
  5. James H. Block, Robert B. Burns: Mastery Learning. In: Review of Research in Education. Band 4, 1976, S. 3, doi:10.2307/1167112 (jstor.org [abgerufen am 30. Januar 2024]).
  6. T.R. Nodine: How did we get here? A brief history of competency‐based higher education in the United States. In: The Journal of Competency-Based Education. Band 1, Nr. 1, April 2016, ISSN 2379-6154, S. 5–11, doi:10.1002/cbe2.1004 (wiley.com [abgerufen am 25. Oktober 2023]).
  7. John Sandberg: Farewell to Teacher Education. In: The Educational Forum. Band 45, Nr. 2, Januar 1981, ISSN 0013-1725, S. 137–144, doi:10.1080/00131728109336064 (tandfonline.com [abgerufen am 25. Oktober 2023]).
  8. Carola Iller, Alexander Wick: Prüfungen als Evaluation der Kompetenzentwicklung im Studium. In: Das Hochschulwesen. Band 57, Nr. 6, 2009, S. 195–201.
  9. Nicole Richter: Praxisprojekte in der Lehre – ein transferorientiertes Lernkonzept. In: Praxisorientierte Hochschullehre: Insights in innovative sowie digitale Lehrkonzepte und Kooperationen mit der Wirtschaft. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-658-32393-6, S. 209–219, doi:10.1007/978-3-658-32393-6_18.
  10. Helmut Ertel, Silke Wehr: Bolognagerechter Hochschulunterricht: Herausforderungen durch Kompetenzorientierung und Lernerzentrierung. In: Aufbruch in der Hochschullehre: Kompetenzen und Lernende im Zentrum. Haupt, S. 3–13.
  11. Frank Krille: Selbstgesteuertes Lernen mit Kompetenzrastern. Ein theoretischer Blick auf das Potenzial eines pädagogischen Instruments zum individualisierten Lernen. 2014, ISSN 1618-8543, doi:10.25656/01:12322 (pedocs.de [abgerufen am 30. Januar 2024]).
  12. Andreas Frey, Christian Spoden, Aron Fink, Sebastian Born: Kompetenzorientierte individualisierte Hochschulklausuren und deren prüfungsrechtliche Einordnung. In: eleed. Band 13, 2020, urn:nbn:de:0009-5-51197.
  13. Sabine Brendel, Ulrike Hanke, Gerd Macke: Kompetenzorientiert lehren an der Hochschule (= Kompetent lehren). Verlag Barbara Budrich, Opladen Toronto 2019, ISBN 978-3-8252-5047-8.
  14. ETH Zürich: Kompetenzraster. Abgerufen am 25. Oktober 2023.