Krauss-Helmholtz-Lenkgestell

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Ein Krauss-Helmholtz-Lenkgestell (nach der Lokomotivfabrik Krauss und dem Konstrukteur Richard von Helmholtz) ist eine bei Dampflokomotiven verwendete Konstruktion, bei der eine Laufachse über einen Hebel mit einer Kuppelachse so verbunden ist, dass das radiale Ausschwenken der Laufachse eine entgegengesetzte seitliche Verschiebung der Kuppelachse bewirkt. Dadurch werden die seitlichen Kräfte bei Kurvenfahrt zu etwa gleichen Teilen von beiden Achsen aufgenommen, womit die Laufeigenschaften denen eines Drehgestells angenähert werden und der Verschleiß von Spurkränzen und Schienen reduziert wird.

Im Gegensatz dazu ist ein Bisselgestell unabhängig im Rahmen gelagert, und die seitliche Führung der Lokomotive erfolgt über Federkräfte. Die Verteilung der Kräfte ist dabei nicht genau definiert und außerdem vom Kurvenradius abhängig.

Weil ein Lenkgestell seine Vorteile besonders in engen Kurven ausspielen kann, tauchte es zunächst bei Nebenbahn-, Lokalbahn- und Schmalspurlokomotiven auf. Eine der ersten Lokomotiven dieser Art war die Bayerische D VIII. Bei dieser Tenderlokomotive befand sich das Gestell hinten; in der Mehrzahl der Fälle war es jedoch vorne oder - wenn die Lokomotive in beide Richtungen gleich gute Laufeigenschaften haben soll - auf beiden Seiten angeordnet.

Später setzte sich das Lenkgestell auch bei den Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn durch, z.B. bei den fünffach gekuppelten Baureihen 44, 45, 50 und 85. Eine Ausnahme war dabei die Baureihe 84, die mit Schwartzkopff-Eckhardt-Lenkgestellen oder die Baureihe 87 Luttermöller-Achsantrieb ausgestattet war.

Die Schlepptender-Lokomotiven der Baureihen 41 und 45 hatten nur vorne ein Krauss-Helmholtz-Lenkgestell; die Schleppachse war in einem Bisselgestell gelagert. Die Tenderlokomotiven der Baureihe 85 verfügten dagegen wie ein Teil der Baureihen 64 und 86 über zwei Krauss-Helmholtz-Lenkgestelle.

Auch die Elektrolokomotiven der Reichsbahn-Baureihen E 04, E 17, E 18 und E 19 wurden mit vergleichbaren Lenkgestellen ausgestattet, genannt AEG-Gestell. Weil die Achsen außengelagert sind, musste auch die Anlenkung des Lenkhebels außen erfolgen, ein charakteristisches Detail dieser Lokomotiven.