Kulla (Wehrbau)

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Zu einem Museum restaurierte Kulla in Tropoja, Nordalbanien

Kulla, Kula, Kuli, (albanisch Kulla/-ë, bulgarisch кули, serbisch-kyrillisch куле) sind wehrhafte Wohntürme auf dem Westbalkan. Diese regionale Bauform findet sich insbesondere im Westen und Süden des Kosovo sowie in Nord-Albanien. Ähnliche Gebäude können aber vereinzelt auch in anderen Ländern des Balkan angetroffen werden.[1]

Kulla in Lura, Albanien

Die Kulla besteht in der Regel aus zwei oder drei Stockwerken. Der typische Aufbau einer dreistöckigen Kulla bestand aus den Stallungen im Erdgeschoss, den Wirtschafts- und Schlafräumen im ersten Geschoss – hier fand das Familienleben statt – und den Räumen der Männer im Obergeschoss. Größere Fenster sind nur im obersten, oft aus Holz gefertigten Stockwerk vorhanden. Der Eingang befindet sich meist nicht im Erdgeschoss.

Der Name kommt ursprünglich von persisch qulla über türkisch kule Berg, Spitze.[2]

Dieser Gebäudetyp entstand im Osmanischen Reich zwischen dem 17. und Anfang 20. Jahrhundert. In der Regel für dauerhaftes Wohnen ganzer Großfamilien konzipiert, gibt es bisweilen aber auch Kullen nur für einen vorübergehenden Aufenthalt.[3][4] So dienten in Nordalbanien solche Gebäude auch den von der Blutrache Verfolgten als vorübergehender Aufenthaltsort.[5] Eine Kulla war zwar nicht geeignet, einer Belagerung durch ein Heer standzuhalten, konnte aber kleinen Gruppen von Angreifern mehrere Tage Widerstand leisten. Die größeren dieser häufig nachmittelalterlichen Bauten konnten einen ganzen Clan dauerhaft beherbergen.

Während des Kosovokriegs (1998/1999) wurden viele dieser kulturhistorisch wertvollen Gebäude zerstört.[6]

In Rumänien kommen ähnliche Wohngebäude vor, die culă (Plural cule) genannt werden. Die rumänischen cule sind weniger turmartig und besitzen im obersten Stockwerk eine halboffene Loggia.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pirro Thomo u. A.: Vendbanime dhe banesa fshatare. In: Vendbanime dhe banesa popullore shqiptare. Band 1. Toena, Tirana 2004, ISBN 99927-1-926-5.
  • Drita Jasiqi: Das Kulla-Projekt – Ein Versuch zur Etablierung von „sanftem Tourismus“ in einer kosovarischen Region. Lehrforschungsprojekt: „Kulturtourismus in Europa“. o.n.A. (uni-frankfurt.de [PDF]).
  • Rassam Sahar: Kulla: A Traditional Albanian House Type in Kosovo. UNESCO-ICOMOS World Millennium Congress, Session 2 (continued) – Historic towns, Paris. 11. September 2001 (citeseerx.ist.psu.edu [PDF]).
  • Peter Giefer: Kosovo – unterwegs im Herzen des Balkans. 1. Auflage. Trescher, Berlin 2010, ISBN 978-3-89794-141-0, S. 65 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kullas in Albanien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kullas im Kosovo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jeta Limani: Kulla of Mazrekaj family in Dranoc. (PDF; 1,4 MB) A Management Plan For A Sustainable Cultural Tourism Development. S. 24, abgerufen am 11. März 2017 (englisch).
  2. Gjergj Fishta, Robert Elsie, Janice Mathie-Heck; Centre for Albanian Studies: The Highland Lute: (Lahuta e Malcís): the Albanian National Epic. I.B.Tauris, London 2006, ISBN 978-1-84511-118-2, S. 435 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Greville Pounds, Norman John: The Culture of the English People: Iron Age to the Industrial Revolution. Cambridge University Press. 27. Mai 1994, S. 335 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): “In southeastern Europe, where the extended family was exemplified as nowhere else in the western world, the home itself was often protected, giving rise to the kula or tower-house”.
  4. Geheimnisvolle Kulas … wandeln Sie auf den Spuren der Ahnen Montenegros. Auf triangle-woodhouse.de, o.n.A., abgerufen 15. März 2016.
  5. The mountain village of Theth. In: Guest House Mark Zef Koçeku. Abgerufen am 29. April 2019 (englisch).
  6. Unesco-Bericht
  7. Traditional romanian architecture – Curtișoara Muzeum. Travel Guide Romania