Beweglichkeit (Physik)

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Die Beweglichkeit bzw. Mobilität als physikalischer Begriff ist definiert über die konstante (stationäre) Geschwindigkeit welche ein Körper (asymptotisch) erreicht, wenn an ihm eine konstante Kraft angreift.

Man spricht in diesem Zusammenhang von der Driftgeschwindigkeit .

In der Elektrodynamik wird die Beweglichkeit in leicht abgewandelter Form und damit mit anderer Einheit definiert. Die Ladungsträgerbeweglichkeit bezeichnet den Zusammenhang zwischen der Driftgeschwindigkeit von Ladungsträgern und einem angelegten elektrischen Feld:

Grundsätzlich ist es nur in dissipativen Systemen sinnvoll eine Mobilität einzuführen, also dort, wo es Reibung und somit eine inelastische Streuung gibt. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit gibt es ein Gleichgewicht zwischen äußerer Kraft und entgegengesetzt wirkender Reibungskraft, sodass die Bewegung stationär ist (allgemeiner: die mittlere Geschwindigkeit ist stationär).

Beweglichkeit in der Mechanik

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Eine konstante an einem Körper angreifende Kraft bewirkt solange dessen Beschleunigung, bis die entgegengesetzte Reibungskraft (z. B. Luft- oder Gleitreibung) den gleichen Betrag hat. Dann ist die stationäre Geschwindigkeit erreicht und die effektive Beschleunigung beträgt null. Dies ist z. B. der Grund, warum ein in der Atmosphäre fallender Körper nicht beliebig schnell wird. Eine Ursache dieser Gesetzmäßigkeit ist die Abhängigkeit der Reibung von der Geschwindigkeit des Körpers.

Die mechanische Beweglichkeit ist daher definiert als

.

In der Mechanik hat die Beweglichkeit somit die Einheit s/kg. Historisch interessant ist, dass Aristoteles dieses Gesetz als grundlegend für seine Mechanik angenommen hat. Die heutige Mechanik hingegen beruht auf den Newtonschen Axiomen, aus denen das Gesetz hervorgeht.

Mobilität bei Stokes’scher Reibung

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Ein Körper werde durch eine externe Kraft beschleunigt und durch Stokes’sche Reibung gebremst. Die Stokes’sche Reibungskraft ist ; für die Bewegung eines kugelförmigen Teilchens in einem Fluid gilt , wobei der Teilchenradius, die dynamische Viskosität des Fluids und der Cunningham-Korrekturfaktor ist.

Die resultierende Kraft setzt sich aus diesen beiden Beiträgen zusammen:

Im Gleichgewicht ist die resultierende Kraft und somit die Beschleunigung gleich Null und die stationäre Geschwindigkeit ist erreicht:

Die Beweglichkeit ist also

Mobilitätsdurchmesser

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Die Beweglichkeit eines sich in einer Flüssigkeit bewegenden Körpers kann auch durch den mobilitätsäquivalenten Durchmesser bzw. Mobilitätsdurchmesser ausgedrückt werden. Dies ist der Durchmesser einer Kugel, welche diese Mobilität besitzt. Sein Wert ist nach dem stokesschen Gesetz , wobei der Cunningham-Korrekturfaktor angibt, ob das den Körper umgebende Fluid als Kontinuum aufgefasst werden kann, als freimolekular oder dazwischen. Ausschlaggebend ist dabei die mittlere Freie Weglänge der Fluidmoleküle und der Mobilitätsdurchmesser des Körpers .

Die Konstanten , und wurden empirisch ermittelt und werden i. d. R. als allgemeingültig betrachtet.

Anwendung findet diese Größe vor allem in der Aerosoltechnik, besonders für ultrafeine Partikel.

Beweglichkeit in der Elektrodynamik

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In der Elektrodynamik wird die Beweglichkeit in leicht abgewandelter Form definiert. Die Ladungsträgermobilität (oder einfach Mobilität, speziell für Elektronen: Elektronenmobilität) bezeichnet den Zusammenhang zwischen einem angelegten elektrischen Feld und der Driftgeschwindigkeit von Ladungsträgern (Festkörper: Defekt-/Elektronen, Plasma: Elektronen/Ionen).

wobei die Einheit     hat. Gewöhnlich wird die Mobilität in cm2/(V·s) angegeben.

Bei kleinen Feldstärken ist    unabhängig von der Feldstärke, bei hohen Feldstärken allerdings nicht mehr. Das genaue Verhalten wird dabei wesentlich durch das Material beeinflusst, also z. B. dadurch, ob ein elektrischer Strom durch einen Festkörper oder ein Plasma fließt. Bei sehr großen Feldstärken erhöht sich in Festkörpern die mittlere Elektronengeschwindigkeit nicht mehr und erreicht die Sättigungsgeschwindigkeit .

Für die Beweglichkeit von Ionen, siehe Ionenbeweglichkeit.

Zusammenhang mit Leitfähigkeit

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Die elektrische Leitfähigkeit lässt sich mit der Beweglichkeit in Verbindung bringen. Für leitfähige Stoffe lautet die Materialgleichung, die die elektrische Stromdichte mit dem angelegten elektrischen Feld über die elektrische Leitfähigkeit verknüpft:

Das zweite Gleichheitszeichen gilt unter Verwendung der obigen Definition der Beweglichkeit. Allgemein ist die Stromdichte als Ladungsdichte mal Geschwindigkeit definiert (  ist die Ladungsdichte = Ladung mal Ladungsträgerdichte):

Somit kommt man durch Gleichsetzen auf den Zusammenhang zwischen Leitfähigkeit und Beweglichkeit:

,

wobei die elektrische Ladung (nicht notwendigerweise die Elementarladung) eines Ladungsträgers (z. B. Elektron, Loch, Ion, geladenes Molekül etc.) und die Ladungsträgerdichte darstellen. In Metallen ändert sich die Ladungsträgerdichte mit der Temperatur wenig und die Leitfähigkeit ist von der temperaturabhängigen Mobilität bestimmt.

Die Leitfähigkeit eines Halbleiters setzt sich zusammen aus der Elektronendichte und deren Beweglichkeit sowie der Lochdichte und deren Beweglichkeit

Bei Halbleitern ändert sich mit der Temperatur die Ladungsträgerdichte stark (exponentiell), dagegen ist die Temperaturabhängigkeit der Mobilität klein.

Mikroskopische Betrachtung

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Ladungsträger bewegen sich in einem Gas oder Festkörper ohne ein elektrisches Feld in der Regel zufällig, d. h. die Driftgeschwindigkeit ist null. Bei Anwesenheit eines elektrischen Feldes bewegen sich die Ladungen dagegen mit einer effektiven Geschwindigkeit entlang des Feldes, die deutlich geringer als die mittlere Geschwindigkeit der einzelnen Ladungen ist.

Nach dem Drude-Modell ist die Driftgeschwindigkeit gleich

Daraus kann man die Mobilität direkt ablesen:

wobei Ladung, Masse, mittlere Stoßzeit (Zeit zwischen zwei Stößen). Die mittlere Stoßzeit lässt sich als Quotient aus mittlerer freier Weglänge und mittlerer Geschwindigkeit schreiben:

Die mittlere Geschwindigkeit setzt sich aus mittlerer thermischer Geschwindigkeit und Driftgeschwindigkeit zusammen. Die Driftgeschwindigkeit ist bei nicht zu großen elektrischen Feldstärken viel kleiner als die thermische Geschwindigkeit, weswegen man sie vernachlässigen kann.

Eine quantenmechanische Betrachtung nach Sommerfeld liefert ein ähnliches Ergebnis. Dort muss allerdings die Masse durch die effektive Masse (kann sich um mehrere Größenordnungen von der Elektronenmasse unterscheiden) ersetzt werden. Zudem muss die mittlere Stoßzeit für die Elektronen mit der Fermienergie eingesetzt werden. Zur Leitfähigkeit (in entarteten Systemen, wie Metallen und hochdotierten Halbleitern) tragen nämlich nur die Elektronen mit Energie im Bereich um die Fermienergie bei.

Mobilität in Festkörpern

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Bei Festkörpern hängt die Mobilität stark von der Anzahl von Störstellen und der Temperatur ab, sodass es schwierig ist, Werte anzugeben. Es ist zu beachten, dass im Gegensatz zu einem einzigen Körper die Geschwindigkeit der vielen vorhandenen Ladungsträger statistisch verteilt ist. Die notwendige Reibungskraft, die eine konstante Beschleunigung verhindert, ist durch die Streuung an Gitterfehlern im Kristall und an Phononen gegeben. Die mittlere freie Weglänge wird von diesen beiden Streumechanismen begrenzt. Die Elektronen untereinander streuen nur sehr selten und an den Gitteratomen eigentlich gar nicht. Näherungsweise lässt sich die Mobilität als Kombination von Effekten von Gitterschwingungen (Phononen) und von Störstellen (= Punktdefekte) durch die folgende Gleichung ausdrücken (Matthiessensche Regel):

.

Die Mobilität ist abhängig vom Material, der Störstellendichte, der Temperatur und der Feldstärke. Bei niedrigen Temperaturen streuen die Elektronen hauptsächlich mit Störstellen, bei höheren verstärkt mit Phononen (je höher die Temperatur, desto mehr Phononen sind angeregt).

Wie die quantenmechanische Betrachtung nach Sommerfeld zeigt, ist die Mobilität von der effektiven Masse abhängig. Dabei ist zu beachten, dass die effektive Masse im Allgemeinen ein Tensor, also richtungsabhängig ist. Somit ist bei einkristallinen Materialien die Beweglichkeit von der Kristallorientierung abhängig.

In Halbleitern ist die Mobilität zudem unterschiedlich für Elektronen im Leitungsband und Defektelektronen (= Löcher) im Valenzband. Elektronen haben meist kleinere effektive Massen als Löcher und somit eine höhere Mobilität. Falls einer der beiden Ladungsträger durch Dotierung dominiert, so ist die Leitfähigkeit des Halbleiters proportional zur Mobilität der Majoritätsladungsträger. Durch Dotierung eines hochreinen Halbleitermaterials (typischerweise Silizium) durch Fremdatome geeigneter Natur werden gezielt eine bestimmte Menge von beweglichen Ladungsträgern eingebracht, deren Mobilität jedoch verringert wird, da die Dotierungsatome Störstellen sind. Je nach Dotierungsmaterial entstehen Überschuss-Elektronen (n-Dotierung) oder -Defektelektronen (p-Dotierung).

Ladungsträgermobilität einiger Stoffe

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Abhängig von der Materialstruktur kann die Beweglichkeit stark variieren. Beispielsweise erreicht sie im Standardmaterial der Elektronik, dem Silicium (Si), nur mittlere Werte. Im Galliumarsenid (GaAs) dagegen ist sie wesentlich höher, mit der Folge, dass dieses Material weit höhere Arbeitsfrequenzen aus ihm erstellter Bauteile zulässt als Silicium, das aber zu ebenfalls höheren Materialkosten.

Elektronen- und Löchermobilität verschiedener Materialien in cm2·V−1·s−1 bei 300 K
Material Elektronen Löcher Anmerkungen
organische Halbleiter ≤ 10
Rubren 40 höchste Beweglichkeit unter den organischen Halbleitern
übliche Metalle ≈ 50
Silicium (kristallin, undotiert) 1.400 450
Germanium 3.900 1.900
Galliumarsenid 9.200 400
Indiumantimonid 77.000
Kohlenstoff-Nanoröhrchen 100.000
Graphen 10.000 auf SiO2-Träger
Graphen 350.000 bei 1,6 K; bisheriger Maximalwert[1]
Zweidimensionales Elektronengas 35.000.000 nahe dem absoluten Nullpunkt[2]

Mobilität in der Gasphase

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Mobilität wird für jeden Bestandteil der Gasphase einzeln definiert. Dies ist von besonderem Interesse in der Plasmaphysik. Die Definition lautet:

wobei - Ladung des Bestandteils, - Stoßfrequenz, - Masse.

Der Zusammenhang zwischen der Mobilität und dem Diffusionskoeffizienten ist als Einstein-Gleichung bekannt:

wobei die Diffusionskonstante, die mittlere freie Weglänge, die Boltzmannkonstante und die Temperatur bezeichnen.

Einzelnachweise

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  1. Luca Banszerus, Michael Schmitz, Stephan Engels, Jan Dauber, Martin Oellers, Federica Haupt, Kenji Watanabe, Takashi Taniguchi, Bernd Beschoten and Christoph Stampfer: Ultrahigh-mobility graphene devices from chemical vapor deposition on reusable copper. In: Science Advances. Nr. 6, 2015, doi:10.1126/sciadv.1500222.
  2. V. Umansky, M. Heiblum, Y. Levinson, J. Smet, J. Nübler, M. Dolev: MBE growth of ultra-low disorder 2DEG with mobility exceeding 35×106 cm2 /V s. In: Journal of Crystal Growth. Nr. 311, 2009, S. 1658–1661, doi:10.1016/j.jcrysgro.2008.09.151.