Landkapitel Vaihingen
Das Landkapitel Vaihingen (auch: Ruralkapitel Vaihingen) im ehemaligen Enzgau war eine vorreformatorische Verwaltungseinheit des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer. Es hatte seinen Sitz in Vaihingen an der Enz.
Hierarchie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übergeordnete Stellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bistum Speyer war in vier Archidiakonate aufgeteilt, die wiederum in drei bis fünf Landkapitel unterteilt waren. Das Landkapitel Vaihingen gehörte zusammen mit dem Landkapitel Weil der Stadt und dem Landkapitel Grüningen zum Archidiakonat Trinitatis,[1] das dem „Stiftspropst zu Allerheiligen“ vorbehalten war. Der vollständige Name dieses Kollegiatstifts war „St. Trinitatis ac Omnium Sanctorum“[2] Dessen Stiftskirche in Speyer soll von Bischof Sigebodo (von 1038 bis 1051 im Amt) südwestlich vom Speyerer Dom in einer Ecke der Stadtmauer erstellt worden sein.[3]
Landkapitel als Mittlere Ebene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geistliches Zentrum des Land- bzw. Ruralkapitels war die Vaihinger Peterskirche, die vor der neuen Stadtkirche als Pfarrkirche diente. Heute beherbergt die Peterskirche das Städtische Museum. Ihr Kirchenschiff wird als Ausstellungs-, Konzert- und Vortragssaal genutzt.
Den Vorsitz im Landkapitel hatte ein Dekan, zumeist der Vaihinger Stadtpfarrer, dessen Kompetenzen ab dem 13. Jahrhundert zunahmen, weil die Archidiakone Speyers erst höhere Aufgaben in der Bistumsverwaltung und in der Reichskanzlei wahrnehmen mussten und später entmachtet wurden.
Nachgeordnete Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Landkapitel Vaihingen gehörten um 1500 die Pfarreien, Klöster, Filialkirchen und Kapellen in Aurich, Bietigheim, Bissingen, Kloster Baiselsberg, Eberdingen, Ensingen, Enzweihingen, Groß- und Kleinsachsenheim, Gündelbach, Häfnerhaslach, Hohenhaslach, Horrheim, Kloster Kircbach, Kleinglattbach, Leinfelder Hof („Lynfeld“), Metterzimmern, Nussdorf, Oberriexingen, Ochsenbach, Pulverdingen, Kloster Rechentshofen, Riet, Roßwag, Sersheim, Spielberg, Untermberg, Unterriexingen und Weissach (siehe Karte).
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Rathaus und Kirche in Enzweihingen
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Pfarrhaus und Johanneskirche in Aurich
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Wehrkirche in Großsachsenheim
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Georgskirche in Hohenhaslach
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Kloster Rechentshofen im Kirbachtal
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Kilianskirche in Bissingen
Auflösung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem die Reformation im Herzogtum Württemberg endgültig durchgesetzt war, musste das Speyrer Bistum auf seine württembergischen Bezirke verzichten. Das Landkapitel wurde aufgelöst und Vaihingen Sitz eines evangelischen Spezialsuperintendenten, dessen Sprengel sich nach der 1812 erfolgten Ablösung Markgröningens durch Ludwigsburg vergrößerte.[4]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Diözesan-Karte des Bistums Speier am Ende des Mittelalters. Entworfen von Franz Xaver Glasschröder, Speyer 1906 (Maßstab 1:250.000) Karte online
- Regesta Imperii (RI online)
- Württembergisches Urkundenbuch (WUB online)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gudrun Aker u. a.: Die Stadtkirche in Vaihingen an der Enz. Kirchliches Leben unter dem Kaltenstein in acht Jahrhunderten. Mit Beiträgen von Gudrun Aker, Lothar Behr, Stefan Benning, Anne-Christine Brehm, Hartmut Leins, Manfred Scheck, Marc Wartner. Hrsg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Vaihingen an der Enz anlässlich der Grundsteinlegung der Stadtkirchen-Erweiterung vor 500 Jahren. Vaihingen 2013.
- Hans Ammerich: Das Bistum Speyer und seine Geschichte, Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende der Salierzeit (1125); Kehl am Rhein 1998; ISBN 3-927095-36-2.
- Gustav Bossert: Württembergisches aus dem Codex Laureshamensis, den Traditiones Fuldenses und aus Weissenburger Quellen. In: Dietrich Schäfer (Hrsg.): Württembergische Geschichtsquellen, Bd. 2. Stuttgart 1895, S. 1–354, Auszug als PDF (7,4 MB).
- Franz Xaver Glasschröder: Das Archidiakonat in der Diözese Speier während des Mittelalters. In: Archivalische Zeitschrift. N.F. Bd. 10, 1902, S. 114–154, Digitalisat
- Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Hrsg. vom Königlichen topographischen Bureau. Stuttgart 1856.
- Christoph Friedrich von Stälin: Wirtembergische Geschichte, Band 1: Schwaben und Südfranken von der Urzeit bis 1080. Stuttgart und Tübingen 1841 Digitalisat.
- Karl-Albert Zölch: Die Bischöfe von Speyer zur Zeit Kaiser Friedrichs II. (Dissertation an der Uni Heidelberg). Heidelberg 2014 PDF
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Karte des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer und Karte der gesamten Diözese des Bistums Speyer um 1500
- ↑ Übersetzt: „Heilige Dreifaltigkeit zu Allerheiligen“; in mittelalterlichen Quellen meist Dreifaltigkeitsstift genannt: Landesarchiv BW online (A 602 Nr 8788): „Der Propst des Dreifaltigkeitsstifts zu Speyer bestätigt die Stiftung der Johanneskaplanei zu Gröningen.“
- ↑ Hans Ammerich: Das Bistum Speyer und seine Geschichte, Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende der Salierzeit (1125), Kehl am Rhein 1998, S. 45.
- ↑ Ludwig Friedrich Heyd: Geschichte der vormaligen Oberamts-Stadt Markgröningen mit besonderer Rücksicht auf die allgemeine Geschichte Württembergs, Stuttgart 1829, Faksimileausgabe zum Heyd-Jubiläum, Markgröningen 1992, S. 199ff