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Laurent Mauvignier

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Laurent Mauvignier (2014)

Laurent Mauvignier (* 1967 in Tours) ist ein französischer Schriftsteller.

Mauvignier studierte Bildende Kunst an der École des Beaux-Arts in Tours und schloss das Studium 1991 mit dem Diplom ab. Sein erstes Buch erschien 1999 bei den Éditions de Minuit, seither ist er dem Verlag treu geblieben. Von 2008 bis 2009 war er Stipendiat der Villa Médici in Rom.[1] Laurent Mauvignier lebt in Toulouse.[2]

Seine letzten beiden Romane, Histoires der la nuit und La maison vide, spielen beide in seiner Geburtsstadt. La maison vide wurde von der Kritik euphorisch als einer der größten französischen Romane des 21. Jahrhunderts gefeiert und als Favorit für den Prix Goncourt 2025 gehandelt, mit dem der Roman dann tatsächlich ausgezeichnet wurde. Ausgangspunkt der an die Familiengeschichte des Autors angelehnte Saga ist eine Kommode voller Relikte – Fotos mit ausgeschnittenen Gesichtern, verschwundene Briefe, eine unauffindbare Medaille. Aus diesen Lücken rekonstruiert der Erzähler fünf Generationen seit napoleonischer Zeit, voller Kriege, Scham, Mythen und verschwiegener Traumata. Erfindung wird aber vom Autor nicht als Lüge begriffen, sondern als einzige poetologische Möglichkeit, Vergangenheit vor dem Verschwinden zu retten. Familienmythen werden demontiert, verdrängte Geschichten – besonders die von Frauen – wieder hörbar gemacht.[3]

Selbstcharakterisierung

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„Seine Romane versuchen die Wirklichkeit abzustecken und rennen dabei gegen das Unsagbare, gegen die Beschränktheit der Worte an. Mauvigniers Sprache ist eine, die versucht, die Leere und die Trauer auszudrücken, die Liebe und den Verlust, wie ein Versuch das festzuhalten, was uns durch die Finger, durch die Jahre rinnt.“[4]

  • Loin d’eux. Roman. Éditions de Minuit, Paris 1999.
  • Apprendre à finir. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2000.
    • Ein Ende finden. Roman. Aus dem Französischen von Josef Winiger. Eichborn, Berlin 2004, ISBN 978-3-821-80706-5.
  • Ceux d'à côté. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2002.
  • Seuls. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2004.
  • Le Lien. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2005.
  • Dans la foule. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2006.
  • Des hommes. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2009.
  • Ce que j’appelle oubli. Éditions de Minuit, Paris 2011.
    • Was ist ein Leben wert? Aus dem Französischen von Annette Lallemand. dtv, München 2013, ISBN 978-3-423-14210-6.
  • Tout mon amour. Éditions de Minuit, Paris 2012 (Theaterstück).
  • Autour du monde. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2014.
    • Mit leichtem Gepäck. Roman. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. dtv, München 2016, ISBN 978-3-423-28076-1.
  • Continuer. Roman. Editions de Minuit, Paris 2016.
  • Une légère blessure. Editions de Minuit, Paris 2016 (Theaterstück).
  • Histoires de la nuit. Roman, Éditions de Minuit, Paris 2020.
    • Geschichten der Nacht. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer. Matthes & Seitz, Berlin 2023, ISBN 978-3-7518-0939-9.
  • La maison vide. Roman. Éditions de Minuit, Paris 2025.

Preise und Auszeichnungen

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Commons: Laurent Mauvignier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. « La voie romaine de Laurent Mauvignier » auf der Seite des RFI.
  2. La Dépêche du Midi, 13. September 2009. [1]
  3. Kai Nonnenmacher: Die unauffindbare Medaille: Laurent Mauvignier. In: Rentrée littéraire: französische Literatur der Gegenwart. 14. September 2025, abgerufen am 14. September 2025.
  4. Text auf der Homepage von Laurent Mauvignier (Memento vom 15. Februar 2015 im Internet Archive).
  5. Lebensdaten der Übersetzerin 1938 – 12. Februar 2018, Nachruf von Josef Winiger beim VdÜ (Auszug):K „… (2014) wurde ihr vom französischen Generalkonsul in München für ihre Verdienste um die Vermittlung der französischen Sprache und Kultur der ‚Ordre des Arts et des Lettres‘ ans Revers geheftet… Sie war promovierte Romanistin, hatte auch bei Mario Wandruszka studiert, … sie war literarisch hoch gebildet, im französischen Literaturkanon sattelfest; sie war mit einem ranghohen französischen Diplomaten verheiratet; sie sprach Französisch so vollkommen akzentfrei und so elegant, wie ich es sonst bei Nicht-Frankophonen nie erlebt habe. … Sie bewarb sich nie um einen Übersetzerpreis, weil sie, wie sie mir einmal verriet, den Kolleginnen und Kollegen den Vortritt lassen wollte, die das Preisgeld nötiger hätten als sie. Chancen hätte sie allemal gehabt, ich erinnere mich noch genau, wie sie uns bei den ersten Werkstattgesprächen Französisch-Deutsch in Straelen mit eleganten und stilsicheren Lösungen in ihrer Übersetzung der "Wachsbildnerin" von Françoise Mallet-Joris beeindruckte. … Bei den Verlagen, für die sie arbeitete, wurde die absolute Fehlerlosigkeit ihrer Übersetzungen und Lektorate hoch geschätzt. Wie viele Bücher sie übersetzt hat, ist nirgends verzeichnet, es müssen an die Hundert sein. Unter den Autoren finden sich George Sand, Jean-Paul Sartre, Julien Green, Erik Orsenna, Julia Kristeva, Jacques Le Goff. Ihr letzter Autor war Laurent Mauvignier…“
  6. Nouvel Observateur-Artikel zur Longlist, 2. September 2014. [2]