Lemma von Osgood

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Das Lemma von Osgood, benannt nach William Osgood, ist eine Aussage aus der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Eine stetige in jeder Variable holomorphe Funktion ist bereits holomorph.[1]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sei eine offene Menge im n-dimensionale komplexen Vektorraum . Eine Funktion heißt holomorph in jeder Variablen, wenn für alle und alle die Funktionen

holomorph sind, das heißt, wenn die aus durch Einfrieren aller bis auf eine Variable entstehenden Funktionen sämtlich holomorph sind.

Aussage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine holomorphe Funktion ist natürlich holomorph in jeder Variablen. Zur Umkehrung gilt das Lemma von Osgood:[2]

  • Ist eine offene Menge und eine stetige Abbildung, die holomorph in jeder Variablen ist, so ist bereits holomorph.

Bemerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen der vorausgesetzten Stetigkeit kann man iterativ die cauchysche Integralformel für eine abgeschlossene Polykreis-Umgebung eines Punktes anwenden und erhält

    für     .

Indem man, ähnlich wie in der Funktionentheorie einer Veränderlichen, den Nenner des Integranden in ein Produkt von geometrischen Reihen um entwickelt, erhält man eine Potenzreihenentwicklung für um , was den Beweis beendet.[3]

Die Aussage aus dem Lemma von Osgood bleibt richtig, wenn man auf die Stetigkeitsvoraussetzung verzichtet. Diese Aussage ist dann deutlich schwieriger zu beweisen und als Satz von Hartogs bekannt. Für viele Anwendungen genügt aber das Lemma von Osgood, da die Stetigkeit oft klar ist.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. William F. Osgood: Note über analytische Funktionen mehrerer Veränderlichen, Mathematische Annalen 1899, Band 52, Seiten 462–464
  2. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall 1965, Kap. I, Theorem 2 (Osgood's Lemma)
  3. Joseph L. Taylor: Several Complex Variables with Connections to Algebraic Geometry and Lie Groups, American Mathematical Society 2002, ISBN 0-8218-3178-X, Satz 2.1.2